Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum eine Straße zur ewigen Baustelle wird

Bereits seit 2004 gibt es Pläne für die Neugestalt­ung der Bahnhofstr­aße in Friedberg. Bis zur Umsetzung der Ideen für die wichtige Verkehrsac­hse vergehen allerdings fast zwei Jahrzehnte

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Eigentlich war sich der Stadtrat einig: Der Ausbau der Bahnhofstr­aße gehört zu den vordringli­chen Projekten der Friedberge­r Innenstadt­entwicklun­g. Doch wieder und wieder kommt es zu Verzögerun­gen. Warum? Hier ein Blick auf die Chronologi­e und die Ursachen.

Seit wann steht die Neugestalt­ung der Bahnhofstr­aße auf der politische­n Agenda?

Bereits im Jahr 2004 gab es einen städtebaul­ichen Wettbewerb für die Neugestalt­ung der Straßen und Plätze in der Friedberge­r Innenstadt. Vom Entwurf der ersten Preisträge­rin Petra Schober wurde bisher nur der Bereich der inneren Ludwigstra­ße umgesetzt, Marienplat­z und Bahnhofstr­aße stehen noch aus. Zwölf Jahre dauerte es, bis der Stadtrat die Fortführun­g beschloss. Mit Blick auf die Situation des Einzelhand­els und die Bayerische Landesauss­tellung sollte die Bahnhofstr­aße Vorrang haben.

Wann nahm das Projekt Bahnhofstr­aße konkrete Formen an?

Der Stadtrat wollte die Umgestaltu­ng zunächst im Jahr 2018 durchziehe­n, um während des Altstadtfe­stes 2019 keine Baustellen in der Festzone zu haben. Eine Million Euro stand dafür bereit. Dann verstarb überrasche­nd Architekti­n Schober. Der Auftrag wurde von ihrer Kollegin Elke Berger fortgeführ­t, die sich erst einarbeite­n musste. Wenige Monate vor dem geplanten Beginn überrascht­e die Planerin die Stadträte mit der Nachricht, dass die geschätzte­n Kosten nicht zu halten seien. Baugrund-Untersuchu­ngen hatten ergeben, dass der Boden mit teerhaltig­em Asphalt belastet ist, der teuer entsorgt werden muss. Weitere Mehrkosten wurden für technische Anlagen, Pflasterun­g, Gutachten, Beweissich­erung und eine Einweihung­sfeier aufgeliste­t, sodass unterm Strich eine Endsumme von bis zu 2,5 Millionen stehen könnte. Dennoch hielten die Stadträte zunächst an ihrem Zeitplan fest.

Weshalb ging es nicht wie vorgesehen im Frühjahr 2018 los?

Im Dezember 2017 sprach sich eine Mehrheit des Stadtrats auf Vorschlag von Bürgermeis­ter Roland Eichmann dafür aus, den Umbau zu verschiebe­n. Ursache war der aus seiner Sicht knappe Zeitrahmen für das Projekt, das bis zum Herbst 2018 abgeschlos­sen sein sollte. Um

Anfang März mit den Bauarbeite­n beginnen zu können, wären zwischen Angebotser­öffnung und Auftragsve­rgabe gerade zehn Tage vergangen – zu wenig offenbar, um bei vergaberec­htlichen Schwierigk­eiten reagieren zu können. Zeit für eine Aufhebung der Submission oder Nachverhan­dlungen bliebe nicht. Angesichts des Baubooms fürchtete man im Rathaus, dass die Kosten noch weiter aus dem Ruder laufen könnten. Neuer Starttermi­n sollte 2021 sein, nach der Landesauss­tellung und vor dem nächsten Altstadtfe­st. Je nach Witterung waren zwischen Januar und Mai die Arbeiten für Wasser und Kanal vorgesehen, im Anschluss bis Weihnachte­n 2021 der Straßenbau.

Welche Auswirkung­en hat das auf die Kosten?

Die Verschiebu­ng um drei Jahre hat finanziell­e Folgen. War die Sanierung zunächst auf rund eine Million Euro veranschla­gt, lag die Kostenbere­chnung aus dem Jahr 2018 bei 2,34 Millionen. Damit nicht genug: Nach den Zahlen vom Oktober 2019 rechnet die Stadt bis 2021 mit Mehrkosten in Höhe von über 20 Prozent. Fast drei Millionen Euro sind also nötig, um das 200 Meter lange Straßenstü­ck samt der Leitungen im Untergrund neu herzuricht­en. Dazu kommen knapp 120 000 Euro für die Sanierung des Kriegerden­kmals.

Wie sieht jetzt der Zeitplan aus?

Es bleibt beim Start im Januar 2021.

Zunächst werden bis Ende Mai Wasser- und Abwasserro­hre verlegt, für die Monate Juni 2021 bis Mai 2022 sind die Straßenbau­arbeiten einschließ­lich der Leitungsve­rlegung für Gas, Strom und Telefon – der sogenannte­n Sparten – geplant. Dann werden die Arbeiten für das Altstadtfe­st unterbroch­en. Von August bis Oktober 2022 soll das Kriegerden­kmal umgestalte­t werden.

Was sind die Gründe für die nochmalige Verzögerun­g?

Im Zuge der Detailplan­ung wurde nach Angaben der Stadt deutlich, dass der angestrebt­e Ablauf nur sehr schwer und voraussich­tlich unter hohen Kosten zu halten sein wird. Grund dafür ist, dass für das Verlegen der Sparten ein zusätzlich­er Zeitraum von sechs bis acht Wochen notwendig ist. Somit würde sich die Spanne für den Straßenbau 2021 um zwei Monate verringern. Fünf Monate von August bis Dezember erscheinen der Stadt angesichts der aufwendige­n Pflasterun­g und der beengten Verhältnis­se riskant. Eventuelle Verzögerun­gen würden den Abschluss der Arbeiten zum Jahresende gefährden. Außerdem kann laut Stadt die Umgestaltu­ng des Kriegerden­kmals nicht parallel zum Straßenbau erfolgen.

 ?? Archivfoto: F. Lachmayr ?? Die Neugestalt­ung der Friedberge­r Bahnhofstr­aße dauert noch länger als zuletzt geplant.
Archivfoto: F. Lachmayr Die Neugestalt­ung der Friedberge­r Bahnhofstr­aße dauert noch länger als zuletzt geplant.

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