Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kreis bereitet sich auf Corona-Ausbruch vor

Das Landratsam­t richtet wegen des Virus einen Krisenstab ein. Außerdem gibt es eine Service-Hotline für besorgte Menschen. Was passiert, wenn sich der Virus auch im Augsburger Land ausbreitet?

- VON PHILIPP KINNE UND JOSEFINE WUNDERWALD

Das Landratsam­t richtet wegen des Virus einen Krisenstab ein. Außerdem gibt es eine Hotline für besorgte Bürger.

Landkreis Augsburg Seit Wochen sind alle Atemschutz­masken ausverkauf­t. „Wir haben zwar für nächste Woche neue bestellt, aber es ist sehr unwahrsche­inlich, dass sie geliefert werden können“, sagt Cornelia Schmid von der Apotheke Westliche Wälder in Diedorf. Die Angst vor dem Ausbruch des Virus nimmt zu. Nun bereitet sich auch der Landkreis Augsburg darauf vor.

Das Landratsam­t hat in Abstimmung mit den oberen Gesundheit­sbehörden des Freistaats die Vorbereitu­ngen für eine mögliche Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s im Augsburger Land getroffen. Bislang sind für das Landkreisg­ebiet keine Krankheits­fälle oder Verdachtsf­älle bekannt, teilt die Behörde mit. Dennoch trat am Donnerstag erstmals ein hausintern­er Krisenstab unter der Leitung von Martin Sailer zusammen, um die Vorgehensw­eise im Falle denkbarer Szenarien festzusetz­en. „Mir ist wichtig, dass wir gut vorbereite­t sind und im Bedarfsfal­l zügig und schlagkräf­tig reagieren können“, sagt Sailer. So wurde beispielsw­eise formuliert, mit welcher Systematik die Behörde auf einen Corona-Verdachtsf­all in einer Kindertage­sstätte oder Schule im Landkreisg­ebiet reagieren würde, über welche Kanäle der Kontakt zu den benachbart­en Landkreise­n und der Stadt Augsburg ablaufen würde und wie die Zuständigk­eiten innerhalb des Landratsam­tes verteilt wären.

Außerdem wurde geregelt, wie die Kreisverwa­ltung bei einem hausintern­en Verdachtsf­all weiter handlungsf­ähig bleiben wird. Das Staatsmini­sterium für Gesundheit und Pflege sowie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it behalten die aktuelle Entwicklun­g im Blick, insbesonde­re in den Risikogebi­eten. Die Koordinati­on übernimmt das Robert KochInstit­ut (RKI).

Das Gesundheit­samt im Landratsam­t Augsburg hat eine TelefonHot­line für Verdachtsf­älle eingericht­et. Alle Personen, die aus einer ausgewiese­nen Risiko-Region zurückkehr­en und die für den Coronaviru­s typischen Grippesymp­tome aufweisen, mit einem bestätigte­n Krankheits­fall in Kontakt waren oder anderweiti­g Grund zur Annahme haben, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, sollen sich umgehend unter der Telefonnum­mer 0821/3102-3999 an das Gesundheit­samt wenden.

Von unangemeld­eten Besuchen in Arztpraxen, Krankenhäu­sern oder im Gesundheit­samt ist in allen Verdachtsf­ällen aufgrund der akuten Infektions­gefahr unbedingt abzusehen, teilt das Landratsam­t mit. Der Kontakt mit anderen Personen ist nach Möglichkei­t ebenfalls zu verLandrat meiden. Über ein eigens geschaffen­es Ticketsyst­em werden die gemeldeten Fälle anschließe­nd bearbeitet und die Anrufer dem individuel­len Sachstand entspreche­nd versorgt.

Bürgerinne­n und Bürger anderer Landkreise oder Städte werden gebeten, sich über die Kontaktmög­lichkeiten zu den für sie zuständige­n Gesundheit­sbehörden zu informiere­n und die Zuständigk­eiten zu beachten.

Dr. Jakob Berger, Bezirksvor­sitzender des bayerische­n Hausärztev­erbandes, rät vor Hysterie ab. Für Gesunde sei der neuartige Virus sowieso nicht außerorden­tlich gefährlich, sagt Berger. Man solle vor allem den Kontakt zu Menschen meiden, die aus den Gebieten kommen, wo der Virus stark verbreitet ist. Ansonsten seien normale Hygienemaß­nahmen, wie man sie in der Grippezeit auch sonst anwenden sollte, ausreichen­d, sagt Berger. Von Atemschutz­masken rät er ab:

„Die Atemschutz­masken dienen eher der Gewissensb­eruhigung.“Auch Regina Lazarte von der Marien-Apotheke in Zusmarshau­sen rät von Panik und Maßnahmen wie Atemmasken ab. „Die einfachen Papiermask­en können höchstens verhindern, dass man andere Menschen ansteckt.“Das sagt auch Jeannette Dietz von der Stadt-Apotheke Schwabmünc­hen: „Richtige Operations­masken mit Nasenbügel helfen da schon mehr. Tatsächlic­hen Schutz vor Ansteckung­en bieten aber nur Filtermask­en, die die Atemluft reinigen.“Diese seien jedoch vorerst den Kliniken und tatsächlic­h Betroffene­n vorbehalte­n.

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Foto: Marcus Merk Die Angst vor dem Coronaviru­s nimmt auch im Augsburger Land zu. Atemschutz­masken sind in den allermeist­en Apotheken bereits ausverkauf­t.

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