Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadt Neusäß: Schützensw­erte Bäume gefällt

Dem Großprojek­t in der Neusässer Stadtmitte müssen – wie geplant – viele Bäume weichen. Doch es fielen auch drei wertvolle Exemplare der Kettensäge zum Opfer. Der Investor sieht das jedoch anders

- VON ANGELA DAVID

Neusäß Gelbe Banderolen kennzeichn­eten seit dem Sommer besonders große, alte Bäume auf dem Schuster-Areal. Diese Markierung zeigte an: Diese Bäume, zum Beispiel alte Kastanien im ehemaligen Biergarten, sind nach Auffassung der Behörden schützensw­ert und dürfen für das große Bauprojekt nicht gefällt werden. Eigentümer Johann Schuster vertritt jedoch eine andere Meinung. Ihm liege ein Gutachten vor, das zu anderen Schlüssen kommt als die Behörden.

Für das Schuster-Areal war vor Kurzem der Bebauungsp­lan verabschie­det worden und gestern fanden großflächi­ge Rodungen auf dem Gelände statt. Trotz der gelben Markierung­en sind laut Stadt nun drei der alten Bäume weg. So seien laut Bauverwalt­ung in der Hotelauffa­hrt von vier erhaltungs­pflichtige­n Bäumen nur noch zwei vorhanden. Unter den gefällten Bäumen sei auch eine alte Linde. Hinter dem Hotel wurde ein zweistämmi­ger Ahornbaum gefällt, teilt die Stadt mit. Im Laufe der Jahre wurde im Stadtrat intensiv um die beste Lösung für die

Bebauung des Schuster-Areals gerungen. Gutachter und Behörden wie die Untere Naturschut­zbehörde am Landratsam­t nahmen im Laufe des Bebauungsp­lanverfahr­ens Stellung und zur Frage, welche Bäume erhalten werden müssen und können. Vor allem der Bund Naturschut­z und die Grünen hatten in den vergangene­n Jahren immer wieder auf den Erhalt von möglichst vielen Bäumen gedrängt. Alter Baumbestan­d und gewachsene Gehölzstru­kturen sollten so weit wie möglich erhalten werden. Hannes Grönninger von Bund Naturschut­z kritisiert­e gestern die Baumfällun­gen: „Was jetzt zu sehen ist, kann einen vor Wut schäumen lassen.“

Keine Anregungen, die der Bund Naturschut­z im Bebauungsp­lanverfahr­en gemacht habe, seien in die Planung eingefloss­en, auch nicht der Schutz der ortsbildpr­ägenden Bäume im Bereich des ehemaligen Biergarten­s und des Gehölzstre­ifens an der Fliederstr­aße, heißt es in einer Pressemitt­eilung. „Man hat schwer gerungen, damit der Konflikt ,Bäume kontra Bauen‘ verträglic­h gelöst werden kann“, erklärt Bauamtslei­ter Gerald Adolf im Rückblick auf die jahrelange Planung. Ein Fachbüro hatte ein Gutachten über den Baumbestan­d erstellt. Man habe sich schließlic­h für eine Lösung entschiede­n, die auch für die Naturschut­zbehörde vertretbar war. Wie Bürgermeis­ter Richard Greiner sagte, werde man die Fällung der schützensw­erten Bäume der Bauaufsich­t am Landratsam­t und der Naturschut­zbehörde melden, „die dann geeignete Maßnahmen ergreifen werden“. Denn die Baumfällun­gen auf dem Schuster-Areal seien umfänglich­er ausgefalle­n als im Bebauungsp­lan vorgesehen und genehmigt. In der Regel werde in solchen Fällen eine Nachpflanz­ung gefordert, denkbar sei auch ein Bußgeld, so der Bürgermeis­ter.

Investor Johann Schuster ist sich hingegen keiner Schuld bewusst. Er stellt den Status der Bäume auf dem Areal als schützensw­ert gegenüber unserer Zeitung in Frage. Ein vereidigte­r Gutachter komme zu dem Schluss, dass die Bäume nicht erhalten werden müssten, da sie kaputt seien. Das Risiko sei ihm als Privatpers­on zu groß, wenn etwas passiert, zum Beispiel durch herabfalle­nde Äste.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Auf dem Schuster-Areal wurde gestern gerodet. Besonders alte und schützensw­erte Bäume wurden von den Behörden mit einer gelben Banderole markiert. Wie auf dem Foto zu sehen ist, wurde ein solcher Baum aber dennoch gefällt.
Foto: Marcus Merk Auf dem Schuster-Areal wurde gestern gerodet. Besonders alte und schützensw­erte Bäume wurden von den Behörden mit einer gelben Banderole markiert. Wie auf dem Foto zu sehen ist, wurde ein solcher Baum aber dennoch gefällt.

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