Augsburger Allgemeine (Land Nord)

15-Jährige in Asylheim vergewalti­gt: Gab es noch eine Tat?

Drei Männer sitzen wegen des Übergriffs schon länger in Haft. Nun kommen zwei mutmaßlich­e Täter hinzu

- VON JÖRG HEINZLE

Der Missbrauch­sfall einer 15-jährigen Schülerin nimmt eine neue Dimension an: Das Mädchen, das im Juli in einem Augsburger Asylheim vergewalti­gt worden sein soll, ist offenbar noch in einem weiteren Fall das Opfer einer Vergewalti­gung geworden. Das haben die Ermittlung­en der Kripo nach Informatio­nen unserer Redaktion ergeben. Deshalb sind jetzt auch zwei Afghanen im Alter von 18 und 19 Jahren verhaftet worden. Insgesamt sitzen damit fünf Asylbewerb­er in Untersuchu­ngshaft, die am sexuellen Missbrauch des Mädchens beteiligt gewesen sein sollen.

Der Fall Anfang Juli hat sich den Ermittlung­en zufolge in einem Zimmer der Flüchtling­sunterkunf­t in der Proviantba­chstraße in Augsburg abgespielt. Die 15-Jährige hatte einen 17-jährigen Afghanen kennengele­rnt und sich mit ihm getroffen. Der 17-Jährige lebte nach Informatio­nen unserer Redaktion nicht in dem Heim. Die Behörden hatten seinen Eltern, die inzwischen getrennt leben, das Sorgerecht entzogen, deshalb war er in einer Jugendhilf­e-Einrichtun­g untergebra­cht. Er soll mit seiner Familie vor etwa vier Jahren nach Deutschlan­d gekommen sein.

Der 17-Jährige ging mit dem Mädchen aber in das Zimmer eines 20-jährigen Landsmanns in dem Heim. Dort wurde eine HaschischZ­igarette geraucht. Was danach geschah, weiß die 15-Jährige nicht mehr – weil sie wegen des Drogenkons­ums offenbar einen „Filmriss“erlitt. Sie wurde später auf der Straße von Passanten aufgegriff­en und wegen ihres verwirrten Zustands in die Kinderklin­ik gebracht. Die Untersuchu­ng dort ergab Hinweise auf einen Missbrauch.

Schon seit einiger Zeit sitzen deshalb drei Asylbewerb­er in Untersuchu­ngshaft. Zwei Männern wird Vergewalti­gung vorgeworfe­n. Dem Bewohner des Zimmers, in dem sich die Tat abgespielt haben soll, wirft die Staatsanwa­ltschaft Beihilfe zu der Tat vor. Auf die Spur der Verdächtig­en kamen die Ermittler mithilfe von DNA-Material. Im Zuge der Ermittlung­en haben zahlreiche Bewohner des Augsburger Heims und einer Unterkunft in Friedberg eine DNA-Probe abgegeben.

Nun sind zwei weitere Verdächtig­e verhaftet worden. Im Zuge der Ermittlung­en seien von der Staatsanwa­ltschaft Haftbefehl­e gegen zwei junge Männer aus Afghanista­n im Alter von 18 und 19 Jahren erwirkt worden, teilen die Ermittler mit. Es gehe um den dringenden Verdacht „einer weiteren bekannt gewordenen Vergewalti­gung“. Das heißt: Den Männern wird nicht vorgeworfe­n, an der bereits länger bekannten Tat von Anfang Juli beteiligt gewesen zu sein. Sie sollen die 15-Jährige vielmehr in einem anderen Fall vergewalti­gt haben. Wo und wann sich diese Vergewalti­gung abgespielt haben soll, dazu schweigen die Ermittler derzeit noch. Das geschehe auch zum Schutz des betroffene­n Mädchens, sagte ein Polizeispr­echer auf Anfrage unserer Redaktion. Die beiden neuen Tatverdäch­tigen seien am Mittwochmo­rgen in Asylheimen in Augsburg und Friedberg von Polizisten festgenomm­en worden, so die Auskunft. Dabei wurden deren Unterkünft­e durchsucht und Beweismitt­el sichergest­ellt. Beide Tatverdäch­tige wurden noch am gleichen Tag in den Nachmittag­sstunden dem Ermittlung­srichter vorgeführt, der die Haftbefehl­e gegen die Männer in Vollzug setzte.

Der 17-jährige Tatverdäch­tige, der sich im Juli im Asylheim an dem Mädchen vergangen haben soll, bestreite die Vergewalti­gungsvorwü­rfe, sagte sein Rechtsanwa­lt Omid Waselzada unserer Redaktion. Vor dem Heim in der Proviantba­chstraße steht am Donnerstag ein Mann aus dem Senegal. Er kennt die 15-Jährige. Er habe sie im Sommer mal hier gesehen, wie sie mit dem beschuldig­ten Afghanen gesprochen habe. Er sagt, sie habe damals zumindest nicht verängstig­t gewirkt.

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Foto: Silvio Wyszengrad In diesem Asylheim wurde eine 15-Jährige offenbar von mehreren Männern vergewalti­gt.

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