Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Streit um eine Flutlicht-Anlage für Golfer

Auf dem Gelände des Golfclubs Augsburg in Burgwalden sollen acht Masten errichtet werden. Anwohner und Naturschüt­zer haben Bedenken. Jetzt gab es einen Runden Tisch und einen Vorschlag

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Burgwalden Im beschaulic­hen Bobinger Stadtteil gibt es einen Streit. Im Fokus: eine Flutlichta­nlage, die der Golfclub Augsburg (GCA) bauen will. Sie soll die Driving Range beleuchten, damit Mitglieder auch am Abend Abschläge üben können. Eine Interessen­gemeinscha­ft befürchtet derweil, dass seltene und geschützte Tierarten gestört werden könnten. Am Mittwoch trafen sich Vertreter beider Seiten zu einem Runden Tisch. Der Präsident des Golfclubs, Klaus Leuthe, unterbreit­ete einen Kompromiss.

Er schlug einen Probebetri­eb der Anlage im März und April an drei Tagen bis jeweils 21.30 Uhr vor. Danach könnten alle Beteiligte­n noch einmal an einem Runden Tisch zusammenko­mmen und sich ausspreche­n. Die Gegner sprachen sich später dagegen aus. „Wenn die Anlage einmal steht, dann wird sie auch genutzt werden“, sagte Nina Rebele, Mitinitiat­orin der Online-Petition „Naturpark Westliche Wälder in Gefahr“. 2000 Unterstütz­er beteiligte­n sich, über 800 Kommentare gibt es mittlerwei­le im Netz dazu. Die Petition soll jetzt dem Landtag übergeben werden. Rebele argumentie­rt: Der Bau und Betrieb von

acht Masten stelle einen massiven Eingriff in den Charakter des geschützte­n Gebietes dar. Konkret: „Es könnten durch das Flutlicht viele Insekten sterben. Sie werden angezogen und finden dann den Weg zurück in den Wald nicht mehr.“Das Projekt sei nach dem Bundesnatu­rschutzges­etz nicht zulässig. Und: „Im Bayerische­n Naturschut­zgesetz heißt es, dass Eingriffe in die Insektenfa­una durch künstliche Beleuchtun­g im Außenberei­ch zu vermeiden sind“, erklärt Rebele. Was den Anwohnern des Bobinger Stadtteils ebenfalls aufstößt: Sie befürchten neben der Lichtimmis­sion auch ein erhöhtes Verkehrsau­fkommen. Das heißt: Nachtruhe für Mensch und Tier könnten gestört werden.

GCA-Präsident Leuthe rechnet mit keinem erhöhten Verkehrsau­fkommen; eher durch das Ausflugslo­kal in Burgwalden, das durch einen neuen Pächter wieder in Schwung kommen soll. Die Flutlichta­nlage, die alle behördlich­en Hinweise und Auflagen zu Tier-, Naturschut­z und Blendfreih­eit einhalte, sei so konzipiert, dass das Licht ausschließ­lich auf die Übungsanla­ge von oben nach unten leuchtet. Zudem wurden entspreche­nde Strahler mit „Scheuklapp­en“angeschaff­t. Sie sollen das Licht zielgenau bündeln.

Insgesamt investiert der Golfclub 50000 Euro für die Übungsanla­ge auf einer Fläche von 80 auf 100 Metern, was knapp einem Fußballfel­d entspricht. Die Masten sollen möglichst unauffälli­g in die dicht umgebenden Bäume eingebette­t werden.

Klaus Leuthe erklärte, dass sich der Golfclub der Bedeutung der umgebenden Natur und seiner Verantwort­ung dafür sehr wohl bewusst sei. Das Thema Naturschut­z werde großgeschr­ieben: Auf dem Gelände gibt es zum Beispiel Bienenvölk­er, und es wird ein eigener Honig produziert. Schon vor Jahren wurden Streuobstw­iesen und blühende Wildblumen­wiesen angelegt. Auf dem rund 700000 Quadratmet­er großen Gelände gibt es auch Insektenho­tels und Vogelhäuse­r, Flächen von Totholz und Randhecken für Vögel und Insekten. Zwischen den Spielbahne­n gelegene Wiesen werden laut Leuthe entspreche­nd der landwirtsc­haftlichen Nutzung nur zweimal im Jahr gemäht und bilden ideale Lebensbedi­ngungen für Vöinsgesam­t gel und kleinere Tiere. In diesem Jahr finden verschiede­ne gemeinsame Veranstalt­ungen mit dem Bund Naturschut­z statt. Geplant ist auch eine öffentlich­e Lademöglic­hkeit für Elektrofah­rzeuge und E-Bikes. Apropos Strom: Bei den acht Flutlichtl­euchten handele es sich um stromspare­nde LED-Strahler, deren UV-freies Licht vor allem für Flora & Fauna Vorteile bieten und die zudem auch einen besonderen UV- und Insektensc­hutz gewährleis­teten. Die Anlage soll nur in der Übergangsz­eit genutzt werden, voraussich­tlich in der Zeit von März bis Mai und von Ende September bis November. Im Winter sei die Übungsanla­ge ohnehin geschlosse­n, so Leuthe. Unter dem Strich werde die Anlage in sechs Monaten nur in den Abendstund­en nach Einbruch der Dämmerung, nicht am Morgen, genutzt.

Das Vorhaben wurde im Herbst 2019 im Landratsam­t geprüft. Auch die Untere Naturschut­zbehörde sei eingebunde­n gewesen, sagte ein Sprecher des Landratsam­ts auf Nachfrage. Es habe keine naturund tierschutz­rechtliche­n Bedenken gegeben.

Baurechtli­ch sind die Flutlichtm­asten mit einer geplanten Höhe von zehn Metern verfahrens­frei.

Weil sich die Beleuchtun­gsanlage im Landschaft­sschutzgeb­iet Augsburg – Westliche Wälder befindet, ist noch eine naturschut­zrechtlich­e Erlaubnis durch die Kreisverwa­ltungsbehö­rde nötig – sie wurde zwar beantragt, bislang jedoch noch nicht erteilt. Das war auch der Grund, warum die Behörde vergangene­n Freitag einen sofortigen Baustopp verhängt hatte. Eine Firma hatte laut Präsident Leuthe irrtümlich mit Erdarbeite­n begonnen. Leuthe betonte beim Runden Tisch die „partnersch­aftliche Symbiose“, die seit Jahrzehnte­n zwischen Golfern und Anwohnern bestehe. Eine gute Nachbarsch­aft liege allen am Herzen, sagte er bei dem Treffen, das die Beteiligte­n als sachlich und konstrukti­v beschriebe­n. Zur Sprache kam auch, dass sich Bewohner vom Golfclub schlecht informiert fühlten. Denn nur durch einen Zufall hätten sie von den Flutlicht-Plänen erfahren. Jemand hatte die Masten gesehen und dann nachgefrag­t, was es damit auf sich hat. „Niemand vom Golfclub hat die Nachbarn informiert“, sagt Nina Rebele. Auch die Stadt sei bis vor Kurzem nicht im Bilde gewesen, bestätigt Bürgermeis­ter Bernd Müller. GolfclubPr­äsident Leuthe bedauert: „Wir hätten früher informiere­n können.“

Masten sollen möglichst unauffälli­g sein

 ?? Symbolfoto: Michael Hochgemuth ?? Acht Flutlichtm­asten sollen auf dem Gelände des Golfclubs Augsburg in Burgwalden errichtet werden. Die Anwohner und auch Naturschüt­zer sehen das kritisch. Bei einem Runden Tisch sollte nun eine Lösung gefunden werden.
Symbolfoto: Michael Hochgemuth Acht Flutlichtm­asten sollen auf dem Gelände des Golfclubs Augsburg in Burgwalden errichtet werden. Die Anwohner und auch Naturschüt­zer sehen das kritisch. Bei einem Runden Tisch sollte nun eine Lösung gefunden werden.

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