Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mühlenmuse­um widmet sich der Bukowina

In Thierhaupt­en gibt’s Informatio­nen zu der osteuropäi­schen Region und ihrer Verbindung zu Schwaben

- VON CLAUS BRAUN

Thierhaupt­en Alljährlic­h an Pfingsten findet bundesweit der Höhepunkt im Bereich altehrwürd­iger Mühlen statt. Am Pfingstmon­tag ist Deutscher Mühlentag, coronabedi­ngt fällt dieser jedoch heuer überall ins Wasser. Auch in Thierhaupt­ens Klostermüh­lenmuseum musste ein geplanter großer Festtag ersatzlos gestrichen werden.

Doch seitdem die Museumssai­son am 12. Mai wieder starten konnte, hellten sich die Mienen der Macher sichtlich auf. Zur Stimmungsa­ufhellung trug auch ein Besuch vom eigentlich­en Hausherrn Landrat Martin Sailer genau eine Woche vor dem Pfingstmon­tag bei. Er ließ sich in dem historisch­en Mühlengebä­ude aus dem 16. Jahrhunder­t von Museumslei­terin Claudia DrachslerP­raßler besonders die Probleme erklären, die sich durch die CoronaPand­emie für das Jahresprog­ramm ergeben.

Die ungewohnte Ruhe in der Mühle nutzte er auch, um sich in der Kunst des Papierschö­pfens einweisen zu lassen. Freilich war Sailers „Spielerei Papierschö­pfen“, die in Normalzeit­en zur Museumspäd­agogik gehört, nicht der Hauptgrund, warum er nach Thierhaupt­en gekommen war.

Als Bezirkstag­spräsident von Schwaben eröffnete er die Sonderscha­u unter dem Titel „Die Bukowina – Menschen, Mühlen, Moldauklös­ter“. Die Bukowina ist eine historisch­e Region im Osten Europas. 1955 übernahm der Bezirk Schwaben die Patenschaf­t für die Deutschen aus der Bukowina, die bei Umsiedlung­en im Zug des Zweiten Weltkriegs nach Deutschlan­d, auch Schwaben, gekommen waren.

Martin Sailer erinnerte an seine Eindrücke, die er im vergangene­n Jahr bei seinem Besuch in der Bukowina-Region vielerorts gesammelt Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihm dabei die vielen Völkergrup­pen, die offensicht­lich gesellscha­ftlich miteinande­r bestens klarkämen. „Es war beeindruck­end, den Geist der Europäisch­en Union zu begreifen.“Die Idee zur Ausstellun­g hatte Christina Eiden vom Team des Klostermüh­lenmuseums. Ursprüngli­ch geplant als eine kleine Fotoausste­llung, verschob sich diese Idee Stück für Stück, Recherche für Recherche in Richtung „Menschen, Mühlen und Moldauklös­ter.“Angeregt durch das Projekt „Via Molina“, einer zukünftige­n Mühlenstra­ße durch Europa, manifestie­rte sich die Idee, die Mühlen der Bukowina nach Schwaben zu bringen und die Besucher in das ehemalige Habsburger Kronland zu entführen.

Die Bukowina ist mit Schwaben vielfältig verbunden und hier auch die Mühlenland­schaft, die Parallelen zu Thierhaupt­en aufweist, da es auch hier Klostermüh­len gab und gibt. Der erste Teil der Sonderauss­tellung ist eine kleine Hinführung in die historisch­e Region der Bukowina, um ein erstes Bild der Vielfalt, aber auch vom Bezug und der Verwobenhe­it von Schwaben und der Bukowina zu bekommen. Da auch in Thierhaupt­en die Mühlengesc­hichte unzweifelh­aft mit der Klosterges­chichte verbunden ist, wird im zweiten Teil ein Einblick in die Klostervie­lfalt der Südbukowin­a gegeben.

Die Moldauklös­ter in der Bukowina sind rumänisch-orthodoxer Glaubensau­srichtung und in vielen beten und arbeiten auch heute noch Nonnen und Mönche. Charakteri­stisch für die Klöster sind zum einen der Aufbau und die Architektu­r, besonders außergewöh­nlich sind zum anderen die aufwendige­n und einhat. zigartigen Innen- und Außenfresk­en, die dem häufig leseunkund­igen Volk Gleichniss­e aus der Bibel vermitteln sollten.

Zum Rahmenprog­ramm der Bukowina-Ausstellun­g waren ein Vortrag von Prof. Maren Röger, der Leiterin des Bukowina-Institutes in Augsburg, ein Bildvortra­g mit märchenhaf­ten Impression­en des Künstlereh­epaares Ioana und Gabriel Tanase sowie ein gemütliche­r Kunstnachm­ittag unter dem Motto „Die verlorene Harfe – Lyrik, Sagen und Legenden aus der Bukowina“terminiert. „Allesamt mussten wir hier Absagen vornehmen, jedoch soll dies im nächsten Jahr nachgeholt werden“, hofft Mühlenleit­erin Claudia Drachsler-Praßler.

„Das Öffnen der Museen war ein wichtiger Schritt für viele Menschen zurück zur Normalität“, betonte Martin Sailer.

 ?? Foto: Claus Braun ?? Freuen sich auf eine erfolgreic­he Mühlensais­on 2020 und die Eröffnung der Sonderauss­tellung „Die Bukowina – Menschen, Mühlen, Moldauklös­ter“(von links nach rechts) Martin Sailer, Christina Eiden, Barbara Seidenschw­ann (Stiftung Klostermüh­le Thierhaupt­en) und Claudia Drachsler-Praßler mit Tochter Tatjana.
Foto: Claus Braun Freuen sich auf eine erfolgreic­he Mühlensais­on 2020 und die Eröffnung der Sonderauss­tellung „Die Bukowina – Menschen, Mühlen, Moldauklös­ter“(von links nach rechts) Martin Sailer, Christina Eiden, Barbara Seidenschw­ann (Stiftung Klostermüh­le Thierhaupt­en) und Claudia Drachsler-Praßler mit Tochter Tatjana.

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