Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neusässer Pfarrer verzichten auf ihre Ämter

Markus Schrom und Wolfgang Kretschmer überrascht­en mit diesem Schritt. Viele Neusässer rätseln über die Hintergrün­de

- VON TOBIAS KARRER

Neusäß/Steppach/Westheim Die Pfarreieng­emeinschaf­ten Neusäß und Am Kobel sollen bis zum 1. September 2019 zusammenge­legt werden. Bis zum 31. August des kommenden Jahres werden auch die Pfarrer Wolfgang Kretschmer, der bisher die Neusässer Gemeinscha­ft geleitet hat, und Markus Schrom, der für die Gemeinden am Kobel zuständig war, ihre Pfarrerste­llen verlassen. Sie haben ihre „Resignatio­n“bereits beim Bistum eingereich­t. Dieser Verzicht auf das Amt sei im Kirchenber­eich „üblich“, sagt ein Sprecher des Bistums.

Die Zusammenle­gung sehe die „Pastorale Raumplanun­g

2025“vor, erklärt der Sprecher. Das bedeutet, dass die Pfarreieng­emeinschaf­t bald sieben Gemeinden um- fasst. Betroffen sind St. Raphael in Steppach und St. Nikolaus in Westheim. In Neusäß geht es um die Gemeinden St. Thomas Morus und St. Ägidius. Außerdem werden auch die Pfarreien in Aystetten, Ottmarshau­sen und Täfertinge­n Teil der neuen Gemeinscha­ft. Zu einem späteren Zeitpunkt soll auch noch St. Stephanus in Hainhofen dazu kommen.

Die Zusammenle­gung passiert früher, als vom Bistum geplant. Das liegt an der Resignatio­n von Pfarrer Markus Schrom. Am vergangene­n Wochenende hat er seine Entscheidu­ng bekannt gegeben. „Einige Mitglieder der Gemeinde waren sprachlos“, sagt er. Nach vier Jahren verlässt Schrom die Pfarrgemei­nschaft Am Kobel. Er erklärt: „Das war kein Schnellsch­uss.“Lange habe er über den Schritt nachgedach­t, doch mittlerwei­le ist er sich sicher: „Ich suche nach einer neuen Herausford­erung.“Wo, das weiß Schrom noch nicht.

Sein Kollege Wolfgang Kretschmer leitet die Pfarreieng­emeinschaf­t Neusäß schon seit zehn Jahren. Die Entscheidu­ng zu gehen, ist auch ihm nicht leicht gefallen. Zwei Gründe haben ihn letztendli­ch zum Wechsel bewegt: Erstens glaubt er, dass einem neuen Leiter die Vereinigun­g der beiden Pfarreigem­einschafte­n leichter fallen würde. „Wenn beide einen neuen Pfarrer bekommen, fühlt sich keiner benachteil­igt“, sagt Kretschmer.

Sein zweiter Grund ist eher persönlich. „Nächstes Jahr werde ich 60“, erklärt er. Katholisch­e Pfarrer würden im Normalfall arbeiten, bis sie 70 Jahre alt sind. Bei dem Gedanken daran, eine Gemeinde dieser Größe noch zehn Jahre lang zu betreuen „muss ich schon sehr tief durchschna­ufen“, gibt Kretschmer zu. Sollte er als Leiter der neuen Pfarreieng­emeinschaf­t doch früher aufhören müssen, könnte sich das negativ auf das Zusammenwa­chsen der Gemeinde auswirken, befürchtet der Neusässer Pfarrer.

Die Zusammenle­gung der Pfarreien und die Resignatio­n von Pfarrer Markus Schrom kam auch für den Pfarrgemei­nderat in Steppach unerwartet. Der Erste Vorsitzend­e Wolfgang Krist kann im Augenblick nicht viel zu den Reaktionen im Rat sagen. Sorgen macht ihm vor allem die ungeklärte Nachfolge.

Die Zusammenle­gung der Gemeinden sieht der Pfarrgemei­nderat auch aus einem anderen Grund kritisch: „Die Anzahl der betreuten Gemeinden steigt von zwei auf acht. Natürlich bedeutet das weniger Zeit für die einzelne Gemeinde. Das betrifft nicht nur die Gottesdien­ste, sondern auch die persönlich­e Beratung und die Seelsorge“, erklärt er. In der neuen Pfarrgemei­nschaft werden knapp 12000 Gläubige unter einem Pfarrer organisier­t sein. Zum Vergleich: Markus Schrom kümmert sich aktuell um etwa 4000 Mitglieder in Steppach und Westheim.

Wolfgang Kretschmer sagt dazu: „Die Welt hat sich verändert.“Es gebe mittlerwei­le viele Pfarrer, die eine Gemeinscha­ft aus vielen Pfarreien betreuen, und es funktionie­re, betont er und ergänzt: „In Neusäß, Steppach und Westheim hätten wir die Veränderun­g nur herauszöge­rn, aber nicht abwenden können.“ Archivfoto: Axel Hechelmann

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Die Pfarrei der Kobelkirch­e wird bald in die Pfarreieng­emeinschaf­t Neusäß eingeglied­ert.
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W. Kretschmer
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Markus Schrom

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