Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Baden am See erlaubt?

Unterschie­dliche Regeln für Freibad und Baggersee

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Die Entscheidu­ng der Gemeinde Fischach, ihr Naturfreib­ad nicht zu öffnen, sorgt für Diskussion. Wie Bürgermeis­ter Peter Ziegelmeie­r auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt, habe man sich die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht. Weil eine Öffnung allerdings mit dem Einsatz von Chemikalie­n verbunden gewesen wäre, habe man sich schließlic­h dagegen entschiede­n. Anders als in einem herkömmlic­hen Freibad reinigt sich das Gewässer im Naturfreib­ad durch einen sogenannte­n Regenerati­onsteich – ohne Chemikalie­n. Weil dieser durch den Einsatz von Desinfekti­onsmitteln zerstört werden könnte, entschied sich die Gemeinde gegen den Start der Badesaison in Fischach. Auch an Badeseen kommt keine Chemie zum Einsatz. Dort gibt es allerdings keine Auflagen wegen Corona. Woran liegt das?

Das Landratsam­t erklärt dazu lediglich, dass Seen nicht unter die aktuellen Corona-Regeln fielen. Dementspre­chend sei es nicht möglich, zum Beispiel die Besucherza­hl zu begrenzen. Das Umweltbund­esamt geht davon aus, dass das Baden im See unbedenkli­ch ist. Die Wahrschein­lichkeit einer Ansteckung sei unter anderem wegen der Verdünnung im Wasser „äußerst gering“, heißt es in einer Mitteilung des Umweltbund­esamtes. Grundsätzl­ich sollten Menschen, die an einem akuten Infekt leiden, allerdings nicht baden, um andere nicht zu gefährden – völlig unabhängig davon, um welchen Krankheits­erreger es sich handelt.

Ein großer Unterschie­d zwischen Badesee und Naturfreib­ad ist auch die Größe. Weil das Becken im Fischacher Bad relativ klein ist, wäre der Einsatz von Desinfekti­onsmitteln nicht zu vermeiden, erklärt Bürgermeis­ter Ziegelmeie­r: „Letztlich war uns das Risiko einfach zu groß.“Schließlic­h seien mit der Entscheidu­ng auch erhebliche Kosten verbunden. Ein neuer Regenerati­onsteich koste etwa 50 000 Euro. Dem gegenüber stehen allerdings bis zu 150 000 Euro Verlust an Einnahmen durch das geschlosse­ne Naturfreib­ad. Ziegelmeie­r hofft nun, das Gelände wenigstens für kulturelle Veranstalt­ungen nutzen zu können. Derzeit werde über ein Konzert im Fischacher Bad nachgedach­t – natürlich mit Abstand.

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