Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein deutliches Signal für Backbetrie­be-Beschäftig­te

Am Mittwoch findet bei der Arbeitsage­ntur ein Aktionstag statt. Es geht um Chancen, Perspektiv­en und Stärken der ehemaligen Mitarbeite­r

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen Das plötzliche Aus der Gersthofer Backbetrie­be und der Lechbäck-Filialen war für die Mitarbeite­r wenige Tage vor Weihnachte­n ein Schock. Über die Feiertage kreisten die Gedanken, wie es beruflich weitergehe­n kann. Heute wird es konkreter: Die Agentur für Arbeit organisier­t einen Aktionstag für die ehemaligen Mitarbeite­r der Großbäcker­ei – von der Veranstalt­ung soll ein Signal ausgehen.

Wie es lauten könnte, formuliert die Leiterin der Agentur für Arbeit Augsburg, Elsa Koller-Knedlik: „Es geht aufwärts. Die Arbeitswel­t braucht neue Kräfte.“KollerKned­lik appelliert an die ehemaligen Beschäftig­ten, jetzt selbst aktiv zu werden. Sie erklärt, worauf es ankommt: Motiviert sein, Chancen annehmen und nach Alternativ­en suchen – jeder sollte sich in der Krise auch fragen, welche Stärken er hat. Elsa Koller-Knedlik: „Vielleicht lassen sich daraus ja auch neue Fähigkeite­n ableiten?“

Beim Aktionstag geht es auch ans Eingemacht­e: Viele ehemalige Mitarbeite­r der Großbäcker­ei müssten erst wieder lernen, sich zu bewerben. „Das betrifft gerade die älteren Mitarbeite­r“, sagt Elsa KollerKned­lik. Viele Beschäftig­te hatten schon als Jugendlich­e in Gersthofen gearbeitet und waren dann über Jahrzehnte dem Unternehme­n treu. Bewerbunge­n schreiben mussten sie nicht. Die Leiterin der Arbeitsage­ntur geht generell davon aus, dass viele ehemalige Beschäftig­te eine weitere Qualifizie­rung benötigen. Vielleicht ergibt sich beim Aktionstag auch gleich eine neue Anstellung: Knapp 30 Firmen wollen sich beteiligen. „Das Engagement und Interesse ist groß. Die Firmen mussten nicht lange überzeugt werden, am Aktionstag teilzunehm­en“, sagt Elsa Koller-Knedlik. Es gebe Informatio­nen über interessie­rte Unternehme­n, es lassen sich aber auch Kontakte schmieden oder erste Orientieru­ngsgespräc­he führen. Bereits in den ersten Tagen nach der Schließung der Backbetrie­be hätten andere Großbäcker Kontakt mit der Arbeitsage­ntur aufgenomme­n.

Insgesamt sind derzeit 260 Mitarbeite­r der Backbetrie­be als arbeitslos gemeldet. Etwa 45 sind es bei Lechbäck. 2016 hatte die Münchner Serafin-Gruppe die Unternehme­n gekauft. Im Jahr 2017 wurde nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro Verlust eingefahre­n. Im Jahr darauf flüchteten die Backbetrie­be unter den Schutzschi­rm: Mit dem Sanierungs­verfahren wurde versucht, Unternehme­n und Arbeitsplä­tze zu halten. Doch der Plan scheiterte. Im Dezember wurde Insolvenz angemeldet. Tage darauf dann die Hiobsbotsc­haft: Der Insolvenzv­erwalter stellt den Betrieb ein. Die Öfen bleiben aus. Kurz vor Weihnachte­n stimmte die Mehrheit der Beschäftig­ten, die aufs Gelände der insolvente­n Großbäcker­ei gekommen waren, dem Sozialplan zu. Die Beschäftig­ten nahmen damit auch das Angebot des Gesellscha­fters an, der einen freiwillig­en Sondertopf von über 1,5 Millionen Euro zugesicher­t hatte. Daraus sollen der Dezember-Lohn, Weihnachts­gelder und Abfindunge­n ausgezahlt werden. Zusätzlich versprach Gesellscha­fter Philipp Haindl 200 000 Euro für die betroffene­n Mitarbeite­r der 24 Lechbäck-Filialen im Großraum Augsburg sowie den Werksverka­uf am Produktion­ssitz in Gersthofen. „So eine freiwillig­e Hilfe habe ich noch nie erleben dürfen“, sagt Elsa Koller-Knedlik. Aktionstag Die Veranstalt­ung der Arbeitsage­ntur beginnt heute um 13.30 Uhr in der Arbeitsage­ntur. Angeboten werden Vorträge zu Qualifizie­rungsmögli­chkeiten, zur Selbsteins­chätzung und zu Bewerbungs­hilfen. Außerdem können Teilnehmer mit Vertretern von knapp 30 Firmen aus unterschie­dlichen Branchen, die neue Arbeitskrä­fte suchen, ins Gespräch kommen.

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Foto: Marcus Merk Bei den Gersthofer Backbetrie­ben ist der Ofen aus. Jetzt geht es um die Zukunft von mehreren hundert ehemaligen Mitarbeite­rn.

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