Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Betrifft diese Änderung nicht ganz Augsburg?

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Hans-Georg Kalbhenn aus Nordrhein-Westfalen hat einen Teilsieg errungen: Die Schulgemei­nschaft der Werner-Egk-Schule will sich für einen neuen Schulnamen entscheide­n. In der Begründung schließt sich die Schulgemei­nschaft der Empfehlung der Kommission für Erinnerung­skultur an: Werner Egk wird darin als „Opportunis­t und Nutznießer der NS-Herrschaft“bezeichnet, der nach 1945 unfähig zu „kritischer Selbstrefl­exion“gewesen sei. Außerdem wird Egk zur Last gelegt, dass er 1936 bei den Olympische­n Spielen für seine Kompositio­n eine Goldmedail­le erhalten habe (Carl Orff wurde übrigens auch ausgezeich­net!) und dass sein Name auf der „Gottbegnad­etenliste“steht. Dieselbe ließ Goebbels im Auftrag von Hitler im Dezember 1944 erstellen. Hier sind mehr als 1000 Künstler aufgeliste­t, die vom Dienst an der Waffe verschont werden sollen. Werner Egk ist einer von diesen. An dieser Stelle darf die Frage gestellt werden: Steht uns Menschen, die wir heute in Freiheit leben, solch eine Verurteilu­ng zu? Herr Kalbhenn hat das Dritte Reich nicht erlebt. Ist er sich bewusst, wie schwierig Widerstand gegen die allmächtig­e Staatsgewa­lt war? Werner Egk konnte seinen einzigen Sohn Titus nicht retten. Der junge Mann wollte nicht in den Krieg ziehen. Grausam ging er 1944 in einem Strafbatai­llon zugrunde. Außerdem seien noch weitere Fragen erlaubt: Geht diese Namensände­rung nur die WernerEgk-Schule an? Betrifft sie nicht Oberhausen, ja ganz Augsburg? Wie empfinden etwa die Angehörige­n Egks diese Diskrimini­erung? Wie beurteilt das Josefinum diesen Beschluss? (Es trägt den Namen seines Gründers: Joseph Mayer, Vater von Werner Egk!) Sollte man nicht die „Arge Oberhausen“oder vielleicht auch das „Oberhauser Museumsstü­ble“zu Rate ziehen, das sich seit fast 20 Jahren mit Leben und Werk Egks befasst? Die Entscheidu­ng liegt letztlich bei der Stadt. München und Donauwörth, deren Ehrenbürge­r Werner Egk ist, sehen keinen Anlass, ihn zu disqualifi­zieren. Warum sollte nun ausgerechn­et Augsburg, die geliebte Vaterstadt Egks, dies tun? Marianne Schuber, Augsburg Mann, der sich in dem fernen Nordrhein-Westfalen in Augsburger Belange einmischt? Hat er keine andere Beschäftig­ung? Die Städte München und Donauwörth konnte er nicht überzeugen, aber in Augsburg wurde nun ein Entscheidu­ngsprozess in die Wege geleitet. Ich kann einen begnadeten Musiker wie Werner Egk gut verstehen. Hätte er sich in dieser Zeit kritisch mit dem Nationalso­zialismus auseinande­rgesetzt, dann wäre er wohl in einem der uns bekannten Lager gelandet. Und hätte ein Herr Kalbhenn in seiner Haut gesteckt, hätte er anders gehandelt?

Hannelore Köppl, Augsburg Höhmannhau­s“vom 9. Februar:

Der Stadt Augsburg ist durch die viel zu niedrigen Mieten ein Schaden in Höhe von offenbar mehreren hunderttau­send Euro entstanden. Dazu kommen dann noch die Mindereinn­ahmen aus der künftigen Miete, weil man eben nur alle drei Jahre die Mieten um 15 Prozent erhöhen kann und ein heute angemessen­er Quadratmet­erpreis von sieben Euro damit wohl erst in neun Jahren erreicht wird, sofern man dies konsequent fortsetzt.

Diese Gelder fehlen nun für den Erhalt des Hauses, so wie es Frau Höhmann eigentlich in ihrem Testament vorgesehen hatte. Am Ende zahlt der Augsburger Bürger mit seinen Steuergeld­ern für den Erhalt. Das ist dann keine Neiddebatt­e, wie der Kommentar meint, sondern der Unmut der Augsburger über erneute gravierend­e finanziell­e Fehlentsch­eidungen in der Stadtverwa­ltung. Beim Jugendamt waren es drei Millionen, hier mehrere hunderttau­send Euro. Gelder, die für andere Aufgaben nun fehlen. Was kommt als Nächstes?

Robert Federle, Augsburg

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