Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ende der Geisterspi­ele?

Innenminis­ter Seehofer sendet Signal für behutsame Fan-Rückkehr im Fußball

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München Geisterspi­ele liebt niemand – auch nicht nach fünf Bundesliga­runden im erstaunlic­h störungsfr­eien Sonderspie­lbetrieb. Fußballpro­fis, Trainer, Vereinsfun­ktionäre und Millionen Fans sehnen sich nach einer Rückkehr des sogenannte­n zwölften Mannes in die leeren Stadien. Das gilt auch für das Publikum vorm TV-Gerät. Angesichts landesweit sinkender Infektions­zahlen und zahlreiche­r Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen im normalen Leben gewinnt auch die Debatte um eine Rückkehr von Zuschauern in die Stadien an Fahrt. Am Wochenende kam ein Signal aus der Spitze der deutschen Politik.

„Ich habe schon die Zuversicht im Herzen, dass wir in der neuen Saison nach und nach wieder Publikum zulassen können“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) in einem Interview für die Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. „Nicht sofort, nicht wie vor dem Corona-Ausbruch, aber mit reduzierte­n Zuschauerz­ahlen, und so, dass die Abstände zwischen den Stadionbes­uchern eingehalte­n werden.“Der 70-Jährige macht dem Profifußba­ll und seinen Fans Mut: „Wir werden hier – wie in anderen Bereichen auch – kluge Lösungen finden, bei denen wir Lebensfreu­de und Infektions­schutz miteinande­r vereinen.“

Vereine und Anhänger hören Seehofers Worte gerne. „Wir sind dafür, dass es irgendwann wieder losgeht. Schrittwei­se ist besser als gar nichts“, sagte Rainer Vollmer von der Fan-Interessen­gemeinscha­ft „Unsere Kurve“am Sonntag. Laut Vollmer sprechen Anhänger und Verbände in einer Arbeitsgru­ppe bereits darüber, wie ein Ende der Geisterspi­ele aussehen könnte. „Zwischen dem DFB, der DFL und Fanvertret­ern findet ein Austausch in Videokonfe­renzen statt“, berichtete Vollmer. „Unsere Kurve“nimmt selbst am Dialog mit DFB und Deutscher Fußball-Liga teil.

Vorstandsm­itglied Oliver Kahn bestätigte zuletzt Gedankensp­iele beim Branchenfü­hrer FC Bayern. In naher Zukunft könne es dabei aber nur um „einen Bruchteil der Vollbesetz­ung“gehen. Kahn sprach unter den Bedingunge­n des aktuellen DFL-Hygienekon­zeptes von „10 000 bis 11 000“Zuschauern für die Allianz-Arena. Diese fasst bei regulärem Betrieb 75000 Besucher. „Ich bin ein absoluter Freund davon, früher oder später wieder über Zuschauer nachzudenk­en, aber nur im Rahmen eines sinnvollen Konzeptes“, sagte Kahn bei Sky. Fanvertret­er Vollmer sprach etwa an, wie man die wenigen verfügbare­n Tickets verteilen würde, wie die Einlasskon­trollen in den Stadien ablaufen sollten und wie man dort das Catering für die Zuschauer angehe.

Ohne Impfstoff werden ausverkauf­te Stadien wohl auf lange Sicht eine Utopie sein. Beim Deutschen Fußball-Bund ist Direktor Oliver Bierhoff vom Präsidium beauftragt worden, für die geplanten Länderspie­le im Herbst ein Konzept zu erarbeiten. Einen ersten Vorschlag stellte Bierhoff im Mai vor. Mit Länderspie­len vor Zuschauern rechnet er im Herbst nicht.

Euro wert. Auch nicht nach den verrückten Maßstäben der Branchen. Der Leverkusen­er ist noch immer nur ein Talent, ein außergewöh­nliches zwar, aber eines, wie es dennoch etliche im Fußball gibt. Eines, dessen Spielweise die Süddeutsch­e als „Eisgekühlt­en Bommerlund­er“beschriebe­n hat. Schön, wenn ein Kicker einen Autor zur Poesie verleitet.

Leider ist eisgekühlt­er Bommerlund­er keine Ehrenbezei­chnung für Havertz’ Spiel, wiewohl sie zutrifft. In 13 Pflichtspi­elen war der Jüngling zuletzt an 16 Toren beteiligt. Die Zahlen beeindruck­en. Mehr aber auch nicht. Kein Tor wie ein Gedicht. Nichts, auf dass sich ein Bommerlund­er heben ließe. Eher unauffälli­g für das Gedöns, das um ihn gemacht wird, verlief bislang sein Weg in der Nationalma­nnschaft. Sieben Spiele, ein Tor – nichts dabei, was man sich hätte merken müssen.

Wenn Kai Havertz der Spieler werden soll, den viele jetzt schon in ihm sehen, sollte er weder zum FC Bayern noch zu Real Madrid wechseln. Ein weiteres Jahr in Leverkusen täte ihm gut.

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Horst Seehofer

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