Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir müssen Verantwort­ung übernehmen“

Inge Herz setzt sich für arme Menschen ein. Sie weiß, wie Fluchtursa­chen im Senegal bekämpft werden können

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Dinkelsche­rben-Fleinhause­n Seit Jahren macht sich die Flüchtling­sbeauftrag­te Inge Herz aus Fleinhause­n stark für Schwache. Sie engagiert sich in der Flüchtling­shilfe, gibt Deutschkur­se und hat einen Senegalese­n bei sich zu Hause aufgenomme­n. Im Gespräch erzählt sie, was sie antreibt und wie den Menschen auch in ihren Heimatländ­ern geholfen werden kann.

Frau Herz, weshalb liegt ihnen die Hilfe für die Armen und Schwachen so am Herzen?

Inge Herz: Ich bin seit Jahren Asylbeauft­ragte der evangelisc­hen Kirche in Dinkelsche­rben und Mitglied im bayerische­n Flüchtling­srat. Durch diese Arbeit habe ich viele Menschen kennengele­rnt, die verzweifel­t sind. Deren Hilfeschre­ie müssen wir ernst nehmen. Schließlic­h ist auch unser westlicher Lebensstil ein Auslöser für viele ihrer Schicksale. Wir müssen Verantwort­ung übernehmen.

Wie machen Sie das konkret?

Herz: Unser erstes Projekt war der Bau einer Schule im Senegal. Ich habe einen Senegalese­n bei mir zu Hause aufgenomme­n. Er hat mir von der Armut in seinem Heimatdorf erzählt und davon, dass dort viele Kinder nicht zur Schule gehen können. Die Dorfbewohn­er haben Spenden gesammelt und ich habe sie unterstütz­t. Ich habe darauf aufmerksam gemacht und mitgesamme­lt. Es kamen mehrere Tausend Euro an Spenden von Privatleut­en, Vereinen, der Kirche und der Realschule Neusäß zusammen. Mittlerwei­le ist die Schule fertig. Dort werden momentan 700 Schüler unterricht­et. Außerdem haben wir durch die Spendengel­der Brunnen gebaut und Gärten zur landwirtsc­haftlichen Nutzung angelegt. Es geht darum, Starthilfe zur Selbsthilf­e zu schaffen.

Weshalb setzen Sie sich gerade für die Menschen im Senegal ein?

Herz: In Ländern, in denen Kriege herrschen, kann man wenig gegen die Fluchtursa­chen unternehme­n. Aber in Ländern wie dem Senegal, wo Hunger und Arbeitslos­igkeit die Menschen in die Flucht treiben, können wir etwas bewirken. Studien zeigen, dass die heutige Entwicklun­gshilfe die Fluchtursa­chen nicht wirklich bekämpft. Europa gibt Milliarden an Geld aus, um die Außengrenz­en zu sichern. Für dieses Geld könnten alle Kinder dieser Erde kostenlos zur Schule gehen. Da sich diese Politik so schnell aber nicht ändern wird, müssen wir die Probleme auch selbst in die Hand nehmen.

Interview: Philipp Kinne

Info Wer mehr über die Arbeit von Inge Herz erfahren möchte, kann am heutigen Freitag, 23. November, die Veranstalt­ung „Fluchtursa­chen vermeiden“besuchen. Beginn ist um 19 Uhr. Die Veranstalt­ung findet in der evangelisc­hen Kirche Dinkelsche­rben statt. Dort wird auch Friedrich Reich von der Seenotrett­ung einen Vortrag halten.

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Inge Herz

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