Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Landkreis ist bald auch ein Spiel
Kinder und Jugendliche sollen das Augsburger Land anders kennenlernen. Worauf es bei einem Brettspiel ankommt
Landkreis Augsburg Kinder sollen in Zukunft auch ganz spielerisch ihre Heimat kennenlernen können: Der Landkreis will dazu ein Brettspiel kreieren lassen. Es soll auf eine spannende Reise durch das Augsburger Land entführen, stellte Kreisheimatpflegerin Claudia Ried in dieser Woche die Idee vor, die im Austausch mit Angela Ehinger entstanden war.
Der Kreisrätin war beim Spiel mit Kindern und Jugendlichen immer wieder aufgefallen: „Sie wissen gar nichts mehr.“Das hatte auch Landrat Martin Sailer festgestellt, als er vor einigen Wochen das neue Landkreis-Schulbuch vorstellte. Auf die Frage, wie groß der Landkreis ist und wie weit er in den Norden reicht, antwortete ein Viertklässler ganz spontan: „Bis zum Nordpol.“
Eisbären in arktischer Umgebung wird es beim neuen Spiel sicherlich nicht geben. Dafür aber Wissenswertes aus den Bereichen Geschichte, Kultur, Kunst, Natur, Freizeit genauso wie Sehenswürdigkeiten. Die Sorge der Kreisräte im Schulund Kulturausschuss: Das Spiel darf nicht langweilig werden. Gefragt seien Elemente, die Spiellust fördern. Wie ein Brettspiel ablaufen könnte, ist unklar. Fest steht nur: Es soll auf das Augsburger Land zugeschnitten und individualisiert sein. Das lässt sich der Landkreis rund 20 000 Euro kosten. Damit die Konzeption leichter fällt, hat die Redaktion einige Ideen gesammelt.
● Spaß Das Würfelspiel Kniffel macht seit Jahrzehnten Spaß – jungen wie älteren Menschen. Der große Vorteil: Niemand muss eine lange Anleitung studieren. Das Prinzip sollte auch für das neue Augsburger-Land-Spiel gelten: einfach und verständlich.
● Strategie Sie sollte ausgeklügelt sein. So lässt sich am Ende zum Beispiel beim Klassiker Risiko die Welt erobern. Einen kriegerischen Hintergrund braucht es im Augsburger Land aber nicht. Was sich bei „Risiko“abschauen lässt: Aufträge können die Spieler fordern.
● Spannung Diese Karte kennt jeder: „Gehe in das Gefängnis. Begib Dich direkt dorthin. Gehe nicht über Los.“Wer Monopoly spielt, kann mit Ereigniskarten gewinnen und verlieren – bis zuletzt ist Spannung garantiert. Sie könnten auch ein Landkreis-Brettspiel bereichern. Allerdings: Bahnhöfe und Wasserwerke sollten nicht zum Verkauf angeboten werden. Die sind Ladenhüter – keiner will sie haben, weil sie am Ende für viel Geld saniert werden müssen.
● Pädagogik Daran scheiden sich die Geister: Erfinder sagen, dass Spiele nicht unbedingt pädagogisch wertvoll sein müssen. Stimmt: Wer nach dem Baujahr der Autobahnkapelle bei Adelsried oder nach der Höhe des Schwabmünchner Wasserturms fragt, wird von Kindern nur ein müdes Gähnen ernten. Anders ist es mit Charaktereigenschaften, die für ein Spiel nötig sind: Wer bei Mensch ärgere dich nicht erfolgreich sein will, braucht Ausdauer und Geduld.
● Kreativität Kinder und Jugendliche wollen nicht nur gefordert werden. Sie wollen sich verwandeln können. Ein Spiel, bei dem es nur mit Hütchen vorwärts- und zurückgeht, ist langweilig. Kinder wollen als Schwarzer Reiter herumgeistern, oder als Landkreis-Maskottchen Zorro auf Gänsejagd gehen. Hoffentlich kommt da nicht der Jäger.