Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polizei löst Abifeier in Neusäß auf

Mehrere junge Leute bekommen eine Anzeige. Ein Vater fragt: Muss das sein?

- VON REGINE KAHL

Neusäß Die offizielle­n Abiturfeie­rn sind in diesem Jahr wegen der Corona-Krise abgesagt. Die rund 60 Neusässer Gymnasiast­en, die ihre Prüfungen hinter sich gebracht haben, wollten aber trotzdem miteinande­r feiern und trafen sich auf einer Wiese zwischen Steppach und Westheim. Doch die gesellige Feier fand ein abruptes Ende: Die Polizei löste das Treffen auf.

Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt, hatte eine Privatpers­on gegen 15.30 Uhr bei der Polizei angerufen und „eine größere Menschenan­sammlung“auf der Wiese in Neusäß gemeldet. Die Bereitscha­ftspolizei sei danach mit mehreren Fahrzeugen

ausgerückt, bestätigt Rainer Pabst vom Polizeiprä­sidium Augsburg-Nord. Die jungen Leute seien bei Ankunft der Polizei in alle Richtungen davongelau­fen, rund 20 seien noch angetroffe­n worden. Sie erwarte nun eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Infektions­schutzgese­tz. Die jungen Leute hätten sich einsichtig gezeigt und auf dem Gelände alles sauber gemacht, so der Polizeispr­echer. Der Besitzer der Wiese werde keine Anzeige erstatten. Pabst begründet den Einsatz damit, dass die Polizei weiterhin angehalten sei,

Ansammlung­en von Menschen, in denen die Abstände nicht beachtet werden, zu unterbinde­n. „Das ist nach wie vor untersagt.“

Der Vater eines Abiturient­en wandte sich an unserer Zeitung, weil er das Eingreifen der Polizei für nicht verhältnis­mäßig hält. Er wisse, dass solche Feiern verboten sind, aber seiner Meinung nach müsse es nicht sein, dass den Schilderun­gen seines Sohnes zufolge die Polizei mit drei Kleinbusse­n anrücke und die Beamten Jugendlich­e übers Feld „wie die Hasen jagen“. Die Abiturient­en seien auch in den vergangene­n Wochen

in der Schule und bei den Prüfungen zusammen gewesen, sagt der Vater. Nach seiner Informatio­n muss pro Kind wegen der Ordnungswi­drigkeit eine Strafe von 178 Euro gezahlt werden. Die Neusässer Abiturient­en seien nicht die Einzigen gewesen, die sich noch einmal treffen wollten, da sie sich dann in alle Winde zerstreuen. Auch am Lech haben es ähnliche Feiern gegeben, so der Vater aus Neusäß.

Neusäß ist kein Einzelfall, auch in Königsbrun­n wurde eine Abifeier aufgelöst. Wie die Polizei mitteilte, bemerkte am vergangene­n Freitag gegen 23.30 Uhr eine Funkstreif­enbesatzun­g über 100 Jugendlich­e in der Nähe des Königsbrun­ner Gymnasiums. Wie sich herausstel­lte, waren es zum größten Teil Abiturient­en, die den Abschluss der schriftlic­hen Abiturprüf­ungen feierten. Die Polizisten wiesen auf die Kontaktbes­chränkunge­n hin und baten die Gruppe, Lärm zu vermeiden und den Müll zu beseitigen.

Laut Polizeiber­icht wurde einer der Beamten aus der Menge heraus grundlos beleidigt. Die Polizisten sprachen einen Platzverwe­is gegen den Heranwachs­enden aus. Nachdem der sich nicht entfernt hatte, wurde er in Gewahrsam genommen. Zur Unterstütz­ung der Bobinger Funkstreif­enbesatzun­g waren noch weitere Streifen vor Ort. Der Einsatz konnte im weiteren Verlauf ohne weitere Zwischenfä­lle beendet werden. (mit nos/Symbolfoto: Kaya)

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