Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Streit um eine Flutlicht-Anlage für Golfer
Auf dem Gelände des Golfclubs Augsburg in Burgwalden sollen acht Masten errichtet werden. Anwohner und Naturschützer haben Bedenken. Jetzt gab es einen Runden Tisch und einen Vorschlag
Burgwalden Im beschaulichen Bobinger Stadtteil gibt es einen Streit. Im Fokus: eine Flutlichtanlage, die der Golfclub Augsburg (GCA) bauen will. Sie soll die Driving Range beleuchten, damit Mitglieder auch am Abend Abschläge üben können. Eine Interessengemeinschaft befürchtet derweil, dass seltene und geschützte Tierarten gestört werden könnten. Am Mittwoch trafen sich Vertreter beider Seiten zu einem Runden Tisch. Der Präsident des Golfclubs, Klaus Leuthe, unterbreitete einen Kompromiss.
Er schlug einen Probebetrieb der Anlage im März und April an drei Tagen bis jeweils 21.30 Uhr vor. Danach könnten alle Beteiligten noch einmal an einem Runden Tisch zusammenkommen und sich aussprechen. Die Gegner sprachen sich später dagegen aus. „Wenn die Anlage einmal steht, dann wird sie auch genutzt werden“, sagte Nina Rebele, Mitinitiatorin der Online-Petition „Naturpark Westliche Wälder in Gefahr“. 2000 Unterstützer beteiligten sich, über 800 Kommentare gibt es mittlerweile im Netz dazu. Die Petition soll jetzt dem Landtag übergeben werden. Rebele argumentiert: Der Bau und Betrieb von
acht Masten stelle einen massiven Eingriff in den Charakter des geschützten Gebietes dar. Konkret: „Es könnten durch das Flutlicht viele Insekten sterben. Sie werden angezogen und finden dann den Weg zurück in den Wald nicht mehr.“Das Projekt sei nach dem Bundesnaturschutzgesetz nicht zulässig. Und: „Im Bayerischen Naturschutzgesetz heißt es, dass Eingriffe in die Insektenfauna durch künstliche Beleuchtung im Außenbereich zu vermeiden sind“, erklärt Rebele. Was den Anwohnern des Bobinger Stadtteils ebenfalls aufstößt: Sie befürchten neben der Lichtimmission auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Das heißt: Nachtruhe für Mensch und Tier könnten gestört werden.
GCA-Präsident Leuthe rechnet mit keinem erhöhten Verkehrsaufkommen; eher durch das Ausflugslokal in Burgwalden, das durch einen neuen Pächter wieder in Schwung kommen soll. Die Flutlichtanlage, die alle behördlichen Hinweise und Auflagen zu Tier-, Naturschutz und Blendfreiheit einhalte, sei so konzipiert, dass das Licht ausschließlich auf die Übungsanlage von oben nach unten leuchtet. Zudem wurden entsprechende Strahler mit „Scheuklappen“angeschafft. Sie sollen das Licht zielgenau bündeln.
Insgesamt investiert der Golfclub 50000 Euro für die Übungsanlage auf einer Fläche von 80 auf 100 Metern, was knapp einem Fußballfeld entspricht. Die Masten sollen möglichst unauffällig in die dicht umgebenden Bäume eingebettet werden.
Klaus Leuthe erklärte, dass sich der Golfclub der Bedeutung der umgebenden Natur und seiner Verantwortung dafür sehr wohl bewusst sei. Das Thema Naturschutz werde großgeschrieben: Auf dem Gelände gibt es zum Beispiel Bienenvölker, und es wird ein eigener Honig produziert. Schon vor Jahren wurden Streuobstwiesen und blühende Wildblumenwiesen angelegt. Auf dem rund 700000 Quadratmeter großen Gelände gibt es auch Insektenhotels und Vogelhäuser, Flächen von Totholz und Randhecken für Vögel und Insekten. Zwischen den Spielbahnen gelegene Wiesen werden laut Leuthe entsprechend der landwirtschaftlichen Nutzung nur zweimal im Jahr gemäht und bilden ideale Lebensbedingungen für Vöinsgesamt gel und kleinere Tiere. In diesem Jahr finden verschiedene gemeinsame Veranstaltungen mit dem Bund Naturschutz statt. Geplant ist auch eine öffentliche Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge und E-Bikes. Apropos Strom: Bei den acht Flutlichtleuchten handele es sich um stromsparende LED-Strahler, deren UV-freies Licht vor allem für Flora & Fauna Vorteile bieten und die zudem auch einen besonderen UV- und Insektenschutz gewährleisteten. Die Anlage soll nur in der Übergangszeit genutzt werden, voraussichtlich in der Zeit von März bis Mai und von Ende September bis November. Im Winter sei die Übungsanlage ohnehin geschlossen, so Leuthe. Unter dem Strich werde die Anlage in sechs Monaten nur in den Abendstunden nach Einbruch der Dämmerung, nicht am Morgen, genutzt.
Das Vorhaben wurde im Herbst 2019 im Landratsamt geprüft. Auch die Untere Naturschutzbehörde sei eingebunden gewesen, sagte ein Sprecher des Landratsamts auf Nachfrage. Es habe keine naturund tierschutzrechtlichen Bedenken gegeben.
Baurechtlich sind die Flutlichtmasten mit einer geplanten Höhe von zehn Metern verfahrensfrei.
Weil sich die Beleuchtungsanlage im Landschaftsschutzgebiet Augsburg – Westliche Wälder befindet, ist noch eine naturschutzrechtliche Erlaubnis durch die Kreisverwaltungsbehörde nötig – sie wurde zwar beantragt, bislang jedoch noch nicht erteilt. Das war auch der Grund, warum die Behörde vergangenen Freitag einen sofortigen Baustopp verhängt hatte. Eine Firma hatte laut Präsident Leuthe irrtümlich mit Erdarbeiten begonnen. Leuthe betonte beim Runden Tisch die „partnerschaftliche Symbiose“, die seit Jahrzehnten zwischen Golfern und Anwohnern bestehe. Eine gute Nachbarschaft liege allen am Herzen, sagte er bei dem Treffen, das die Beteiligten als sachlich und konstruktiv beschrieben. Zur Sprache kam auch, dass sich Bewohner vom Golfclub schlecht informiert fühlten. Denn nur durch einen Zufall hätten sie von den Flutlicht-Plänen erfahren. Jemand hatte die Masten gesehen und dann nachgefragt, was es damit auf sich hat. „Niemand vom Golfclub hat die Nachbarn informiert“, sagt Nina Rebele. Auch die Stadt sei bis vor Kurzem nicht im Bilde gewesen, bestätigt Bürgermeister Bernd Müller. GolfclubPräsident Leuthe bedauert: „Wir hätten früher informieren können.“
Masten sollen möglichst unauffällig sein