Augsburger Allgemeine (Land Nord)
In der MAN-Kantine landet fast nichts in der Tonne
Die Wegwerfquote liegt in der Betriebsgastronomie bei gerade zwei Prozent. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System von Küchenchef Gerhard Frauenschuh. Dafür erhielt sein Team einen Bundespreis
Lebensmittelverschwendung ist ein großes Thema. Auch in Augsburg wirft jeder Bürger im Jahr kiloweise Obst, Gemüse, Brot und Speisereste weg, obwohl diese noch verwertbar gewesen wären. Initiativen wie die Tafeln, Foodsharing und Aktionen an Hochschule und Universität setzen sich gezielt für die Wertschätzung von noch genießbaren Lebensmitteln ein. Seit Jahren arbeitet auch Gerhard Frauenschuh, Leiter der Augsburger MAN-Betriebsgastronomie, an Abläufen, wie in den Betriebsgastronomien der verschiedenen Standorte Lebensmittelabfälle und Verpackungsmüll vermieden werden kann.
Mit ihrem ausgeklügelten System „Foodversity“wurde die Betriebsgastronomie der MAN Energy Solutions SE jetzt von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) mit vier weiteren Projekten mit dem Bundespreis „Zu gut für die Tonne!“ausgezeichnet. Insgesamt waren 131 Ideen eingereicht worden.
Der Kauf von regionalen Produkten und die Zusammenarbeit mit Landwirten und Metzgern aus der Region ist für Gerhard Frauenschuh der Schlüssel zum Erfolg. „Wir haben Kartoffelbauern aus der Region unter Vertrag und nehmen so viel wie möglich vom Feld – auch wenn es nicht dem europäischen Maß entspricht“, sagt er. Tiere werden ebenfalls aus der Region bezogen. „Wir nehmen auch ganze Tiere ab, also von der Nase bis zum Schwanz. Sie werden für uns bei regionalen Metzgern zerlegt.“Selbst die Knochen würden noch für die Zubereitung von Suppen und Soßen verwendet. So ist die Wegwerfquote im Verlauf der Jahre in der Augsburger MAN-Betriebsgastronomie auf bis zu zwei Prozent gesunken. Dazu trägt auch das freitägliche „FoodSaving-Buffet“bei, an dem übrig gebliebene Speisen neu interpretiert werden.
„Aus Schnitzeln kann man beispielsweise eine Schnitzel-Lasagne oder ein Mailänder Schnitzel machen“, sagt Frauenschuh. Das könnten Privatpersonen genauso umsetzen, findet der engagierte Leiter der Betriebsgastronomie. „Oder man gibt dem Kind eine Schnitzelsemmel mit in die Schule.“Für Frauenschuh gibt es „tausende Möglichkeiten“, wie Lebensmittel vor dem Abfall bewahrt werden können. „Joghurts, deren Mindesthaltbarkeitsdatum am kommenden Tag abläuft, werden bei uns zu Desserts verarbeitet.“Er hält die Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden für ausschlaggebend, damit all diese Bemühungen auch zum Erfolg führen. Dort stoße er auf offene Ohren.
An der Einstellung müsse an vielen Stellen allerdings noch gearbeitet werden. Er könne Unternehmen nicht verstehen, die abends ihre Auslagen füllten, um die Waren Kunden zum Sparpreis anzubieten oder gar entsorgen zu müssen. „Genauso wenig sollten Erdbeeren aus Spanien oder Kalifornien gekauft werden. Dort fehlt das Grundwasser, nur damit der europäische Markt ganzjährig Erdbeeren erhält“, sagt Frauenschuh. Und wenn doch einmal etwas übrig bleibt? „Dann erhält der SKM die Speisen für die Wärmestube. Die freuen sich sehr darüber.“
Daneben bieten die Betriebsgastronomien des Unternehmens Kaffee und Mitnahmegerichte, wie Menüs, Salate oder Joghurt im hauseigenen Mehrweg-to-go-Bechern und -Boxen an. „Bei uns gibt es kein Wegwerfgeschirr, sondern ein Pfandsystem. Die Boxen, die für die Mitnahme von Speisen an den Arbeitsplatz zur Verfügung stehen, können bis zu 800 bis 900 mal gespült, bevor sie entsprechend umweltgerecht entsorgt werden“, sagt Frauenschuh.