Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Freilichtbühne: Zeit für eine Komplettlösung
Augsburgs Freilichtbühne gehört sicherlich zu den schönsten Freilufttheatern in Deutschland. Ihre Nähe zu den historischen Wassertürmen und Wallanlagen ist reizvoll, die Bühne liegt zudem mitten in der Stadt. Sowohl für Einheimische als auch für Touristen ist sie damit leicht zu erreichen. Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere ist, dass die Freilichtbühne bis auf wenige Tage im Jahr verwaist ist. Mit der rigorosen Regelung, sie einzig und allein dem Theater als Spielstätte zu öffnen, hat sich die Stadt eines der schönsten Veranstaltungsorte in Augsburg beraubt. Wer keine Theaterkarte hat, bleibt Zaungast. Das ist ärgerlich für andere Veranstalter, vor allem aber für all die Menschen, die an einem schönen Sommerabend gerne ein Konzert oder eine andere Veranstaltung auf diesem Gelände besuchen würden.
Sollte die Stadt in diesem Jahr den Welterbe-Titel erhalten, wird das Gelände rund ums Rote Tor verstärkt in den Mittelpunkt rücken: Die Wassertürme und das Aquädukt, das an der Freilichtbühne vorbeiführt, sind wesentliche Bestandteile der Augsburger UnescoBewerbung. Diese Sehenswürdigkeiten würden in einer WelterbeStadt künftig vermehrt Besucher locken – und zwar aus aller Welt. Wie soll man ihnen erklären, dass es in Augsburg zwar eine nette OpenAir-Bühne gibt, dass man diese aber nur an knapp 30 Tagen im Jahr besuchen kann?
Der Plan des Theaters, das Fugger-Musical „Herz aus Gold“künftig jedes Jahr zu zeigen, ist eine gute Entscheidung. Ein Musical mit historischem Bezug zur Stadt kann zur Attraktion werden. Es täte Augsburg auch gut, ein Musical als Marke zu haben. Genauso wichtig wäre es aber, auf der Freilichtbühne auch andere Genres zu bedienen. Sänger, Bands und Liedermacher würden sicherlich gerne vor der historischen Kulisse auftreten – wenn sie denn dürften.
Die Stadt Augsburg sollte sich die Freilichtbühne als Projekt vornehmen: Welche Wünsche hat die Stadtgesellschaft an die Nutzung der Freilichtbühne und welche Sorgen haben die Anwohner? Wie viele Termine braucht das Theater für Proben und Aufführungen und welche Möglichkeiten gäbe es, in den Theaterferien (also ab Ende Juli) die Tore auch für andere Veranstalter zu öffnen? Die Angst vor möglichen Anwohnerklagen wirkte in den vergangenen Jahren eher vorgeschoben. Es wird Zeit, diese Fragen endlich zu klären.