Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spät gestartet, weit gekommen

Markus Kreul fing erst mit elf Jahren an, Klavier zu spielen. Heute ist er ein Schumann-Botschafte­r und organisier­t als solcher eine dreitägige Veranstalt­ung in Augsburg

- VON RICHARD MAYR

An Robert und Clara Schumann führte für Markus Kreul kein Weg vorbei. Wie auch? Wer in Bonn anfängt, die Musik und vor allem das Klavier für sich zu entdecken, landet ziemlich schnell bei den beiden großen Komponiste­n der Romantik. Und noch immer lässt das Ehepaar Schumann Kreul nicht los. Heute ist er Berufsmusi­ker, gibt Konzerte als Solist, Kammermusi­ker und Liedbeglei­ter. Er lebt nicht mehr in Bonn, sondern in Altomünste­r und vermittelt sein Wissen als Dozent an Studenten des Leopold-MozartZent­rums in Augsburg. Dort findet nun vom 8. bis 10. Februar ein großes Schumann-Symposium statt, das Kreul gemeinsam mit Dominik Wortig und Agnes Habereder-Kottler organisier­t.

Vor zwei Jahren ist Kreul vom Schumann-Forum zum SchumannBo­tschafter ernannt worden, in einer Reihe mit Nikolaus Harnoncour­t, Sol Gabetta und András Schiff, die mit Auftritten, Einspielun­gen und Interpreta­tionen das Schumann-Werk pflegen und im Bewusstsei­n halten sollen.

Dass Kreul, 46, einmal eine solche Auszeichnu­ng erfährt, war bei seinen musikalisc­hen Anfängen nicht absehbar. Im Vergleich zu anderen profession­ellen Musikern war Kreul ein ausgesproc­hener Späteinste­iger. Erst mit elf Jahren fing er an, Klavier zu spielen. Und erst spät kam Kreul in seiner Schullaufb­ahn auf die Idee, später das Instrument und die Musik als Lebensmitt­elpunkt zu wählen. „Meine Eltern haben eher gebremst“, erzählt er. Er musste sie und auch sich von dieser Wahl überzeugen. Kreul wollte Musik studieren, weil er dachte, später einmal als Chorleiter und Musiklehre­r tätig zu sein. Ein Hochschull­ehrer sprach ihn darauf an, noch weiter zu gehen. „Das alles hat sich bei mir langsam entwickelt“, sagt Kreul.

Und er kann sich noch gut daran erinnern, wie er in seinen jungen Jahren das erste Mal im Schumann- haus in Bonn-Endenich stand, das Sterbehaus des berühmten Komponiste­n und Pianisten. Dieser Ort habe ihn fasziniert und beflügelt. Nicht nur einmal sei er dort hingegange­n, weil er dort auch Noten ausleihen konnte.

Wie bei vielen profession­ellen Musikern geht bei Kreul das eigene Weiterentw­ickeln und das Weitergebe­n Hand in Hand. In Altomünste­r organisier­t Kreul zum 13. Mal den Europäisch­en Musikworks­hop Altomünste­r, kurz Eumwa. Renommiert­e Dozenten unterricht­en vom 20. bis 27. April in dem Markt den musikalisc­hen Nachwuchs, dazu gibt es täglich Konzerte und für Kinder und Laienmusik­er eigene Workshops.

Kreul unterricht­et auch am Leopold-Mozart-Zentrum. Dort organisier­t er – als Schumann-Botschafte­r – nun zum dritten Mal ein Schumann-Symposium. Thema des Symposiums sind Robert Schumann und sein Verhältnis zu den beiden Dichtern Friedrich Rückert und Nikolaus Lenau. Beide haben Schumann inspiriert.

Und dann beschäftig­t sich Kreul im Clara-Schumann-Gedenkjahr (ihr Geburtstag jährt sich zum 200. Mal) natürlich auch mit ihr. Kreul schwebt vor, ein Konzert von Clara Schumann zu rekonstrui­eren. 1857 trat diese zwei Mal in Augsburg auf. Was sie gespielt hat, ist überliefer­t. Allerdings trat sie damals gemeinsam mit Augsburger Sängern auf. Was diese beigetrage­n haben, muss Kreul noch herausfind­en. Dann kann er sich auch vorstellen, dieses Schumann-Konzertpro­gramm in Augsburg gut 160 Jahre später wieder aufzuführe­n.

ODas Robert-Schumann-Symposium findet vom 8. bis 10. Februar im Leopold-Mozart-Zentrum statt. Bereits am 7. Februar wird als Auftakt im Cinemaxx-Kino um 19.30 Uhr der Film „Geliebte Clara“mit Martina Gedeck gezeigt. Thematisch steht im Symposium „Robert Schumann und die Dichter Friedrich Rückert und Nikolaus Lenau“im Fokus.

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Foto: Konstantin Volkmar Der Pianist Markus Kreul organisier­t mit Kollegen ein Schumann-Symposium in Augsburg.

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