Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wer kauft wo seine Weihnachtsgeschenke?
Eine neue Studie hat das Einkaufsverhalten der Augsburger untersucht. Der Einzelhandel hat große Umsatzerwartungen, doch eine Baustelle in der Innenstadt macht Geschäftsleuten Sorgen
Tobias Blase, 21, will seine Weihnachtsgeschenke über Internet kaufen. „Das geht schneller und man ist nicht an die Öffnungszeiten gebunden“, sagt er. Ganz anders ist es bei Kerstin Thiel. „Ich mag es, in der Weihnachtszeit durch die Stadt zu bummeln, wenn alles leuchtet und glitzert“, erzählt die 36-Jährige. Sie kauft lieber in stationären Geschäften ein. Die beiden in der Innenstadt befragten Kunden stehen für einen Trend: Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass gerade Jüngere in Augsburg und dem Umland ihre Weihnachtseinkäufe immer häufiger online erledigen. Der Augsburger Einzelhandel hat aber auch bestimmte Kunden, die ihm besonders treu sind.
Nach einer aktuellen Umfrage der Augsburger FOM-Hochschule haben 83 Prozent der Zwölf- bis 22-Jährigen vor, die Präsente für Familie und Freunde online zu bestellen. Für die Studie wurden 361 Menschen in Augsburg und Umgebung zu ihrem Einkaufsverhalten vor dem Fest befragt. Dabei kam auch heraus, dass sich der Einzelhandel zwar gegenüber dem Internet behaupten muss, aber nach wie vor treue Kunden hat. Vor allem ältere und finanzstarke Käufer kaufen lieber vor Ort. 64 Prozent der 53bis 63-Jährigen und 81 Prozent der über 63-Jährigen gaben an, dass sie sich im stationären Handel informieren und dort auch kaufen.
In inhabergeführten Geschäften der Augsburger Altstadt sieht man die Konkurrenz durch OnlineHändler im Weihnachtsgeschäft offenbar eher gelassen. Optiker Marcus Frank vom Altstadtverein sagt, bei den kleineren Läden im Lechviertel und Ulrichsviertel stehe oft das Handwerk im Vordergrund. Viele hätten auch ein spezielles Angebot, das man woanders nicht so leicht findet. „Spezialisierung ist ganz wichtig, aber auch der persönliche Kontakt zum Kunden“, so Frank. Mit dieser Strategie sei er auch in seinem Optikergeschäft erfolgreich, die Umsätze seien seit Jahren steigend. Bei den Händlern des Altstadtvereins ist man auch zu- dass die stimmungsvollen Weihnachtsdekorationen entlang der historischen Gassen und Kanäle in diesem Jahr wieder viele Kunden anlocken wird.
Generell ist für den Einzelhandel ein gutes Weihnachtsgeschäft wichtig. Nach den Zahlen des Handelsverbandes Bayern (HBE) liegt allein in Augsburg der Umsatz in den Monaten November und Dezember bei etwa 370 Millionen Euro. Das seien insgesamt rund 20 Prozent des Jahresumsatzes.
Shopping im Internet wird allerdings immer beliebter. Und einige internationale Branchenriesen scheinen fast übermächtig. Fachleute gehen davon aus, dass allein Amazon bis zur Hälfte der Online-Umsätze erzielt. Andererseits betont man beim Handelsverband Bayern, dass sich Geschäfte in Schwaben on- line immer besser aufstellen. 80 Prozent der Händler haben danach eine eigene Homepage, ein Drittel der stationären Läden verkauft inzwischen zusätzlich online.
Das Geld fließt aber auch vor Weihnachten nicht von alleine in die Ladenkassen. Von den Augsburgern ist bekannt, dass sie nicht so viel Geld ausgeben. Diese Einschätzung bestätigt die aktuelle Umfrage der FOM-Hochschule. Danach planen die Augsburger über alle Generationen hinweg rund 464 Euro für Geschenke ein. Das sind laut FOM acht Euro weniger als im Bundesdurchschnitt.
Das Weihnachtsgeschäft ist die stärkste Zeit für den Einzelhandel. In den Bereichen Spielwaren, Elektronik und Bekleidung werden im November und Dezember sogar knapp ein Drittel des Jahresumsatversichtlich, zes gemacht. Im vergangenen Jahr wurden die Erwartungen der Händler jedoch nicht erfüllt. „Die Rahmenbedingungen haben nicht gepasst“, sagt Bernd Ohlmann, Pressesprecher des Handelsverbandes. Das Wetter sei zu warm gewesen. In diesem Jahr sehe man dem Weihnachtsgeschäft zuversichtlich entgegen und rechne mit Umsatzzuwächsen. „Wir hoffen, dass es bald kalt wird und etwas Schnee fällt, damit weihnachtliche Shopping-Stimmung aufkommt“, sagt Ohlmann. Gerade auch in Augsburg sei ein stimmungsvolles Umfeld für Kunden geboten. Die Stadt sei mit dem Christkindlesmarkt und dem schönen Zentrum ein Erlebnis für Besucher.
Doch es gibt Einzelhändler im Zentrum, die sich Sorgen machen. Für Kritik sorgt, dass die Stadt Archivfoto: Bernd Hohlen Pflasterarbeiten für den neuen Radweg in der Maximilianstraße in der Vorweihnachtszeit fortführen will. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt das Baureferat mit, dass im südwestlichen Bereich derzeit Pflasterarbeiten zwischen der Hallstraße und der Armenhausgasse stattfinden. Diese Arbeiten sollen bis Weihnachten dauern. In dem Bereich fallen derzeit 19 Stellplätze für Pkw weg. Ab Mitte nächster Woche sollen noch 13 Parkplätze von den Arbeiten blockiert sein.
Beim Handelsverband wünscht man sich, solche Arbeiten auf die Zeit nach den Feiertagen zu verschieben. „In einer so wichtigen Zeit für den Einzelhandel sind Bauarbeiten besonders problematisch“, sagt Ohlmann. Parkplätze seien für die Erreichbarkeit der Geschäfte wichtig.