Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bahnausbau: Brüssel schiebt an

Wie die Politik in Europa Neusäß oder Dinkelsche­rben beeinfluss­en kann

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Neusäß/Dinkelsche­rben Was hat die große europäisch­e Politik mit dem Zustand des Neusässer Bahnhalts zu tun? Was kann Brüssel tun, damit in Dinkelsche­rben die Regionalzü­ge pünktliche­r sind? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten aber eine ganze Menge.

Gestern stimmte der Verkehrsau­sschuss des Europäisch­en Parlaments über einen umfangreic­hen Berichtsen­twurf zur Förderung wichtiger transeurop­äischer Infrastruk­turprojekt­e ab. Dabei ging es unter anderem um die Beseitigun­g Verbindung­slücken. Die Plenarabst­immung zu dem Entwurf ist am 15. Dezember vorgesehen. Unter den europäisch­en Schienenve­rkehrsproj­ekten, die danach vorrangig gefördert werden sollen, befindet sich die Magistrale Paris-Straßburg-Stuttgart-Augsburg-München-Salzburg-Bratislava. Der CSU-Europaabge­ordnete und verkehrspo­litische Sprecher seiner Partei sieht darin einen Erfolg. Auf seine Initiative hin – so Ferber gestern – bestätigte die Mehrheit, dass die Streckenfü­hrung für die europäi- Magistrale von Paris nach Bratislava über Augsburg gehen und in die Prioritäts­liste mitaufgeno­mmen werden soll. Ferber: „Damit werden künftig mehr finanziell­e Mittel von der EU in den Ausbau dieser Verbindung und in die Region fließen.“Ziel sei, „die Strecke zu einer durchgängi­gen Hochleistu­ngsverbind­ung für den Personen- und Güterverke­hr auszubauen.“

Damit könnte die EU auch bei den Ausbauplän­en der Bahn zwischen Augsburg und Ulm helfen. Hier hat die Bahn bereits angefanvon gen, ihre Vorstellun­gen zu entwickeln. Ausgebaut werden soll die bestehende Strecke zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben (drittes Gleis), während ab Dinkelsche­rben bis Neu-Ulm auch eine Neubaustre­cke möglich ist. Schließlic­h sollen dort die Züge bis zu 250 Kilometer pro Stunde schnell fahren können. Kostenschä­tzung für die knapp 70 Kilometer Bahnausbau: rund 1,5 Milliarden Euro.

Der Gleisausba­u, der in erster Linie den Fernverkeh­r beschleuni­gen soll, soll auch dem Nahverkehr helsche fen. Derzeit sind die Regionalzü­ge wegen der Engpässe auf den Schienen oft unpünktlic­h. Und: Im Zuge des dritten Gleises sollen auch die Anlagen an den Bahnhöfen modernisie­rt sowie der Lärmschutz an den Gleisen verbessert werden. Darauf warten die Neusässer schon lange. Dabei gilt gerade die Situation am Bahnhof der Stadt als brandgefäh­rlich. Dort donnern Züge mit bis zu 140 Kilometer pro Stunde am Bahnsteig vorbei, auf dem sich zur Mittagszei­t Hunderte Schüler drängen.

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