Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Pendler sauer: Fast kein Zug ist pünktlich
Seit der Übernahme der Strecken ins Allgäu durch die Bayerische Regiobahn häufen sich die Beschwerden der zahlenden Kunden. Woran das liegt und wie man Abhilfe schaffen will
Augsburg Wenn Bahnfahrer zwischen Augsburg und Allgäu blau sehen, sehen sie rot. Blau sind die Züge der Bayerischen Regiobahn (BRB), die seit dem 9. Dezember den Großteil der Verbindungen zwischen Buchloe und Augsburg sowie zwischen Landsberg und Augsburg betreut. Seitdem häufen sich die Beschwerden über unpünktliche und ausgefallene Züge.
So fallen in dieser Woche etwa 20 Prozent der Bahnen zwischen Bobingen und Augsburg aus, und zwischen Kaufering und Landsberg fahren gar keine Züge mehr. Der Grund ist Personalmangel bei den Lokführern. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die die Zugleistungen bei den Bahnunternehmen bestellt, hat die BRB deshalb zu einem Krisengespräch gebeten, das am morgigen Freitag stattfinden soll. Die BRB hat angekündigt, dass sich die Personalsituation ab nächster Woche entspannen wird und dann die Züge wieder wie im Fahrplan vorgesehen fahren.
Die Ausfälle sind das eine. Aber BRB hat auch ein massives Problem in Sachen Pünktlichkeit. Wie groß der Ärger ist, verdeutlichen auch die Beiträge auf der FacebookSeite unserer Zeitung. „Gefühlt jeden Tag Verspätung! Wenn man als München-Pendler auf Folgezüge angewiesen ist, noch bescheidener ... Man wünscht sich die DB zurück (kaum zu glauben)“, schreibt beispielsweise Robert Rice.
Und Tamara Seitel ergänzt: „Es ist einfach nur nervig, vor allem bei dem Wetter ewig am Bahnsteig zu stehen, weil es die BRB nicht schafft, nur einen Zug pünktlich zu schicken. Aber vermutlich kommen die Fahrer des Zuges mit der BRB zur Arbeit, dann kann das nichts werden.“
Markus Wegmann aus Inningen ist gleich doppelt von den Problemen bei der BRB betroffen. Er fährt mit der Bahn nach München, sein Sohn zur Bobinger Realschule. „Der Zug, den mein Sohn nimmt, hat fast jeden Tag fünf bis zehn Minuten Verspätung. So verpasst er den Bus in Bobingen und kommt 20 bis 30 Minuten zu spät in die Schule.“Häufig hat er deshalb sein Kind mit dem Auto in die Schule gebracht: „Das kann es ja auch nicht sein. Aber in den letzten zehn Tagen ist es etwas besser geworden – der Zug kam nur noch selten unpünktlich“, sagt er.
Er selbst pendelt nach München, und da schaut es nicht viel besser aus. „Auch hier ist der Zug meist verspätet, sodass ich in Augsburg fast nie meinen Anschlusszug nach München erwische und dadurch etwa 15 Minuten zu spät in die Arbeit komme. Und immer wieder fallen Züge komplett aus.“Er ist ebenfalls der Meinung, dass es seit der Übernahme der BRB schlechter geworden ist: „Die Menschen am Bahnsteig flüchten sich inzwischen in Galgenhumor.“
Bernd Bestel aus Bobingen hat sogar einen eigenen Blog zu seinen Problemen mit der BRB unter der Adresse: https://blog.berrnd.de/ story/das-bayerische-regiobahn-tadie gebuch. Schon länger ist er BRBKunde, weil er häufiger auf der Ammersee-Strecke unterwegs ist, auf der schon seit mehreren Jahren die BRB fährt. „Dort hat es am Anfang auch Probleme gegeben, aber das hat sich dann gebessert.“Jetzt pendelt er etwa dreimal pro Woche zwischen Augsburg und Bobingen: „Fast kein Zug ist pünktlich“, sagt er. Darüber hinaus ärgert ihn auch die Informationspolitik: „Man erfährt in der DB-App meist erst kurz vor der Abfahrt, dass ein Zug Verspätung hat oder ausfällt.“
Er hat die Erfahrung gemacht, dass viele Bahn-Pendler „schicksalsergeben“die Verspätungen hinnehmen: „Ich wollte es einfach mal öffentlich machen, wie es wirklich läuft. Außerdem hatte ich durch die Verspätungen Zeit und habe das in mein Notebook getippt“, sagt der Software-Entwickler.
Fabian Amini von der BRB räumt die Probleme in Sachen Pünktlichkeit ein: „Zum einen haben wir Schwierigkeiten bei der Einsatzplanung unserer Fahrzeuge. Da wird es in der kommenden Woche erste Verbesserungen geben“, verspricht er. Ein weiterer Grund für die Verspätungen seien Bauarbeiten zwischen Geltendorf und Buchloe, wo gerade die Strecke elektrifiziert wird. „Die Auswirkungen der Baustelle, die noch bis September andauern wird und in der Verantwortung der Deutschen Bahn als Infrastrukturbetreiber liegt, können wir leider nicht beeinflussen.“
Errol Yazgac von der Bezirksgruppe Schwaben des Fahrgastverbandes Pro Bahn sieht das ähnlich: „Es gibt Probleme, für die die BRB verantwortlich ist und es gibt andere Dinge, für die die Deutsche Bahn als Netzbetreiber zuständig ist.“
Er hofft, dass bei dem Gespräch zwischen der Eisenbahngesellschaft und der BRB Lösungen gefunden werden: „Es ist schon ein ungewöhnlicher Vorgang, wenn ein Unternehmen so einbestellt wird. Die BRB erhält für ausgefallene Züge kein Geld und muss für Verspätungen Strafen zahlen. Allein weil die BRB auch ein finanzielles Interesse hat, bin ich guter Dinge, dass bei dem Gespräch am Freitag etwas Positives für die Bahnfahrer rauskommt.“
Eigener Blog zu den Problemen bei der Bayerischen Regiobahn