Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ich bin verliebt in die bayerische Landschaft

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Na ja, es war Krieg, zuerst der Zweite Weltkrieg, dann 1948 der israelisch­e Unabhängig­keitskrieg. Aber für uns herrschte Aufbruchss­timmung, wir arbeiteten im Kibbuz, wir atmeten die gute Luft der Freiheit, wir fühlten uns als Pioniere. Ab 1945 machte ich eine Banklehre, und ich wurde Mitglied der Haganah, danach Marine-Offizier der israelisch­en Streitkräf­te.

Sie waren ein Flüchtling, einer von vielen, wie es sie auch heute gibt. Brandt: Ja, aber unsere Erfahrung war eine ganz andere. Wir waren Emigranten in einem Meer von Emigranten, alle waren jüdisch und alle sprachen bald Hebräisch. Die jüdische Gesellscha­ft empfing uns mit offenen Armen. Es gab keine Fremdheit, wir hatten das Gefühl, wir kommen nach Hause.

Aber lange blieben Sie nicht in Israel. Brandt: Schon während der Banklehre hatte ich in der Abendschul­e meine Matura gemacht, und nun

Frau und Kinder... In diese heile Familienwe­lt trat irgendwann die Theologie.

Brandt: 1955 begann ich im FordKonzer­n in London als Marktanaly­tiker. Gleichzeit­ig war ich in einer liberalen jüdischen Gemeinde engagiert. Ich geriet also in dieses religiöse Milieu, und heute, im hohen Alter, weiß ich, dass ich diese religiöse Erfahrung, die ich als Kind in der großen Synagoge von München gemacht hatte, schon lange gesucht hatte. Irgendwann merkte ich auch: Ich will nicht nur Autos verkaufen und höhere Gewinne erzielen, darin sah ich keinen Sinn mehr. Ich wollte mit und für Menschen arbeiten und als Jude etwas für die jüdische Gemeinscha­ft tun. Daraus entstand dann auch das Ziel, den Dialog mit anderen Religionen zu suchen.

Den Job bei Ford gaben Sie auf und Sie studierten Theologie am Leo-Baeck-

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