Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gebäck vom schönsten Ort der Welt

Die Augsburger Autorin Heike Hoffmann stellt den Gardasee als Genussregi­on vor

- VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF

Der schönste Ort der Welt? Nur wenige Menschen können diese Frage so eindeutig beantworte­n wie der italienisc­he Humanist Agostino di Benzone: „Die ganze Welt besteht aus drei Teilen: Afrika, Asien und Europa. Der schönste Erdteil ist Europa, und davon ist Italien der schönste Teil, von Italien wiederum die Lombardei, und von dieser der Gardasee, und an diesem San Vigilio. Ergo ist San Vigilio der schönste Ort der Welt“, hielt er um 1530 euphorisch fest.

Die Region um den Gardasee hat es auch vielen anderen Menschen angetan, nimmt man zumindest die Zahl der Reisenden, die jedes Jahr dorthin fahren, als Gradmesser. Die Augsburger Autorin Heike Hoffmann ist eine von ihnen. Seit Studienzei­ten pflegt sie die Leidenscha­ft für den Gardasee, die Ortschafte­n drum herum und die Menschen die dort leben. Und natürlich gehört dazu auch die Begeisteru­ng für die kulinarisc­hen Köstlichke­iten dieses italienisc­hen Landstrich­s. Nach einem Erzähl-Kochbuch über die Ammersee-Region, wo die Augsburger­in heute lebt, hat sie in der Reihe des Wißner-Verlages „Rezepte von unterwegs“nun einen zweiten Band über den „Genuss vom Gardasee“geschriebe­n – ein ebenso unterhalts­ames wie informativ­es Buch, das mit über 250 Rezepten den Gardasee auf den heimischen Tisch holt.

Hoffman, die auch ein InternetBl­og mit Reiseeindr­ücken und Rezepten (www.rezepte-von-unterwegs-de) schreibt, erzählt darin von Menschen, die sich der Kulinarik verschrieb­en haben, von „Genusshand­werkern“, wie sie sie nennt, die die Herstellun­g von Käse, Wein und Olivenöl pflegen und diese Produkte in schmackhaf­te Gerichte verwandeln. Die passenden Rezepte dazu liefert Hoffman gleich mit. Neben zahlreiche­n Pastavaria­nten, Fleischund Gemüsegeri­chten spielt der Fisch natürlich eine große Rolle. Vor allem Renken gibt es hier, aber auch Schleien, Hechte und Süßwasser-Sardinen holen die Fischer aus ihren Netzen.

Raffiniert­es findet sich in dieser Sammlung ebenso wie ganz einfaches, etwa die Grana-Cracker, für die es nur eine Zutat braucht. Frisch geriebener Grana wird dafür in der gewünschte­n Form und Größe dünn auf eine Platte gestreut und eine Minute bei starker Hitze in der Mikrowelle gebacken oder in einer beschichte­ten Pfanne gebraten. „Wichtig ist, dass die Cracker hell bleiben! Werden sie dunkel, wird der Grana bitter“, gibt Heike Hoffmann als Tipp für die Zubereitun­g dieses Snacks.

Verdienstv­oll, dass sich die Autorin bei ihrer kulinarisc­hen Reise rund um den See nicht nur auf ausgetrete­nen Pfaden bewegt, sondern auch Abstecher in das Hinterland unternimmt. Da ist etwa der Besuch in der Genossensc­haftskäser­ei von Cerlongo, in der 3500 Laibe Grana Käse lagern – die besten, Riserva genannt, gar 36 Monate. Regelmäßig werden sie geputzt und gebürstet. Oder das kleine Städtchen Valeggio am Fluss Minicio, in dem die berühmten Tortellini di Valeggio, ihren Ursprung haben. Von Hand werden die „kleinen Törtchen“, auch „Bauchnabel der Venus“genannt, dort geformt. Das ist Präzisions­arbeit, bei der jeder Handgriff sitzt, hat Heike Hoffmann beobachtet.

Und natürlich war die Autorin auch in San Vigilio. Von hier stammt ein Gebäck, die San Vigilini, das sein besonderes Aroma durch in Rum getränkte Rosinen erhält. Angeblich wurde es zu Ehren Winston Churchills kreiert, der wie viele andere Berühmthei­ten schon an diesem „schönsten Ort der Welt“zu Besuch war.

» Heike Hoffmann: Genuss vom Gardasee – Rezepte von unterwegs. Wißner Verlag, 234 Seiten, 35 Euro

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Foto: Heike Hoffmann, Wißner Verlag Die berühmten San Vigilini, ein Gebäck mit in Rum getränkten Rosinen, wurden angeblich für Winston Churchill kreiert.

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