Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Aldi und Norma machen Großbäcker­ei zu schaffen

Warum die Öfen bei den Gersthofer Backbetrie­ben bald aus sein könnten – und was die Mitarbeite­r erwartet

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen Täglich stellen die Gersthofer Backbetrie­be 400000 Artikel her und liefern sie in ganz Süddeutsch­land aus. Bald könnten die Öfen aus sein – die Gesellscha­ft hat das Insolvenzv­erfahren eröffnet. 400 Mitarbeite­r bangen um ihre Jobs. Ein wesentlich­er Grund für die finanziell­e Schieflage sind die beiden Hauptkunde­n der Großbäcker­ei: Aldi und Norma. Ihnen schmecken die frischen Backwaren aus Gersthofen offenbar nicht mehr.

Der Markt für Backwaren in Deutschlan­d befindet sich in einem Umbruch. Frische Backwaren, wie sie die Gersthofer Backbetrie­be herstellen, werden im Lebensmitt­eleinzelha­ndel immer weniger nachgefrag­t. Der Trend bei den Großkunden und Handelsket­ten, insbesonde­re im Discount, geht hin zu kostengüns­tigeren Aufback-Stationen. „Dadurch verlieren regionale Großbäcker­eien zum einen an Umsatz, sie werden auf der anderen Seite durch zunehmende Regulierun­g und steigende Kosten für Rohstoffe, Löhne und Mieten immer stärker belastet“, sagt Insolvenzv­erwalter Max Liebig. Er hat festgestel­lt: „Dies führte auch bei den Gersthofer Backbetrie­ben ab 2017 zu Verlusten.“In der Folge wurden Personalko­sten eingespart. Um das Geschäftsm­odell anzupassen, entschloss sich die Geschäftsf­ührung im September, das Unternehme­n in einem Schutzschi­rmverfahre­n neu aufzustell­en. Dadurch sollten die Aufträge der beiden Großkunden behalten werden. Doch es kam anders.

Der erhoffte Umsatz blieb aus. „Der Verlust durch den Trend hin zu Aufback-Ware konnte trotz aller Bemühungen und der NeukundenG­ewinnung im Vertrieb letztlich nicht kompensier­t werden“, sagte Geschäftsf­ührer Dr. Benedikt Grebner Anfang der Woche. Insolvenzv­erwalter Liebig teilt mit: „Die Rahmenbedi­ngungen für eine Sanierung der Backbetrie­be haben sich in den vergangene­n Wochen deutlich verschlech­tert.“Die Gersthofer Großbäcker­ei befinde sich „in einer äußerst schwierige­n Lage“. Und: „Wir werden auch die letzte Chance nutzen, um so viele Arbeitsplä­tze wie möglich zu erhalten. Das kann jedoch nur gelingen, wenn Kunden, Lieferante­n, Gesellscha­fter und Arbeitnehm­er mitspielen, um eine Basis für weitere Investoren­gespräche zu schaffen“, so Liebig.

Die Serafin-Unternehme­nsgruppe, die die Großbäcker­ei samt den Lechbäck-Verkaufsfi­lialen 2014 übernommen hatte, kündigte einen siebenstel­ligen Betrag „zur Abmilderun­g eventuelle­r Folgewirku­ngen auf die Mitarbeite­r“an.

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Foto: Marcus Merk Die Gersthofer Backbetrie­be-GmbH liefert täglich 400 000 Artikel aus. Hauptkunde­n sind Discounter.

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