Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bürokratie bremst Kita-Bau an der Ostendstraße
Weil ein Bescheid der Regierung von Schwaben auf sich warten lässt, muss die Stadt Gersthofen zu einem teuren Notbehelf greifen. Leidtragende sind junge Familien und der Steuerzahler
Gersthofen Bürokratische Hürden verzögern den Baubeginn für die neue Kindertagesstätte an der Ostendstraße in Gersthofen. Nun muss die Stadt Gersthofen Ausweichquartiere schaffen. Kleine Kinder sollen in eine Container-Krippe. Kostenpunkt für den Steuerzahler: fast eine Viertelmillion Euro.
Eine Kita mit vier Krippengruppen und vier Hortgruppen will die Stadt Gersthofen an der Ostendstraße errichten. Das Holzgebäude in Modulbauweise sollte schon im kommenden Frühjahr 45 Krippenplätze für unter Dreijährige bereitstellen, die dringend benötigt werden. Doch daraus wird nun nichts. Im September sollten zudem die Hortplätze in der Nähe der Gersthofer Goetheschule bereitstehen. Doch auch dieser Zeitplan wackelt bedenklich.
Schuld an dieser Entwicklung sei die Regierung von Schwaben, sagt die Gersthofer Bauverwaltung. Obwohl alle Anträge rechtzeitig eingereicht worden seien, hat die Regierung bislang keine Förderzusage gegeben. Der Antrag dort sei noch nicht einmal bearbeitet, nicht einmal eine Bearbeitungszeit habe die Behörde trotz mehrmaliger Nachfrage nennen können. Auslöser sei anscheinend die Vielzahl von derartigen Bauprojekten.
Das Problem: Ohne die Zusage können die Gersthofer die Aufträge für das Projekt nicht ausschreiben. Dieses stockt damit. Tun sie es dennoch, verlieren sie die Zuschüsse. Dabei geht es um bis zu zwei Millionen Euro. Andererseits ist die Stadt verpflichtet, weitere Betreuungsplätze zu schaffen. Im Krippenbereich haben Eltern diesbezüglich sogar einen Rechtsanspruch und können die Stadt verklagen, wenn er nicht erfüllt wird.
Angesichts dieser Zwangslage genehmigte der Bauausschuss des Stadtrats nun eine Notlösung, die aus zwei Teilen besteht. Erstens: Sollte der Hort bis September 2019 nicht fertig sein, wird dieser zunächst in Klassenzimmern der Goetheschule eingerichtet. Maximaler Zeitraum: drei Monate.
Zweitens: Am Ballonstartplatz, wo schon einmal eine behelfsmäßige Kita stand, werden wieder Container aufgestellt, damit die Krippe ab März kommenden Jahres unterkommen kann. Das Gelände ist bereits aufgekiest, es gibt Abwasserund Stromanschluss. Dennoch geht der Notbehelf ins Geld: Für Aufbau und Containermiete rechnet die Verwaltung mit 240000 Euro. Eine günstigere Lösung habe man trotz aller Bemühungen nicht zu bieten, so Tibor Sroka vom Bauamt. „Wir müssen die Kinder ja unterbringen.“Die Vertreter aller Fraktionen stimmten dem Plan zu, machten aber ihrem Unmut über die Saumseligkeit der Aufsichtsbehörde deutlich Luft. Bürgermeister Michael Wörle wurde beauftragt, noch einmal bei der Regierung vorstellig zu werden, damit diese die wertvolle Genehmigung unter Umständen doch noch schnell erteilt. Über die Erfolgaussichten einer Wörle’schen Dienstreise an den Augsburger Fronhof, wo die Behörde sitzt, macht sich Stadtrat Albert Kaps allerdings wenig Illusionen: „Wahrscheinlich kriegt der Bürgermeister bloß einen Strafzettel.“