Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Club-Gefühl in Wörleschwang
Das Duo Oak Hill Road tritt im Kulturstadel auf. Ihre Lieder stammen aus eigener Feder. Dabei sind die beiden eigentlich Lehrer
Zusmarshausen-Wörleschwang Zwei Männer, zwei Gitarren und ein begeistertes Publikum im Kulturstadl: Besser hätte der Rahmen für die beiden großartigen Musiker nicht sein können. Unter dem Folk-Duo Oak Hill Road verbergen sich die Liedermacher Florian Hirle und Helmuth Baumann. Und die nahmen ihr Publikum mit auf einen musikalischen Roadtrip, der von Freiheit und Liebe, Zweifel und Ängsten erzählt. Was die beiden Musiker in ihr abwechslungsreiches Liveprogramm gepackt hatten, ließ es zu einem unvergesslichen Konzerterlebnis werden.
Punkt 20 Uhr betraten die beiden Gitarristen die Bühne und legten mit „All we’ve got“aus dem Album „The Willow Confessions“ein klares Statement ab: Folk, Old Time Country und Bluegrass standen nämlich an diesem Abend auf dem Programm. Verantwortlich für diesen atmosphärischen Sound ist das Folk-Duo selbst, denn die Lieder stammen fast allesamt aus ihrer Feder.
So gab es am Valentinstag im Kulturstadl anstatt Blumen bewegte und bewegende Melodien, denn das Duo schickte das Publikum mit ursprünglicher, zeitloser Musik auf eine Reise, weg vom Alltagsstress hin zu endloser Freiheit und Träumerei. Neben den vielen Songs aus der Feder von Oak Hill Road hatten sie Coverversionen auch von Neil Young mit im Gepäck. Mit starken Stimmen und dem richtigen Gefühl erzählten sie von langen Sommertagen im Lied „Long days“, von Heimweh und Schmerz im Song „Missing“, aber auch von einem Affen, der die Kontrolle über eine Lokomotive übernimmt: „The monkey and the engineer“. Und das kam bei dem jung gebliebenen Publikum an. Selbst wenn an diesem Abend einige Plätze leer geblieben waren, dem Konzert tat es keinen Abbruch, denn so war eine entspannte ClubAtmosphäre entstanden.
Die Musik der beiden sympathischen Musiklehrer ist eine Hommage an das Leben mit all seinen vielen Schattierungen: Freude, Humor und Liebe ebenso wie düstere Ahnungen und abstrakte Ängste (The bells are ringing). „Hinter jedem Lied steckt eine Geschichte“, erklärte Florian Hirle und legte in seinen Ansagen richtig los. „Wenn ich zu lange sabbeln sollte, muss einer im Publikum ‚Kartoffelsalat‘ sagen, dann spielen wir weiter.“Insgesamt wechselten ihre Texte zwischen Humor und Melancholie, wenn sie über ein Hotel singen, in dem Menschen verschwinden, und entschuldigten sich auch gleich wieder, weil der Song „ja überhaupt nicht passend zum Valentinstag war“.
2013 hatten Florian Hirle und Helmuth Baumann angefangen, Musik zu machen. Allerdings hatten sie wenig Zeit, weil Baumann damals in Wien und Hirle in Nürnberg lebte. Erst 2017, als beide wieder nach Augsburg zogen, trafen sie sich regelmäßig. Bis Mai werden sie im Studio sein, verraten sie in der Pause, um das neue Album „The heart of fall“aufzunehmen. Vom Stadl in den Stall: Im Herbst sind nämlich wieder Auftritte geplant – im „Kuhstall“in Schwabbruck, später in der Bücherei Schwabmünchen und natürlich auch wieder im Kulturstadl Wörleschwang.
An diesem Abend hat das Duo die „Weltbühne Wörleschwang“im Sturm erobert. Und so schnell durften die beiden sie auch nicht wieder verlassen. Zwei Zugaben hatte sich das Publikum erklatscht, zuletzt ein Song, in dem sogar das Schwarzbräu vorkam.
Und wie war das gleich mit dem Kartoffelsalat? – Nach dem hat wirklich niemand gerufen.