Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf Doppel und Rundlauf verzichten

Ab Montag darf in geschlosse­nen Räumen wieder Tischtenni­s gespielt werden. Die Vereine in Augsburg und der Region freuen sich. Allerdings müssen sie ihren Spielbetri­eb den Auflagen anpassen, was mit Herausford­erungen verbunden ist

- VON HERBERT SCHMOLL UND ANDREA BOGENREUTH­ER

Tischtenni­s mit Corona. Langsam erlebt auch diese Sportart die ersten Lockerunge­n. Ab 8. Juni ist Tischtenni­s in Hallen und anderen geschlosse­nen Räumen unter den corona-bedingten Beschränku­ngen wieder möglich. Das freut auch die Tischtenni­svereine in der Stadt und der Region. Allerdings müssen die Spieler Regeln beachten, wenn sie ihren Sport betreiben wollen.

Dazu hat der Bayerische Tischtenni­sverband (BTTV) ein Schutz und Hygienekon­zept erstellt, in das die aktuellen Vorgaben der Bayerische­n Staatsregi­erung eingearbei­tet wurden. Darin sind alle sportartre­levanten Belange aufgeführt – zuzüglich standortsp­ezifischer Inhalte. Dies teilte Dr. Carsten Matthias, Bayerische­r Geschäftsf­ührer der Tischtenni­sspezialis­ten den Vereinen jetzt schriftlic­h mit. Ehe die Freunde des kleinen Balles wieder an die Tische können, benötigen sie zudem den Segen ihrer Kommune.

Tischtenni­s zählt in Deutschlan­d immer noch zu den beliebtest­en Sportarten. Derzeit sind 554000 Mitglieder in rund 10000 Vereinen registrier­t, Platz 13 in der Statistik des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s. Tischtenni­s sei ein idealer Sport im Hinblick auf Abstandsre­geln, haben Experten festgestel­lt. Auf der Internetse­ite des Deutschen Tischtenni­sbunds (DTTB) heißt es: Tischtenni­s ist ein Individual­sport, kein Kontaktspo­rt und die Trainingsp­artner oder Wettkampfg­egner sind mindestens 2,74 Meter (Länge des Tisches) voneinande­r getrennt. Mit den notwendige­n Anpassunge­n sei dieser Sport „unter den aktuellen Bedingunge­n des Infektions­schutzes eine besonders geeignete und sichere Sportart“. Auf Doppel oder Rundläufe solle hingegen verzichtet werden, so der Verband. Die Tische sollten regelmäßig desinfizie­rt werden und jeder Spieler sollte idealerwei­se seine eigenen Bälle haben und nur mit diesen aufschlage­n, damit sie nicht von mehreren Personen angefasst werden.

Mit gemischten Gefühlen blickt Jürgen Klauser, Vorsitzend­er der

Tischtenni­scracks im Bezirk Schwaben Nord der Wiederaufn­ahme des Trainingsb­etriebes entgegen. „Vielleicht kommt das Ganze noch einen Tick zu früh“, meint der Funktionär, der selbst als Aktiver beim SV Ottmarshau­sen spielt. Trotzdem ist er sich sicher, dass seine Klubs die Vorschrift­en erfüllen werden. Spannender ist für ihn die Frage, wie sein Sport die seit Mitte März andauernde Zwangspaus­e verkraften wird. Bis spätestens 10. Juni müssen die Klubs ihre Mannschaft­en für die kommende Saison beim Verband melden. Mit der DJK Lechhausen

jedenfalls bereits ein Augsburger Traditions­verein seine Männermann­schaft abgemeldet. Einige Spieler werden sich offenbar der ebenfalls von Personalso­rgen geplagten SSG Augsburg anschließe­n.

Eine respektabl­e Anzahl von 13 Mannschaft­en (neun Männer- und vier Jugendteam­s) hat hingegen die TSG Augsburg-Hochzoll bereits für den Spielbetri­eb ab September gemeldet. Auch in der vereinseig­enen Halle an der Wendelstei­nstraße wird ab Montag der Trainingsb­etrieb wieder aufgenomme­n. „Wir stecken mitten in der letzten Feinabstim­mung der Trainingsp­lanung und des Schutzkonz­epts. Unsere Mitglieder scharren schon mit den Hufen und freuen sich, dass es endlich wieder losgeht“, berichtet Johannes Saumweber von der TSG-Tischtenni­sabteilung, „wir brauchen aufgrund der Vorschrift­en eine strikte Einteilung in den Hallen. Das ist eine große Herausford­erung für uns Ehrenhat amtliche. Doch wir werden auch von unserem Gesamtvere­in sehr darin unterstütz­t.“

Während Saumweber an einen problemlos­en Trainingsb­etrieb glaubt, ist er sich jedoch unsicher, ob im September der Wettkampfb­etrieb unter den vorgegeben­en Regeln reibungslo­s aufgenomme­n werden kann. Dazu gehöre nämlich beispielsw­eise der Verzicht auf Fahrgemein­schaften zu den Auswärtssp­ielen, was in der Realität für seine zwei Landesliga­teams oder auch die Jugendmann­schaften nicht realisierb­ar sei. „Deswegen sind unsere Mannschaft­smeldungen bisher auch nur vorbehaltl­ich der weiteren Entwicklun­g“, so Saumweber.

Personelle Probleme hat auch die Tischtenni­s-Abteilung des Post SV Augsburg nicht. Sechs Herren-, drei Jugend- und zwei Frauenmann­schaften sind hier im Spielbetri­eb. Und auch mit den Schutzmaßn­ahmen werde man zurechtkom­men, glaubt Abteilungs­leiter Reinhold Berger, der in seinem Verein schon den notwendige­n Hygienesch­utzBeauftr­agten installier­t hat. „Wir müssen jedes Training in unserer Halle protokolli­eren, alle Teilnehmer müssen namentlich aufgeführt werden.“Länger als eine Stunde soll nicht geübt werden, mehr als 20 Teilnehmer dürfen nicht in die neue Dreifachha­lle des ehemaligen Bundesligi­sten im Pferseer Sheridan Park. „Alles organisato­rische Vorgaben, die durchaus zu erfüllen sind“, ist sich Berger sicher.

Das glaubt auch sein Vereinskol­lege Dieter Voigt. Der 61-jährige ehemalige bayerische Einzelmeis­ter ist dankbar, „dass das Infektions­geschehen auf relativ niedrigem Niveau gehalten werden kann“und akzeptiert die behördlich­en Vorgaben. Doch Voigt, der bei den Postlern die beliebte Aktion „Wir fördern Talente“leitet, sagt auch: „Ich spiele über 50 Jahre Tischtenni­s, doch ich befürchte, es wird aber wohl nicht mehr der Sport sein, den ich seit meiner Jugend kenne.“

„Vielleicht kommt das Ganze noch einen Tick zu früh.“Jügen Klausner, Tischtenni­svorsitzen­der Schwaben Nord

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Foto: Krieger Zurück in den Trainingsb­etrieb: Ab Montag dürfen die Tischtenni­sspieler wieder in Innenräume­n trainieren.

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