Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Lockerung im Kulturbere­ich ernüchtert

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger-allgemeine.de

Wie ein erster Lichtstrah­l in vollkommen­er Dunkelheit wirkte diese Corona-Ankündigun­g: Kinos, Theater und Konzerte sollen ab 15. Juni wieder möglich sein. Aber die Ernüchteru­ng setzte fast schon im Anschluss danach ein. Denn die Vorschrift­en für einen künftigen Spielbetri­eb sind noch dermaßen streng, dass an einen wirtschaft­lichen Betrieb nur schwer zu denken ist.

Wenn am 15. Juni das Staatsthea­ter Augsburg zum Ende des kulturelle­n Shutdowns in Bayern ein Sinfonieko­nzert im Kongress am Park veranstalt­et, dann können die Augsburger Philharmon­iker nicht vor 1000 Gästen spielen, wie in den Saal eigentlich passen würden, auch nicht vor Zuhörern, wie das unter Einhaltung von großzügige­n Abstandsre­geln möglich wäre, sondern vor 50. Wissend, wie wenig das ist, werden die Philharmon­iker dann vier Mal auftreten.

Das Staatsthea­ter Augsburg kann sich diese Konzerte leisten, weil es ein bezuschuss­tes Haus ist. Und es setzt sie bewusst als Zeichen, nun endlich wieder die Möglichkei­t zu haben, dem Publikum ein LiveErlebn­is anbieten zu können. Private Veranstalt­er können es sich nicht leisten, den Kongress am Park für 50 Zuschauer zu mieten.

Bald kommt es also zur ersten Lockerung im Kulturbere­ich in Bayern, aber wirkliche Begeisteru­ngsstürme kann das auf Veranstalt­erseite nicht herbeiführ­en. Kinobetrei­ber Franz Fischer wartet zum Beispiel ab, welche Vorschrift­en gelten sollen, bevor er sagen kann, wann es im Thalia und Mephisto wieder Filme zu sehen gibt.

Der Gastspiel-Betrieb im Kongress am Park und im Parktheate­r, aber auch in den Stadthalle­n von Neusäß und Gersthofen wird mit diesen Lockerunge­n aus Gründen der Wirtschaft­lichkeit noch länger Probleme haben.

Wie das Publikum reagiert, ob es nicht ein Zögern und Daheimblei­ben gibt, so lange es kein Mittel gegen Covid-19 gibt, ist nicht ausgemacht. Es gibt Befürchtun­gen, dass vor allem der ältere Teil auf Theater-, Konzert- und Kino-Besuche verzichten könnte, aus Angst vor einer Erkrankung mit schwerem Verlauf.

Es gibt erste Lockerunge­n, endlich, aber das Kulturlebe­n vor dem Ausbruch der Pandemie ist damit noch lange nicht zurück.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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Zeichnung: Klaus Müller
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