Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Klein Bonn“geht an einen Augsburger
Das Gebäude neben dem Klostermühlenmuseum in Thierhaupten kommt unter den Hammer. Rund 100 Interessierte waren bei dem Termin dabei. Der erzielte Preis überrascht viele
Thierhaupten/Augsburg Mit diesem Andrang hatte niemand gerechnet. Selbst die zusätzlich aufgestellten Stühle im Saal des Augsburger Amtsgerichts reichten nicht aus, als das ehemalige Gasthaus Klein Bonn in Thierhaupten unter den Hammer kam.
Die rund 100 Frauen und Männer – darunter auch viele Thierhauptener – erlebten eine nicht gerade alltägliche Versteigerung. Dabei ging es um das ehemalige Gasthaus Klein Bonn in der Franzengasse 28 gleich neben dem Klostermühlenmuseum. Laut Bürgermeister Toni Brugger hatte es früher mehrere kleine Dorfwirtschaften gegeben. In der Franzengasse 28 sei gerne und viel über Politik diskutiert worden. So sei die Wirtschaft letztendlich zu ihrem Namen gekommen.
Das Haus steht laut Auskunft von Brugger seit Jahrzehnten leer. Nun seien Sicherungsmaßnahmen nötig geworden. Doch die Erbengemeinschaft wurde sich nicht einig, sodass es zur Zwangsversteigerung kam.
Unter den Bietern war auch die gemeinnützige Mühlen GmbH, die das Klostermühlenmuseum betreibt. Einziger Gesellschafter dieser GmbH ist der Landkreis. Behördensprecher Michael Püschel erklärte, dass Vertreter der Mühlen GmbH tapfer mitgeboten hätten. Laut Püschel lag der Verkehrswert des 800 Quadratmeter Grundstücks bei 60 000 Euro. Das Gebäude selbst sei seiner Ansicht nach wohl kaum zu retten und müsste abgerissen werden. „Wir hätten bis 150000 Euro mitgeboten“, erklärte Püschel. Doch es reichte nicht.
Laut Bürgermeister Brugger ging das Gebäude für 230 000 Euro an einen Augsburger Privatmann. „Den hat in dieser Höhe niemand vermutet“, sagte Brugger. Auch Püschel überraschte die hohe Summe. Das sei kein Preis mehr, der in Thierhaupten gang und gäbe sei.
Dabei hatten sich die Verantwortlichen der Mühlen GmbH im Vorfeld schon Gedanken darüber gemacht, was man mit der zusätzlichen Fläche hätte machen können. gibt einen Bedarf an Büroräumen, für ein Lager oder Veranstaltungsräume“, so Püschel. Auch die Marktgemeinde hätte sich laut Brugger finanziell am Kauf beteiligt. Doch daraus wird nun nichts.
Was der neue Besitzer von Klein Bonn damit vorhat, ist nicht bekannt. Laut Brugger wurde bei dem Termin vor Gericht deutlich gePreis macht, dass im Falle eines Abrisses dort entweder ein Einfamilienhaus oder ein Mehrfamilienhaus mit maximal vier Einheiten entstehen könne. Bürgermeister Brugger sagte weiterhin, dass er mit dem neuen Besitzer das Gespräch suchen werde, um zu erfahren, was aus dem Areal werden soll.
Immerhin gibt es noch die Mög„Es lichkeit, dass die Gemeinde ein Vorkaufsrecht geltend macht. Das geht aber nur, wenn das Wohl der Allgemeinheit dies rechtfertigt. Diese Frage entscheidet der Marktgemeinderat. Die Gemeinde müsste in einem solchen Fall als Käufer in den Vertrag einsteigen und den Kaufpreis – in diesem Fall die 230 000 Euro – bezahlen.