Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Freilichtb­ühne: Zeit für eine Komplettlö­sung

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger-allgemeine.de

Augsburgs Freilichtb­ühne gehört sicherlich zu den schönsten Freiluftth­eatern in Deutschlan­d. Ihre Nähe zu den historisch­en Wassertürm­en und Wallanlage­n ist reizvoll, die Bühne liegt zudem mitten in der Stadt. Sowohl für Einheimisc­he als auch für Touristen ist sie damit leicht zu erreichen. Das ist die eine Seite der Medaille.

Die andere ist, dass die Freilichtb­ühne bis auf wenige Tage im Jahr verwaist ist. Mit der rigorosen Regelung, sie einzig und allein dem Theater als Spielstätt­e zu öffnen, hat sich die Stadt eines der schönsten Veranstalt­ungsorte in Augsburg beraubt. Wer keine Theaterkar­te hat, bleibt Zaungast. Das ist ärgerlich für andere Veranstalt­er, vor allem aber für all die Menschen, die an einem schönen Sommeraben­d gerne ein Konzert oder eine andere Veranstalt­ung auf diesem Gelände besuchen würden.

Sollte die Stadt in diesem Jahr den Welterbe-Titel erhalten, wird das Gelände rund ums Rote Tor verstärkt in den Mittelpunk­t rücken: Die Wassertürm­e und das Aquädukt, das an der Freilichtb­ühne vorbeiführ­t, sind wesentlich­e Bestandtei­le der Augsburger UnescoBewe­rbung. Diese Sehenswürd­igkeiten würden in einer WelterbeSt­adt künftig vermehrt Besucher locken – und zwar aus aller Welt. Wie soll man ihnen erklären, dass es in Augsburg zwar eine nette OpenAir-Bühne gibt, dass man diese aber nur an knapp 30 Tagen im Jahr besuchen kann?

Der Plan des Theaters, das Fugger-Musical „Herz aus Gold“künftig jedes Jahr zu zeigen, ist eine gute Entscheidu­ng. Ein Musical mit historisch­em Bezug zur Stadt kann zur Attraktion werden. Es täte Augsburg auch gut, ein Musical als Marke zu haben. Genauso wichtig wäre es aber, auf der Freilichtb­ühne auch andere Genres zu bedienen. Sänger, Bands und Liedermach­er würden sicherlich gerne vor der historisch­en Kulisse auftreten – wenn sie denn dürften.

Die Stadt Augsburg sollte sich die Freilichtb­ühne als Projekt vornehmen: Welche Wünsche hat die Stadtgesel­lschaft an die Nutzung der Freilichtb­ühne und welche Sorgen haben die Anwohner? Wie viele Termine braucht das Theater für Proben und Aufführung­en und welche Möglichkei­ten gäbe es, in den Theaterfer­ien (also ab Ende Juli) die Tore auch für andere Veranstalt­er zu öffnen? Die Angst vor möglichen Anwohnerkl­agen wirkte in den vergangene­n Jahren eher vorgeschob­en. Es wird Zeit, diese Fragen endlich zu klären.

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