Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was kostet Wasser im Augsburger Land?
In Dinkelscherben ist das Trinkwasser für Normalverbraucher teurer geworden. Großabnehmer können weniger zahlen. Wie setzen sich die Kosten zusammen und welche Regeln haben andere Gemeinden?
Landkreis Augsburg Für das Wasser aus der Leitung muss der Verbraucher in Dinkelscherben tiefer in die Tasche greifen. Während Normalund Geringverbraucher künftig deutlich mehr zahlen müssen, könnten sich die neuen Regeln für Großabnehmer sogar lohnen. Dahinter steckt eine komplexe Rechnung. Ist das nur in der Marktgemeinde so?
Grundsätzlich wird bei den Wasserkosten in zwei Kategorien unterschieden. Verbraucher zahlen zum einen die sogenannte Grund- oder Zählergebühr für jeden Wasserzähler. Zum anderen muss eine Verbrauchsgebühr für das benötigte Wasser gezahlt werden. Die Grundgebühr ist in Dinkelscherben von 30 auf 100 Euro deutlich erhöht worden. Das hat der Gemeinderat in der jüngsten Sitzung mit 13 zu 7 Stimmen beschlossen. Die Gebühr liegt bei etwa 40 Prozent der Gesamtkosten für eine durchschnittliche Familie mit einem Verbrauch von 140 Kubikmetern Wasser im Jahr. Hinzu kommen Abwassergebühren und Steuern. Insgesamt zahlt diese Familie in Dinkelscherben künftig rund 680 Euro zuzüglich Steuern. Das ist deutlich mehr als bisher. Weil die Gebühren für den Verbrauch wegen der hohen Grundgebühr weniger ins Gewicht fallen, können die Großverbraucher in Dinkelscherben sparen.
Deswegen habe man sich in Zusmarshausen dazu entschlossen, die Grundgebühr gering zu halten und die Verbrauchgebühr entsprechend zu erhöhen, erklärt Bürgermeister Bernhard Uhl. „Wenn der tatsächliche Wasserverbrauch mehr ins Gewicht fällt, ist das ein Anreiz Wasser zu sparen“, sagt Uhl. Die Grundgebühr liegt in Zusmarshausen bei rund 13 Euro, der Verbrauchspreis bei 1,63 Euro für eine durchschnittliche Familie. Im Jahr macht das – inklusive Abwassergebühren – für den Normalhaushalt etwa 520 Euro. „Wasserpreise lassen sich aber schlecht miteinander vergleichen“, meint Uhl. Denn die Gesamtkosten für das jeweilige Trinkwassernetz sind sehr unterschiedlich. In Dinkelscherben zum Beispiel gibt es hohe Ausgaben für ein neues Netz und für die anhaltende Chlorung des Trinkwassers. Diese Kosten muss die Gemeinde durch ansteigende Wassergebühren auffangen.
Vor ähnlichen Problemen stand man auch in Gessertshausen, erklärt Bürgermeister Jürgen Mögele. Hier habe man die Grundgebühr im vergangenen Jahr auf 42 Euro, die Ver- brauchsgebühr auf 1,78 Euro angehoben. „Wir hatten mehrere Varianten zur Wahl und haben uns für eine ausgeglichene entschieden“, sagt Mögele. Einerseits bedeute eine hohe Grundgebühr für die Gemeinde fixe Einnahmen. Andererseits wolle man Wassersparer auch durch einen geringeren Gesamtbetrag belohnen.
Vor diesem Spagat stehe jede Kommune, die sich mit den Gebühren beschäftige, erklärt Sebastian Schönauer von der Interessensgemeinschaft kommunaler Trinkwasserversorgung in Bayern. Von einer zu geringen Grundgebühr hält er nichts. Denn im Notfall seien auch diejenigen, die Wasser sparen, auf das Wasser aus der Leitung angewiesen. Eine Kommune könne aber nur ausreichend Wasser vorhalten, wenn sie mit fixen Kosten rechnen könne.
Denn etwa 70 Prozent der Kosten für den Wasserversorger seien fixe Kosten, weiß der Leiter der Wasserversorgung bei den StadtwerkenFranz Ottilinger. Bei den Stadtwerken, die zum Teil auch der Versorger in Neusäß sind, setze sich der Wasserpreis für den Verbraucher Symbolfoto: Oliver Berg, dpa aus etwa einem Drittel Grund- und zwei Dritteln Verbrauchspreis zusammen. Eine Familie aus Neusäß zahlt bei einem Verbrauch von 140 Kubikmetern als Kunde der Stadtwerke etwa 380 Euro. Hinzu kommt eine Abwassergebühr von rund 140 Euro, die allerdings an die Stadt Neusäß bezahlt werden muss. Insgesamt zahlt die Familie also 520 Euro im Jahr.
„Wasser ist ein wichtiger Naturstoff“, meint Franz Ottilinger. Auch er sagt, dass ein zu geringer Verbrauchspreis die Wertschätzung dieses Naturstoffs mildern könnte.