Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum eine Straße zur ewigen Baustelle wird
Bereits seit 2004 gibt es Pläne für die Neugestaltung der Bahnhofstraße in Friedberg. Bis zur Umsetzung der Ideen für die wichtige Verkehrsachse vergehen allerdings fast zwei Jahrzehnte
Friedberg Eigentlich war sich der Stadtrat einig: Der Ausbau der Bahnhofstraße gehört zu den vordringlichen Projekten der Friedberger Innenstadtentwicklung. Doch wieder und wieder kommt es zu Verzögerungen. Warum? Hier ein Blick auf die Chronologie und die Ursachen.
Seit wann steht die Neugestaltung der Bahnhofstraße auf der politischen Agenda?
Bereits im Jahr 2004 gab es einen städtebaulichen Wettbewerb für die Neugestaltung der Straßen und Plätze in der Friedberger Innenstadt. Vom Entwurf der ersten Preisträgerin Petra Schober wurde bisher nur der Bereich der inneren Ludwigstraße umgesetzt, Marienplatz und Bahnhofstraße stehen noch aus. Zwölf Jahre dauerte es, bis der Stadtrat die Fortführung beschloss. Mit Blick auf die Situation des Einzelhandels und die Bayerische Landesausstellung sollte die Bahnhofstraße Vorrang haben.
Wann nahm das Projekt Bahnhofstraße konkrete Formen an?
Der Stadtrat wollte die Umgestaltung zunächst im Jahr 2018 durchziehen, um während des Altstadtfestes 2019 keine Baustellen in der Festzone zu haben. Eine Million Euro stand dafür bereit. Dann verstarb überraschend Architektin Schober. Der Auftrag wurde von ihrer Kollegin Elke Berger fortgeführt, die sich erst einarbeiten musste. Wenige Monate vor dem geplanten Beginn überraschte die Planerin die Stadträte mit der Nachricht, dass die geschätzten Kosten nicht zu halten seien. Baugrund-Untersuchungen hatten ergeben, dass der Boden mit teerhaltigem Asphalt belastet ist, der teuer entsorgt werden muss. Weitere Mehrkosten wurden für technische Anlagen, Pflasterung, Gutachten, Beweissicherung und eine Einweihungsfeier aufgelistet, sodass unterm Strich eine Endsumme von bis zu 2,5 Millionen stehen könnte. Dennoch hielten die Stadträte zunächst an ihrem Zeitplan fest.
Weshalb ging es nicht wie vorgesehen im Frühjahr 2018 los?
Im Dezember 2017 sprach sich eine Mehrheit des Stadtrats auf Vorschlag von Bürgermeister Roland Eichmann dafür aus, den Umbau zu verschieben. Ursache war der aus seiner Sicht knappe Zeitrahmen für das Projekt, das bis zum Herbst 2018 abgeschlossen sein sollte. Um
Anfang März mit den Bauarbeiten beginnen zu können, wären zwischen Angebotseröffnung und Auftragsvergabe gerade zehn Tage vergangen – zu wenig offenbar, um bei vergaberechtlichen Schwierigkeiten reagieren zu können. Zeit für eine Aufhebung der Submission oder Nachverhandlungen bliebe nicht. Angesichts des Baubooms fürchtete man im Rathaus, dass die Kosten noch weiter aus dem Ruder laufen könnten. Neuer Starttermin sollte 2021 sein, nach der Landesausstellung und vor dem nächsten Altstadtfest. Je nach Witterung waren zwischen Januar und Mai die Arbeiten für Wasser und Kanal vorgesehen, im Anschluss bis Weihnachten 2021 der Straßenbau.
Welche Auswirkungen hat das auf die Kosten?
Die Verschiebung um drei Jahre hat finanzielle Folgen. War die Sanierung zunächst auf rund eine Million Euro veranschlagt, lag die Kostenberechnung aus dem Jahr 2018 bei 2,34 Millionen. Damit nicht genug: Nach den Zahlen vom Oktober 2019 rechnet die Stadt bis 2021 mit Mehrkosten in Höhe von über 20 Prozent. Fast drei Millionen Euro sind also nötig, um das 200 Meter lange Straßenstück samt der Leitungen im Untergrund neu herzurichten. Dazu kommen knapp 120 000 Euro für die Sanierung des Kriegerdenkmals.
Wie sieht jetzt der Zeitplan aus?
Es bleibt beim Start im Januar 2021.
Zunächst werden bis Ende Mai Wasser- und Abwasserrohre verlegt, für die Monate Juni 2021 bis Mai 2022 sind die Straßenbauarbeiten einschließlich der Leitungsverlegung für Gas, Strom und Telefon – der sogenannten Sparten – geplant. Dann werden die Arbeiten für das Altstadtfest unterbrochen. Von August bis Oktober 2022 soll das Kriegerdenkmal umgestaltet werden.
Was sind die Gründe für die nochmalige Verzögerung?
Im Zuge der Detailplanung wurde nach Angaben der Stadt deutlich, dass der angestrebte Ablauf nur sehr schwer und voraussichtlich unter hohen Kosten zu halten sein wird. Grund dafür ist, dass für das Verlegen der Sparten ein zusätzlicher Zeitraum von sechs bis acht Wochen notwendig ist. Somit würde sich die Spanne für den Straßenbau 2021 um zwei Monate verringern. Fünf Monate von August bis Dezember erscheinen der Stadt angesichts der aufwendigen Pflasterung und der beengten Verhältnisse riskant. Eventuelle Verzögerungen würden den Abschluss der Arbeiten zum Jahresende gefährden. Außerdem kann laut Stadt die Umgestaltung des Kriegerdenkmals nicht parallel zum Straßenbau erfolgen.