Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lokale CSU erteilt Bahn-Trasse an A 8 eine Absage
Ausbau der Bestandsstrecke oder Neubau? Zu den Zugplänen zwischen Ulm und Augsburg ist sich die Politik nicht einig
Landkreis Augsburg Die Pläne für eine Bahn-Schnellstrecke entlang der Autobahn zwischen Augsburg und Ulm galten eigentlich als begraben. Doch nun kommt wieder Schwung in die Debatte. Die Augsburger CSU-Abgeordneten in Bund und Land – Volker Ullrich, Johannes Hintersberger und Andreas Jäckel – trafen sich mit dem neuen Landesverkehrsminister Hans Reichhart (CSU), um über die mögliche Schnellstrecke zu sprechen. Jetzt melden sich Parteikollegen aus den Ortsverbänden, die von einem Neubau der Bahnstrecke überhaupt nichts halten.
„Für diese akademischen Diskussionen am Reißbrett findet sich in unseren Gemeinden nirgends Verständnis“, stellt Ludwig Lenzgeiger, CSU-Fraktionschef im Adelsrieder Gemeinderat und Mitglied des schwäbischen Bezirksvorstands, klar. Er spricht im Namen der westlich entlang der A 8 gelegenen CSUOrtsverbände. Das sind Zusmarshausen, Altenmünster, Welden, Bonstetten und Adelsried. Die Vorstellung, man könne nach chinesischem Modell durch die Landschaft eine Strecke ziehen, sei schlechthin nicht vermittelbar. Jede vermeintliche „Ergebnisoffenheit“sei hier lediglich ein frommer Wunsch, denn die Realisierung stünde „völlig außerhalb der Wirklichkeit“.
Stattdessen setze man auf den Ausbau der bestehenden Trasse. Der sei „die einzig realistisch umsetzbare Variante für einen Ausbau der ICE-Strecke“. Auf dieser Linie zwischen Augsburg und Ulm ist seit Langem ein drittes Gleis in beide Richtungen geplant. Wann das tatsächlich entstehen soll, ist noch immer unklar. Auch für die Idee der Schnellstrecke an der Autobahn gibt es keine konkreten Pläne.
Die räumlichen Begebenheiten entlang der A 8, der Bau der Adelsrieder Umgehung, die Natur an der Strecke und vor allem die Bewohner der Ortschaften – all das machte bereits jetzt deutlich, dass die Schnellstrecke nicht realisierbar sei, meint Christian Weldishofer. Er ist Zusmarshauser CSU-Vorsitzender und Kreisrat. „Jeder Cent, der in solche Planungen investiert wird, wäre besser in anderen Bereichen der Bahn angelegt. Solche Pläne landen nämlich ganz gewiss in der Schublade, allerdings ohne jemals wieder ans Tageslicht zu kommen.“
Unterstützung für die Pläne zur Schnellstrecke an der Autobahn kommt von der Augsburger Grünen-Bundestagsabgeordneten Claudia Roth. Sie erklärte, dass der reine Ausbau der Bestandsstrecke eventuell nicht ausreichen werde, um die Region in den sogenannten Deutschland-Takt einzubinden. Dieser sieht zwischen Augsburg und Ulm eine Fahrtzeit von 30 Minuten vor. Für Millionen von Deutschen sei dieser Takt ein Vorteil, erklärte Roth.
In einer aktuellen Mitteilung erklären die Grünen, man sei sich einig, „dass die derzeitige Bahninfrastruktur zwingend und zeitnah ausgebaut werden muss“. Das stehe allerdings nicht im Widerspruch zu den Überlegungen zu einer neuen Trasse an der Autobahn. Der Ausbau des dritten Gleises stehe „nicht im direkten Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Fernverkehrsstrecke“. Das gehe aus einer Anfrage der Grünenpolitikerin Stephanie Schuhknecht hervor.
Demnach erklärte das Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, „dass eine Neu- und Ausbaustrecke keine zeitlichen Auswirkungen auf die Realisierung des dritten Gleises zwischen Dinkelscherben und Augsburg hat.“
Konkrete Pläne, wie dieses riesige Bauvorhaben finanziert werden könnte, gibt es allerdings noch nicht.