Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf Doppel und Rundlauf verzichten
Ab Montag darf in geschlossenen Räumen wieder Tischtennis gespielt werden. Die Vereine in Augsburg und der Region freuen sich. Allerdings müssen sie ihren Spielbetrieb den Auflagen anpassen, was mit Herausforderungen verbunden ist
Tischtennis mit Corona. Langsam erlebt auch diese Sportart die ersten Lockerungen. Ab 8. Juni ist Tischtennis in Hallen und anderen geschlossenen Räumen unter den corona-bedingten Beschränkungen wieder möglich. Das freut auch die Tischtennisvereine in der Stadt und der Region. Allerdings müssen die Spieler Regeln beachten, wenn sie ihren Sport betreiben wollen.
Dazu hat der Bayerische Tischtennisverband (BTTV) ein Schutz und Hygienekonzept erstellt, in das die aktuellen Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung eingearbeitet wurden. Darin sind alle sportartrelevanten Belange aufgeführt – zuzüglich standortspezifischer Inhalte. Dies teilte Dr. Carsten Matthias, Bayerischer Geschäftsführer der Tischtennisspezialisten den Vereinen jetzt schriftlich mit. Ehe die Freunde des kleinen Balles wieder an die Tische können, benötigen sie zudem den Segen ihrer Kommune.
Tischtennis zählt in Deutschland immer noch zu den beliebtesten Sportarten. Derzeit sind 554000 Mitglieder in rund 10000 Vereinen registriert, Platz 13 in der Statistik des Deutschen Olympischen Sportbundes. Tischtennis sei ein idealer Sport im Hinblick auf Abstandsregeln, haben Experten festgestellt. Auf der Internetseite des Deutschen Tischtennisbunds (DTTB) heißt es: Tischtennis ist ein Individualsport, kein Kontaktsport und die Trainingspartner oder Wettkampfgegner sind mindestens 2,74 Meter (Länge des Tisches) voneinander getrennt. Mit den notwendigen Anpassungen sei dieser Sport „unter den aktuellen Bedingungen des Infektionsschutzes eine besonders geeignete und sichere Sportart“. Auf Doppel oder Rundläufe solle hingegen verzichtet werden, so der Verband. Die Tische sollten regelmäßig desinfiziert werden und jeder Spieler sollte idealerweise seine eigenen Bälle haben und nur mit diesen aufschlagen, damit sie nicht von mehreren Personen angefasst werden.
Mit gemischten Gefühlen blickt Jürgen Klauser, Vorsitzender der
Tischtenniscracks im Bezirk Schwaben Nord der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes entgegen. „Vielleicht kommt das Ganze noch einen Tick zu früh“, meint der Funktionär, der selbst als Aktiver beim SV Ottmarshausen spielt. Trotzdem ist er sich sicher, dass seine Klubs die Vorschriften erfüllen werden. Spannender ist für ihn die Frage, wie sein Sport die seit Mitte März andauernde Zwangspause verkraften wird. Bis spätestens 10. Juni müssen die Klubs ihre Mannschaften für die kommende Saison beim Verband melden. Mit der DJK Lechhausen
jedenfalls bereits ein Augsburger Traditionsverein seine Männermannschaft abgemeldet. Einige Spieler werden sich offenbar der ebenfalls von Personalsorgen geplagten SSG Augsburg anschließen.
Eine respektable Anzahl von 13 Mannschaften (neun Männer- und vier Jugendteams) hat hingegen die TSG Augsburg-Hochzoll bereits für den Spielbetrieb ab September gemeldet. Auch in der vereinseigenen Halle an der Wendelsteinstraße wird ab Montag der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen. „Wir stecken mitten in der letzten Feinabstimmung der Trainingsplanung und des Schutzkonzepts. Unsere Mitglieder scharren schon mit den Hufen und freuen sich, dass es endlich wieder losgeht“, berichtet Johannes Saumweber von der TSG-Tischtennisabteilung, „wir brauchen aufgrund der Vorschriften eine strikte Einteilung in den Hallen. Das ist eine große Herausforderung für uns Ehrenhat amtliche. Doch wir werden auch von unserem Gesamtverein sehr darin unterstützt.“
Während Saumweber an einen problemlosen Trainingsbetrieb glaubt, ist er sich jedoch unsicher, ob im September der Wettkampfbetrieb unter den vorgegebenen Regeln reibungslos aufgenommen werden kann. Dazu gehöre nämlich beispielsweise der Verzicht auf Fahrgemeinschaften zu den Auswärtsspielen, was in der Realität für seine zwei Landesligateams oder auch die Jugendmannschaften nicht realisierbar sei. „Deswegen sind unsere Mannschaftsmeldungen bisher auch nur vorbehaltlich der weiteren Entwicklung“, so Saumweber.
Personelle Probleme hat auch die Tischtennis-Abteilung des Post SV Augsburg nicht. Sechs Herren-, drei Jugend- und zwei Frauenmannschaften sind hier im Spielbetrieb. Und auch mit den Schutzmaßnahmen werde man zurechtkommen, glaubt Abteilungsleiter Reinhold Berger, der in seinem Verein schon den notwendigen HygieneschutzBeauftragten installiert hat. „Wir müssen jedes Training in unserer Halle protokollieren, alle Teilnehmer müssen namentlich aufgeführt werden.“Länger als eine Stunde soll nicht geübt werden, mehr als 20 Teilnehmer dürfen nicht in die neue Dreifachhalle des ehemaligen Bundesligisten im Pferseer Sheridan Park. „Alles organisatorische Vorgaben, die durchaus zu erfüllen sind“, ist sich Berger sicher.
Das glaubt auch sein Vereinskollege Dieter Voigt. Der 61-jährige ehemalige bayerische Einzelmeister ist dankbar, „dass das Infektionsgeschehen auf relativ niedrigem Niveau gehalten werden kann“und akzeptiert die behördlichen Vorgaben. Doch Voigt, der bei den Postlern die beliebte Aktion „Wir fördern Talente“leitet, sagt auch: „Ich spiele über 50 Jahre Tischtennis, doch ich befürchte, es wird aber wohl nicht mehr der Sport sein, den ich seit meiner Jugend kenne.“
„Vielleicht kommt das Ganze noch einen Tick zu früh.“Jügen Klausner, Tischtennisvorsitzender Schwaben Nord