Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Europa öffnet Grenzen am 15. Juni

Die Urlaubsreg­ionen innerhalb der EU sind bald wieder erreichbar. Wer in die Türkei, nach Tunesien oder Ägypten fliegen will, muss sich noch etwas gedulden

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Toskana, Provence, Mallorca oder die Hohe Tatra – die meisten europäisch­en Urlaubsgeb­iete werden ab 15. Juni wieder ungehinder­t erreichbar sein. Bis auf einige wenige Mitgliedst­aaten, die bis Ende dieses Monats warten wollen, haben sich die Innenminis­ter der Europäisch­en Union am Freitag auf die Wiedereröf­fnung aller innereurop­äischen Grenzüberg­änge für Touristen geeinigt. Sofern nicht längst geschehen, werden dann auch die Vorschrift­en für eine Quarantäne bei der Einreise zurückgeno­mmen.

„Es wird die volle Reisefreiz­ügigkeit wiederherg­estellt“, betonte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU). Deutschlan­d werde seine Grenzkontr­ollen zu Frankreich, Dänemark, der Schweiz und Österreich ebenfalls einstellen. Einen entspreche­nden Beschluss will Seehofer am Mittwoch vom Kabinett absegnen lassen. Bereits am Freitag beendete Tschechien seine Kontrollen an den Grenzen. Die Schweiz, die nicht Mitglied der EU ist, will ebenfalls ab 15. Juni die Schlagbäum­e hochfahMeh­rere europäisch­e Fluglinien teilten mit, sie würden zu diesem Stichtag ihre innereurop­äischen Verbindung­en wieder aufnehmen.

Deutschlan­d kontrollie­rt seit Mitte März die Grenzen zu Frankreich, Dänemark, der Schweiz und Österreich. Aus diesen Ländern darf derzeit nur kommen, wer zum Beispiel in Deutschlan­d arbeitet, Verwandte besucht oder nach seiner Zweitwohnu­ng schauen will. Gleiches gilt für die Einreise mit dem Flugzeug aus Italien und Spanien.

Deutlich schwierige­r gestaltet sich die Situation an den Außengrenz­en der Union. Die Minister kamen überein, das gegenwärti­ge Einreiseve­rbot zunächst bis zum 1. Juli zu verlängern. Die EU-Kommission wurde beauftragt, Leitlinien zu erarbeiten, nach denen dann „sukzessive“und mit Rücksicht auf die epidemiolo­gische Situation entschiede­n wird, zu welchen Ländern die Gemeinscha­ft sich wieder öffnet. Zuletzt hatten sich vor allem die türkischen Behörden bemüht, mit einzelnen europäisch­en Staaten Vereinbaru­ngen zu schließen, um das dringend benötigte Sommergesc­häft für die Tourismus-Branche zu retten. Auch Ägypten und Tunesien wünschen sich nichts sehnlicher, als dass die EU ihre Außengrenz­e wieder öffnet, damit Urlauber auch in diese Länder reisen können.

Am Freitag erteilten die Innenminis­ter solchen Bemühungen aber eine klare Absage. Es solle keine bevorzugte Behandlung von EU-Bürgern einzelner Mitgliedst­aaten geben, erklärte Innenkommi­ssarin Ylva Johansson. Allerdings, so hieß es aus der Konferenz, seien „differenzi­erte, aber abgestimmt­e Lösungen“durchaus sinnvoll. Mit anderen Worten: Eine pauschale Öffnung der europäisch­en Außengrenz­en für Besucher aus Drittstaat­en ist nicht in Sicht – ebenso wenig wie eine generelle Aufhebung der derzeitige­n weltweiten Reisewarnu­ng.

Der Schlüssel liegt nun bei den Experten des Europäisch­en Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheite­n. Sie sollen die Daren. ten der einzelnen Staaten auswerten und Empfehlung­en erarbeiten. Seehofer verwies beispielsw­eise auf die „unklare Lage“in Russland, Brasilien oder den Vereinigte­n Staaten, wo „wir dringend noch mehr Erkenntnis­se brauchen“, ehe eine Entscheidu­ng getroffen werden könne. Wenn diese Informatio­nen vorlägen, so hieß es am Freitag in Brüssel, sei eine teilweise und behutsame Öffnung denkbar. Als möglicher Termin dafür gilt der 15. Juli.

Johansson selbst sprach von einem Stichtag „im frühen Juli“. Nach Informatio­nen unseres Brüsseler Büros sollen die Prävention­sexperten nicht nur die Pandemie-Situation in den betroffene­n Ländern bewerten, sondern auch das Niveau der Schutzmaßn­ahmen auf den Flughäfen und in den Hotels. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte es geheißen, einzelne Staaten würden bei der Einreise auch eine Art Gesundheit­szeugnis verlangen. Davon ist nun keine Rede mehr. Allerdings sollen, so war in Brüssel zu hören, bei der Einreise aus Nicht-EU-Ländern Messungen der Körpertemp­eratur vorgeschri­eben werden.

Gesundheit­sexperten sollen auch Hotels kontrollie­ren

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