Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die ehrenamtlichen Helden neben dem Eis
Mit dem Klassenerhalt in der Eishockey-Bayernliga haben die Spieler des EHC Königsbrunn ihr Soll erfüllt. Damit sich Sportler und Fans in der Eisarena wohlfühlen, packen viele Helfer an. Wie viel Arbeit hinter einem Spieltag steckt
Königsbrunn Wenn am kommenden Sonntag beim letzten Saisonspiel des EHC Königsbrunn gegen die „Mammuts“der EA Schongau in der Königsbrunner Hydro-Tech Eisarena kurz vor Spielbeginn der Lichter ausgehen, dann richten sich alle Blicke auf Stadionsprecher Florian König. Er gleitet, immer wieder gestreift von den Strahlen der Lichtshow, im EHC-Trikot übers Eis, stellt die Mannschaft vor und bringt die Fans in Stimmung. Florian König gehört zum Kreis der ehrenamtlichen Helfer, ohne die der Eishockey Club Königsbrunn seine Heimspiele gar nicht stemmen könnte. Doch so wie er steht keiner von ihnen im Scheinwerferlicht.
Auch nicht die Mannschaftsbetreuer. Sie sind immer schon zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn da. Sie kümmern sich darum, dass jeder Spieler Trikot, Hosen und Stutzen an seinem Platz vorfindet, dass ihre Trinkflaschen mit einer Mischung aus Wasser und Magnesium parat stehen, dass es für die Drittelpausen in der Umkleide Obst gibt. Sollten kleinere Reparaturen nötig sein, ist das auch ihr Job: Etwa noch mit dem Schleifstein die Kufen abziehen, um eine Scharte zu entfernen. Das macht dann oft Hans Forster. Für Schrammen der Spieler ist dagegen Maria Stachlewitz zuständig, praktischerweise ist sie angehende Rettungssanitäterin.
Schräg gegenüber von der Spielerkabine hat Mannschaftsführer Stefan Christ sein Büro. Der 22-Jährige ist zuständig für die offizielle Mannschaftsliste, die Schiedsrichter und Verband erhalten. Wenn das Spiel läuft, erstellt er in der Sprecherkabine am Rand der Eisfläche auf einem Laptop fortlaufend den Spielbericht, auf einem weiteren steuert er die Anzeigen auf der Videowall, die Bilder der Torschützen, den aktuellen Spielstand. Zwei Meter weiter kümmert sich seine Schwester Monika Weilacher um die Zeitnahme.
Zwischen den beiden sitzt während des Spiels Florian König. Wenn die Spieler auf dem Eis sind, wird der Stadionsprecher eher zum Stadion-DJ: Bei jeder Spielunterbrechung schickt er flotte Rhythmen durch die Halle, bei jedem Erfolg der EHC-Cracks lässt er die „Tor-Sirene“heulen.
Das Gros der Ehrenamtler ist im Verpflegungsbereich aktiv und sichert mit diesen Einnahmen den Spielbetrieb. „Dieser Einsatz bringt uns etwa ein Drittel des Budgets“, stellt EHC-Vorsitzender Willi Bertele fest. „Bei bis zu 1000 Zuschauern, da geht schon was.“Diese Einnahmen sind für den Verein so wichtig wie die Hauptsponsoren, betont er: „Wenn wir die Helfer nicht hätten, dann gäbe es den EHC in diesem Ausmaß nicht.“Etwa 40
Helfer sind bei jedem Heimspiel dabei. Nur etwa die Hälfte sind auch Vereinsmitglieder. Für die anderen spricht etwa Roland Seißler: „Der Verein stellt einfach was dar in Königsbrunn, es geht einfach darum, ihn zu unterstützen.“
An drei Stellen können sich Besucher der Eisarena stärken, überall sind Ehrenamtliche im Einsatz. Sie haben in der Küche über hundert Semmeln belegt, sie schenken in der Eisbar Getränke aus und verkaufen warme Würstchen, sie besetzen den Container neben der Freieisfläche, wo Metzgermeister Hans-Peter Hell am Grill steht. Oft sind ganze Familien im Einsatz.
Auch der Vereinsnachwuchs ist mit von der Partie: So betreuen die 14-jährige Alina und ihr kleiner Bruder Joel den Verkauf von Fanartikeln, und der zehnjährige Max tingelt mit einer Spendenbüchse durch die Reihen der Eishockeyfans. Einen vierstelligen Betrag habe er in dieser Spielzeit schon gesammelt, berichtet Willi Bertele.
Ist das Spiel vorbei, ist der Abend für die Helfer noch nicht gelaufen. Sie müssen ihre Utensilien säubern und verstauen. Meist sind die Mannschaftsbetreuer die Letzten, die gehen – in der Regel nach Mitternacht. Für sie geht es auch tags darauf weiter. Nach jedem Spieltag steht ein Waschtag an. Auch bei den drei Trainingsabenden pro Woche sind sie vor Ort, haben ein Ohr für die Wünsche der Spieler. Wenn nach dem Spiel am Sonntag die Saison beendet ist, wird die Arbeit erst mal nicht weniger. Denn dann muss auch die Schutzausrüstung gründlich gereinigt und repariert werden: „Das kann man während der Saison gar nicht machen.“Ruhiger wird es für die Mannschaftsbetreuer erst zwischen April und Juni. Dann entspannen sich auch die übrigen Helfer und sammeln Kraft für die nächsten Heimspiele.