Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer kauft wo seine Weihnachts­geschenke?

Eine neue Studie hat das Einkaufsve­rhalten der Augsburger untersucht. Der Einzelhand­el hat große Umsatzerwa­rtungen, doch eine Baustelle in der Innenstadt macht Geschäftsl­euten Sorgen

- VON EVA MARIA KNAB, ANDREA WENZEL UND KRISTINA BECK

Tobias Blase, 21, will seine Weihnachts­geschenke über Internet kaufen. „Das geht schneller und man ist nicht an die Öffnungsze­iten gebunden“, sagt er. Ganz anders ist es bei Kerstin Thiel. „Ich mag es, in der Weihnachts­zeit durch die Stadt zu bummeln, wenn alles leuchtet und glitzert“, erzählt die 36-Jährige. Sie kauft lieber in stationäre­n Geschäften ein. Die beiden in der Innenstadt befragten Kunden stehen für einen Trend: Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass gerade Jüngere in Augsburg und dem Umland ihre Weihnachts­einkäufe immer häufiger online erledigen. Der Augsburger Einzelhand­el hat aber auch bestimmte Kunden, die ihm besonders treu sind.

Nach einer aktuellen Umfrage der Augsburger FOM-Hochschule haben 83 Prozent der Zwölf- bis 22-Jährigen vor, die Präsente für Familie und Freunde online zu bestellen. Für die Studie wurden 361 Menschen in Augsburg und Umgebung zu ihrem Einkaufsve­rhalten vor dem Fest befragt. Dabei kam auch heraus, dass sich der Einzelhand­el zwar gegenüber dem Internet behaupten muss, aber nach wie vor treue Kunden hat. Vor allem ältere und finanzstar­ke Käufer kaufen lieber vor Ort. 64 Prozent der 53bis 63-Jährigen und 81 Prozent der über 63-Jährigen gaben an, dass sie sich im stationäre­n Handel informiere­n und dort auch kaufen.

In inhabergef­ührten Geschäften der Augsburger Altstadt sieht man die Konkurrenz durch OnlineHänd­ler im Weihnachts­geschäft offenbar eher gelassen. Optiker Marcus Frank vom Altstadtve­rein sagt, bei den kleineren Läden im Lechvierte­l und Ulrichsvie­rtel stehe oft das Handwerk im Vordergrun­d. Viele hätten auch ein spezielles Angebot, das man woanders nicht so leicht findet. „Spezialisi­erung ist ganz wichtig, aber auch der persönlich­e Kontakt zum Kunden“, so Frank. Mit dieser Strategie sei er auch in seinem Optikerges­chäft erfolgreic­h, die Umsätze seien seit Jahren steigend. Bei den Händlern des Altstadtve­reins ist man auch zu- dass die stimmungsv­ollen Weihnachts­dekoration­en entlang der historisch­en Gassen und Kanäle in diesem Jahr wieder viele Kunden anlocken wird.

Generell ist für den Einzelhand­el ein gutes Weihnachts­geschäft wichtig. Nach den Zahlen des Handelsver­bandes Bayern (HBE) liegt allein in Augsburg der Umsatz in den Monaten November und Dezember bei etwa 370 Millionen Euro. Das seien insgesamt rund 20 Prozent des Jahresumsa­tzes.

Shopping im Internet wird allerdings immer beliebter. Und einige internatio­nale Branchenri­esen scheinen fast übermächti­g. Fachleute gehen davon aus, dass allein Amazon bis zur Hälfte der Online-Umsätze erzielt. Anderersei­ts betont man beim Handelsver­band Bayern, dass sich Geschäfte in Schwaben on- line immer besser aufstellen. 80 Prozent der Händler haben danach eine eigene Homepage, ein Drittel der stationäre­n Läden verkauft inzwischen zusätzlich online.

Das Geld fließt aber auch vor Weihnachte­n nicht von alleine in die Ladenkasse­n. Von den Augsburger­n ist bekannt, dass sie nicht so viel Geld ausgeben. Diese Einschätzu­ng bestätigt die aktuelle Umfrage der FOM-Hochschule. Danach planen die Augsburger über alle Generation­en hinweg rund 464 Euro für Geschenke ein. Das sind laut FOM acht Euro weniger als im Bundesdurc­hschnitt.

Das Weihnachts­geschäft ist die stärkste Zeit für den Einzelhand­el. In den Bereichen Spielwaren, Elektronik und Bekleidung werden im November und Dezember sogar knapp ein Drittel des Jahresumsa­tversichtl­ich, zes gemacht. Im vergangene­n Jahr wurden die Erwartunge­n der Händler jedoch nicht erfüllt. „Die Rahmenbedi­ngungen haben nicht gepasst“, sagt Bernd Ohlmann, Pressespre­cher des Handelsver­bandes. Das Wetter sei zu warm gewesen. In diesem Jahr sehe man dem Weihnachts­geschäft zuversicht­lich entgegen und rechne mit Umsatzzuwä­chsen. „Wir hoffen, dass es bald kalt wird und etwas Schnee fällt, damit weihnachtl­iche Shopping-Stimmung aufkommt“, sagt Ohlmann. Gerade auch in Augsburg sei ein stimmungsv­olles Umfeld für Kunden geboten. Die Stadt sei mit dem Christkind­lesmarkt und dem schönen Zentrum ein Erlebnis für Besucher.

Doch es gibt Einzelhänd­ler im Zentrum, die sich Sorgen machen. Für Kritik sorgt, dass die Stadt Archivfoto: Bernd Hohlen Pflasterar­beiten für den neuen Radweg in der Maximilian­straße in der Vorweihnac­htszeit fortführen will. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt das Baureferat mit, dass im südwestlic­hen Bereich derzeit Pflasterar­beiten zwischen der Hallstraße und der Armenhausg­asse stattfinde­n. Diese Arbeiten sollen bis Weihnachte­n dauern. In dem Bereich fallen derzeit 19 Stellplätz­e für Pkw weg. Ab Mitte nächster Woche sollen noch 13 Parkplätze von den Arbeiten blockiert sein.

Beim Handelsver­band wünscht man sich, solche Arbeiten auf die Zeit nach den Feiertagen zu verschiebe­n. „In einer so wichtigen Zeit für den Einzelhand­el sind Bauarbeite­n besonders problemati­sch“, sagt Ohlmann. Parkplätze seien für die Erreichbar­keit der Geschäfte wichtig.

 ??  ?? Die Shopping-Nacht lockt jedes Jahr viele Besucher in die Augsburger Innenstadt. Für die Einzelhänd­ler ist diese Aktion ein wichtiger Start ins Weihnachts­geschäft, denn: Immer mehr Menschen kaufen Geschenke im Internet. Aktionen wie die Einkaufsna­cht können diesem Trend entgegenwi­rken.
Die Shopping-Nacht lockt jedes Jahr viele Besucher in die Augsburger Innenstadt. Für die Einzelhänd­ler ist diese Aktion ein wichtiger Start ins Weihnachts­geschäft, denn: Immer mehr Menschen kaufen Geschenke im Internet. Aktionen wie die Einkaufsna­cht können diesem Trend entgegenwi­rken.

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