Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kreis bereitet sich auf Corona-Ausbruch vor
Das Landratsamt richtet wegen des Virus einen Krisenstab ein. Außerdem gibt es eine Service-Hotline für besorgte Menschen. Was passiert, wenn sich der Virus auch im Augsburger Land ausbreitet?
Das Landratsamt richtet wegen des Virus einen Krisenstab ein. Außerdem gibt es eine Hotline für besorgte Bürger.
Landkreis Augsburg Seit Wochen sind alle Atemschutzmasken ausverkauft. „Wir haben zwar für nächste Woche neue bestellt, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie geliefert werden können“, sagt Cornelia Schmid von der Apotheke Westliche Wälder in Diedorf. Die Angst vor dem Ausbruch des Virus nimmt zu. Nun bereitet sich auch der Landkreis Augsburg darauf vor.
Das Landratsamt hat in Abstimmung mit den oberen Gesundheitsbehörden des Freistaats die Vorbereitungen für eine mögliche Ausbreitung des neuartigen Coronavirus im Augsburger Land getroffen. Bislang sind für das Landkreisgebiet keine Krankheitsfälle oder Verdachtsfälle bekannt, teilt die Behörde mit. Dennoch trat am Donnerstag erstmals ein hausinterner Krisenstab unter der Leitung von Martin Sailer zusammen, um die Vorgehensweise im Falle denkbarer Szenarien festzusetzen. „Mir ist wichtig, dass wir gut vorbereitet sind und im Bedarfsfall zügig und schlagkräftig reagieren können“, sagt Sailer. So wurde beispielsweise formuliert, mit welcher Systematik die Behörde auf einen Corona-Verdachtsfall in einer Kindertagesstätte oder Schule im Landkreisgebiet reagieren würde, über welche Kanäle der Kontakt zu den benachbarten Landkreisen und der Stadt Augsburg ablaufen würde und wie die Zuständigkeiten innerhalb des Landratsamtes verteilt wären.
Außerdem wurde geregelt, wie die Kreisverwaltung bei einem hausinternen Verdachtsfall weiter handlungsfähig bleiben wird. Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit behalten die aktuelle Entwicklung im Blick, insbesondere in den Risikogebieten. Die Koordination übernimmt das Robert KochInstitut (RKI).
Das Gesundheitsamt im Landratsamt Augsburg hat eine TelefonHotline für Verdachtsfälle eingerichtet. Alle Personen, die aus einer ausgewiesenen Risiko-Region zurückkehren und die für den Coronavirus typischen Grippesymptome aufweisen, mit einem bestätigten Krankheitsfall in Kontakt waren oder anderweitig Grund zur Annahme haben, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, sollen sich umgehend unter der Telefonnummer 0821/3102-3999 an das Gesundheitsamt wenden.
Von unangemeldeten Besuchen in Arztpraxen, Krankenhäusern oder im Gesundheitsamt ist in allen Verdachtsfällen aufgrund der akuten Infektionsgefahr unbedingt abzusehen, teilt das Landratsamt mit. Der Kontakt mit anderen Personen ist nach Möglichkeit ebenfalls zu verLandrat meiden. Über ein eigens geschaffenes Ticketsystem werden die gemeldeten Fälle anschließend bearbeitet und die Anrufer dem individuellen Sachstand entsprechend versorgt.
Bürgerinnen und Bürger anderer Landkreise oder Städte werden gebeten, sich über die Kontaktmöglichkeiten zu den für sie zuständigen Gesundheitsbehörden zu informieren und die Zuständigkeiten zu beachten.
Dr. Jakob Berger, Bezirksvorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes, rät vor Hysterie ab. Für Gesunde sei der neuartige Virus sowieso nicht außerordentlich gefährlich, sagt Berger. Man solle vor allem den Kontakt zu Menschen meiden, die aus den Gebieten kommen, wo der Virus stark verbreitet ist. Ansonsten seien normale Hygienemaßnahmen, wie man sie in der Grippezeit auch sonst anwenden sollte, ausreichend, sagt Berger. Von Atemschutzmasken rät er ab:
„Die Atemschutzmasken dienen eher der Gewissensberuhigung.“Auch Regina Lazarte von der Marien-Apotheke in Zusmarshausen rät von Panik und Maßnahmen wie Atemmasken ab. „Die einfachen Papiermasken können höchstens verhindern, dass man andere Menschen ansteckt.“Das sagt auch Jeannette Dietz von der Stadt-Apotheke Schwabmünchen: „Richtige Operationsmasken mit Nasenbügel helfen da schon mehr. Tatsächlichen Schutz vor Ansteckungen bieten aber nur Filtermasken, die die Atemluft reinigen.“Diese seien jedoch vorerst den Kliniken und tatsächlich Betroffenen vorbehalten.