Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Club-Gefühl in Wörleschwa­ng

Das Duo Oak Hill Road tritt im Kulturstad­el auf. Ihre Lieder stammen aus eigener Feder. Dabei sind die beiden eigentlich Lehrer

- VON MICHAELA KRÄMER

Zusmarshau­sen-Wörleschwa­ng Zwei Männer, zwei Gitarren und ein begeistert­es Publikum im Kulturstad­l: Besser hätte der Rahmen für die beiden großartige­n Musiker nicht sein können. Unter dem Folk-Duo Oak Hill Road verbergen sich die Liedermach­er Florian Hirle und Helmuth Baumann. Und die nahmen ihr Publikum mit auf einen musikalisc­hen Roadtrip, der von Freiheit und Liebe, Zweifel und Ängsten erzählt. Was die beiden Musiker in ihr abwechslun­gsreiches Liveprogra­mm gepackt hatten, ließ es zu einem unvergessl­ichen Konzerterl­ebnis werden.

Punkt 20 Uhr betraten die beiden Gitarriste­n die Bühne und legten mit „All we’ve got“aus dem Album „The Willow Confession­s“ein klares Statement ab: Folk, Old Time Country und Bluegrass standen nämlich an diesem Abend auf dem Programm. Verantwort­lich für diesen atmosphäri­schen Sound ist das Folk-Duo selbst, denn die Lieder stammen fast allesamt aus ihrer Feder.

So gab es am Valentinst­ag im Kulturstad­l anstatt Blumen bewegte und bewegende Melodien, denn das Duo schickte das Publikum mit ursprüngli­cher, zeitloser Musik auf eine Reise, weg vom Alltagsstr­ess hin zu endloser Freiheit und Träumerei. Neben den vielen Songs aus der Feder von Oak Hill Road hatten sie Coverversi­onen auch von Neil Young mit im Gepäck. Mit starken Stimmen und dem richtigen Gefühl erzählten sie von langen Sommertage­n im Lied „Long days“, von Heimweh und Schmerz im Song „Missing“, aber auch von einem Affen, der die Kontrolle über eine Lokomotive übernimmt: „The monkey and the engineer“. Und das kam bei dem jung gebliebene­n Publikum an. Selbst wenn an diesem Abend einige Plätze leer geblieben waren, dem Konzert tat es keinen Abbruch, denn so war eine entspannte ClubAtmosp­häre entstanden.

Die Musik der beiden sympathisc­hen Musiklehre­r ist eine Hommage an das Leben mit all seinen vielen Schattieru­ngen: Freude, Humor und Liebe ebenso wie düstere Ahnungen und abstrakte Ängste (The bells are ringing). „Hinter jedem Lied steckt eine Geschichte“, erklärte Florian Hirle und legte in seinen Ansagen richtig los. „Wenn ich zu lange sabbeln sollte, muss einer im Publikum ‚Kartoffels­alat‘ sagen, dann spielen wir weiter.“Insgesamt wechselten ihre Texte zwischen Humor und Melancholi­e, wenn sie über ein Hotel singen, in dem Menschen verschwind­en, und entschuldi­gten sich auch gleich wieder, weil der Song „ja überhaupt nicht passend zum Valentinst­ag war“.

2013 hatten Florian Hirle und Helmuth Baumann angefangen, Musik zu machen. Allerdings hatten sie wenig Zeit, weil Baumann damals in Wien und Hirle in Nürnberg lebte. Erst 2017, als beide wieder nach Augsburg zogen, trafen sie sich regelmäßig. Bis Mai werden sie im Studio sein, verraten sie in der Pause, um das neue Album „The heart of fall“aufzunehme­n. Vom Stadl in den Stall: Im Herbst sind nämlich wieder Auftritte geplant – im „Kuhstall“in Schwabbruc­k, später in der Bücherei Schwabmünc­hen und natürlich auch wieder im Kulturstad­l Wörleschwa­ng.

An diesem Abend hat das Duo die „Weltbühne Wörleschwa­ng“im Sturm erobert. Und so schnell durften die beiden sie auch nicht wieder verlassen. Zwei Zugaben hatte sich das Publikum erklatscht, zuletzt ein Song, in dem sogar das Schwarzbrä­u vorkam.

Und wie war das gleich mit dem Kartoffels­alat? – Nach dem hat wirklich niemand gerufen.

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Foto: Michaela Krämer Das Duo Oak Hill Road beim Auftritt in Wörleschwa­ng.

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