Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Homeoffice hat viele Gesichter
Wie die Menschen im Augsburger Land die Arbeit von zu Hause erleben. Für Lehrer ist nach der Teilöffnung der Schulen Doppelarbeit angesagt
Landkreis Augsburg Zahlreiche Mitarbeiter der Unternehmen im Augsburger Land arbeiten von zu Hause aus. Der Alltag hat sich für viele verändert und brachte neue Herausforderungen. Wir haben mit Menschen aus verschiedenen Branchen über die Arbeit im Homeoffice gesprochen.
Peter Schöffel hat schon vor dem Ausbruch der Pandemie ab und zu von zu Hause aus gearbeitet. „Ich musste mich nicht neu einrichten“, sagt der Leiter des Sportbekleidungs-Herstellers Schöffel in Schwabmünchen. Sein Heimbüro wurde in den vergangenen Monaten intensiv in Anspruch genommen: Sein Sohn hat das Büro im Elternhaus für Uniarbeiten genutzt und dem Vater beim Einrichten der Technik geholfen. Zu Konflikten kam es nicht: „Mein Sohn ist als Student eher Nachtarbeiter, das hat sich in zwei verschiedenen Schichten gut ergänzt.“Vermisst hat Schöffel im Homeoffice den Austausch mit den Kollegen. Das Homeoffice hat für Schöffel aber einen deutlichen Vorteil: „Zu Hause kann ich besser strategisch arbeiten und mir Gedanken machen. Da habe ich weniger Ablenkung.“
Eine Zwischenlösung hat die Presseabteilung des Polizeipräsidiums Schwaben Nord gefunden. „Wir haben uns aufgeteilt, einer war im Homeoffice, einer im Büro“, sagt Polizei-Pressesprecher Michael Jakob. Er blieb erst daheim und ist inzwischen wieder ins Büro zurückgekehrt, während sein Kollege noch von zu Hause aus arbeitet. Mit Dienstlaptop und Bildschirm war Michael Jakob zu Hause voll ausgestattet. Er sagt, das Homeoffice sei keine große Umstellung gewesen, Herausforderungen gab es aber: „Wir haben Interviews für das Fernsehen von zu Hause aus im Selfie-Modus gefilmt.“
ist begeistert vom Arbeiten im Homeoffice: „Man schafft seine Arbeit schneller und ist konzentrierter. Außerdem spart man sich den Anfahrtsweg, so profitiert auch die Natur.“Die Biologin betreut den Naturpark Westliche Wälder für den Naturparkverein seit Jahren teilweise vom heimischen Schreibtisch aus. Sezi sieht aber auch negative Seiten: „Wer nur Homeoffice macht, vereinsamt auf Dauer.“Die soziale Komponente und die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, habe man nicht, sagt sie. Nur etwa einen Tag pro Woche verbringt sie im Büro. Dort habe sie nur einen kleinen Schreibtisch, den sie gar nicht als richtigen Arbeitsplatz bezeichnen will. Da sie oft raus in die Natur müsse, arbeite sie sowieso von ihrem Laptop aus. Anders als viele andere Arbeitnehmer, die wegen der Corona-Krise spontan ins Homeoffice wechseln mussten, hatte sie Gelegenheit, sich vorzubereiten. So konnte sie sich einen großen Schreibtisch anschaffen und das Arbeitszimmer nach ihrem Geschmack einrichten. Menschen, die neu im Homeoffice sind, rät sie zu einem extra Raum. Das helfe dabei, psychologisch in den Arbeitsmodus zu kommen, sagt Sezi. Notfalls könne man auch einen Raum trennen.
Michaela Meier verbindet das Homeoffice mit sehr viel Arbeit. Sie leitet das Wahlkreisbüro des Landtagsabgeordneten Fabian Mehring von den Freien Wählern. Dort haben sich zuletzt sehr viele Menschen gemeldet, die Fragen zur Pandemie oder anderen Themen hatten: „ Uns war wichtig, dass sich jeder Bürger mitgenommen fühlt. Bei so vielen Anfragen gibt es dann viel zu tun“, erklärt Meier. Für sie war das Homeoffice aber keine große Umstellung: „Es war eigentlich wie im Büro.“Das Homeoffice sei sehr praktisch, man spare sich Fahrzeiten und könne sich seine Zeit freier einteilen.
Etwas zwiespältiger sieht das Ines Dollinger. Die Lehrerin aus Gersthofen unterrichtet eine Abschlussklasse an der Mittelschule Schongau. Sie hat sehr viel zu tun: „Meine
Arbeitstage gehen von 7.30 bis 20 Uhr“, sagt sie. Seit die Schulen teilweise wieder geöffnet haben, müsse sie doppelt arbeiten. Sie macht nicht nur Präsenzunterricht in der Schule, sondern erklärt ihren Schülern in Youtube-Videos auch den Stoff.
Zu Hause gebliebene Schüler würden deutlich schlechter lernen: „Nichts geht über das persönliche Miteinander.“Vor allem Kinder, die ohnehin schon Probleme gehabt haben, würden darunter leiden. So würde sich die Kluft zwischen Schülern mit guten und schlechten Noten vergrößern.