Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Lockerung im Kulturbereich ernüchtert
Wie ein erster Lichtstrahl in vollkommener Dunkelheit wirkte diese Corona-Ankündigung: Kinos, Theater und Konzerte sollen ab 15. Juni wieder möglich sein. Aber die Ernüchterung setzte fast schon im Anschluss danach ein. Denn die Vorschriften für einen künftigen Spielbetrieb sind noch dermaßen streng, dass an einen wirtschaftlichen Betrieb nur schwer zu denken ist.
Wenn am 15. Juni das Staatstheater Augsburg zum Ende des kulturellen Shutdowns in Bayern ein Sinfoniekonzert im Kongress am Park veranstaltet, dann können die Augsburger Philharmoniker nicht vor 1000 Gästen spielen, wie in den Saal eigentlich passen würden, auch nicht vor Zuhörern, wie das unter Einhaltung von großzügigen Abstandsregeln möglich wäre, sondern vor 50. Wissend, wie wenig das ist, werden die Philharmoniker dann vier Mal auftreten.
Das Staatstheater Augsburg kann sich diese Konzerte leisten, weil es ein bezuschusstes Haus ist. Und es setzt sie bewusst als Zeichen, nun endlich wieder die Möglichkeit zu haben, dem Publikum ein LiveErlebnis anbieten zu können. Private Veranstalter können es sich nicht leisten, den Kongress am Park für 50 Zuschauer zu mieten.
Bald kommt es also zur ersten Lockerung im Kulturbereich in Bayern, aber wirkliche Begeisterungsstürme kann das auf Veranstalterseite nicht herbeiführen. Kinobetreiber Franz Fischer wartet zum Beispiel ab, welche Vorschriften gelten sollen, bevor er sagen kann, wann es im Thalia und Mephisto wieder Filme zu sehen gibt.
Der Gastspiel-Betrieb im Kongress am Park und im Parktheater, aber auch in den Stadthallen von Neusäß und Gersthofen wird mit diesen Lockerungen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit noch länger Probleme haben.
Wie das Publikum reagiert, ob es nicht ein Zögern und Daheimbleiben gibt, so lange es kein Mittel gegen Covid-19 gibt, ist nicht ausgemacht. Es gibt Befürchtungen, dass vor allem der ältere Teil auf Theater-, Konzert- und Kino-Besuche verzichten könnte, aus Angst vor einer Erkrankung mit schwerem Verlauf.
Es gibt erste Lockerungen, endlich, aber das Kulturleben vor dem Ausbruch der Pandemie ist damit noch lange nicht zurück.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.