Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bekommen alle Schulen Zäune?
Augsburgs Stadträte können sich noch nicht auf eine Vorgehensweise einigen. Es geht um die Frage, wie sicher eingezäunte Gebäude wären – oder wie isoliert
Nach dem Vorfall an der Wittelsbacher Grundschule ist das Sicherheitskonzept der Schulen weiter ein heiß diskutiertes Thema. Wie berichtet, drang ein 21-Jähriger ins Schulgelände ein und versuchte, eine Neunjährige zu missbrauchen. Im Bildungsausschuss stand Kriminalhauptkommissarin Sandra Wolgschaft nun den Stadträten Rede und Antwort. Sie stellte fest, dass die Sicherheitskonzepte der Augsburger Schulen auf einem „guten Stand“sind. Die Schulen setzten sich nicht erst seit dem Vorfall an der Wittelsbacher Grundschule intensiv damit auseinander.
Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) führte aus, dass jede Augsburger Schule verpflichtet sei, gemeinsam mit der Polizei ein Sicherheitskonzept zu erarbeiten. Es werde jährlich auf den Prüfstand gestellt. „Auch nach so schwerwiegenden Vorfällen darf man sich nicht verrückt machen“, sagte Sandra Wolgschaft. Wichtig sei, dass sich Lehrerkollegium und Schüler mit Fortbildungen und Trainings auf Ernstfälle vorbereiten, dass Verhaltensregeln besprochen werden.
In Augsburg gibt es derzeit sowohl Schulen, deren Eingang während des Schulbetriebs offen steht, als auch Schulen, die geschlossen sind. Dort müssen Schulfremde klingeln, um eingelassen zu werden. Beide Varianten hätten ihre Vorund Nachteile, so Wolgschaft: „Natürlich kommen in eine abgesperrte Schule weniger Leute rein. Dennoch ist es keine Garantie dafür, dass nichts passieren kann.“
Das Bildungsreferat wollte dennoch einen Schritt weiter gehen und in einem Grundsatzbeschluss unter anderem festlegen, das künftig alle Schulen umzäunt werden. Der Großteil der Augsburger Schulen ist ohnehin bereits mit einem Zaun versehen. Köhler: „Das würde in Augsburg nur drei, vier Schulen betreffen, da die anderen ohnehin einen Zaun haben. An vielen Schulen müsste er allerdings ausgebessert oder erneuert werden.“Als Beispiel nannte Köhler die Bleriot-Schule im Univiertel, die Herrenbachschule, aber auch das Diesel-Gymnasium. An den Schulen gebe es aus unterschiedlichen Gründen immer wieder Ärger. „Da gibt es massiven Vanda- lismus. Passanten nehmen das Schulhaus als Abkürzung oder benutzen die Schultoilette, obwohl sie da nichts verloren haben.“Am Morgen oder nach dem Wochenende fänden Schulmitarbeiter leere Flaschen von Feiernden auf dem Gelände vor, manch Hundebesitzer gehe dort mit seinem Tier spazieren und räume dessen Hinterlassenschaften nicht weg. All das könne durch eine Einzäunung verhindert werden, hofft Köhler.
Im nichtöffentlichen Teil des Bildungsausschusses stand der Grundsatzbeschluss zur Abstimmung, wurde aber zurückgestellt, nachdem die Mitglieder der Grünen-Stadtratsfraktion Beratungsbedarf angemeldet hatten. „Wir wollen keinen Schnellschuss und lieber vor einer Abstimmung Gespräche mit den Schulen führen, wo eine Veränderung sinnvoll ist“, sagte Fraktionschefin Martin Wild. Stadtplanerisch wurden etwa die Bleriot-Schule oder das Diesel-Gymnasium als Bestandteil des Quartiers gesehen, der allen offen stehen sollte – eine Philosophie, die prinzipiell heute noch gilt. Über die Änderungen im Sicherheitskonzept wird nun in der kommenden Sitzung abgestimmt. Sie findet im Februar statt.