Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Höhere Grundgebüh­ren für Wasservers­orgung

Mit einer knappen Mehrheit geht die Erhöhung in Zusmarshau­sen durch. Warum die erste Debatte im neu gewählten Gremium keine trockene Sache bleibt

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Mit einer deutlichen Erhöhung bei den Grundgebüh­ren will die Zusamgemei­nde die Bereitstel­lung qualitativ hochwertig­en Wassers auch künftig gewährleis­ten. Die erste „echte“Beratung des Gemeindera­tes nach der konstituie­renden Zusammenku­nft Mitte vergangene­n Monats geriet bei dieser Frage allerdings zu einer hitzigen Angelegenh­eit. Draußen vor dem Rathaus der kühle Regen, drinnen im Sitzungssa­al eine zunehmend heißlaufen­de Debatte um den richtigen Weg beim Umgang mit dem wertvollen Nass.

Die knappe Elf-zu-zehn-Stimmen-Entscheidu­ng für den höheren Beitrag des Bürgers weist auf die zuvor kontrovers geführte Diskussion unter der Leitung von Bürgermeis­ter Bernhard Uhl hin, in der sich die neuen Mandatsträ­ger kräftig einbrachte­n. Der mühsam herbeigefü­hrte Beschluss bedeutet, dass rückwirken­d zum 1. Januar höhere Kosten entstehen. So steigen die Grundgebüh­ren zum Beispiel für die Bereitstel­lung des Wassersyst­ems – bei einem Verbrauch von bis zu vier Kubikmeter­n pro Stunde – von zwölf auf 75 Euro. Laut dem vortragend­en Geschäftsl­eiter Walter Stöckle betrifft dies rund 2200 Anschlüsse

im Gemeindege­biet. Wer der Wasserleit­ung bis zu zehn Kubikmeter pro Stunde entnimmt, muss in Zukunft statt 24 Euro 190 Euro berappen.

Dies wird laut Stöckle für 75 Abnehmer gelten. Verbrauche­r von über zehn Kubikmeter­n pro Stunde wie etwa Firmen werden mit 350

Euro pro Einheit im Gegensatz zu vorher mit 60 Euro zur Kasse gebeten.

Die „saftige Erhöhung“(Susanne Hippeli) bei den Grundgebüh­ren für Geringverb­raucher täuscht darüber hinweg, dass sie nach Angaben der Kommune seit den Neunzigerj­ahren unveränder­t geblieben waren. Beibehalte­n werden die 1,63 Euro, die die Gemeinde pro Kubikmeter des entnommene­n Wassers in Rechnung stellt. Das gilt auch für die Satzung bei den Abwasserpr­eisen.

Es gab eine Debatte um das gesamte Zahlenwerk bei der Wasservers­orgung, das vom Experten Andreas Pinkert vorgestell­t wurde. Neben der wieder ins Gremium gewählten Biologin Hippeli, die von zu hohen Betriebsko­sten sprach, knöpfte sich Kollege Harry Juraschek die Präsentati­on seitens der Gemeinde vor.

Sie sei eine undurchdri­ngliche Ansammlung von Zahlen und Tabellen ohne Aussagekra­ft, aber viel

Erläuterun­gsbedarf. „Kann man es den Räten zumuten, das alles in kürzester Zeit zu lesen und zu verstehen?“, kritisiert­e er, um dann ins Grundsätzl­iche zu gehen: „Wenn wir die Grundgebüh­r steigern, schaden wir vor allem den Geringerve­rdienern und Rentnern.“Der Mann aus Wörleschwa­ng wollte sich nicht generell gegen Erhöhungen ausspreche­n, „aber dann bitte – nicht zuletzt aus ökologisch­en Gründen – beim Verbrauch.“

Spätestens als der Gemeindera­t die Gemeinde bei der Frage der Gebührenfe­stsetzung „auf Blindflug“wähnte, war ihm der Widerstand aus den anderen Fraktionen garantiert. So wies Joachim Weldishofe­r für seine Gruppe diese „nicht nachvollzi­ehbare Unterstell­ung“zurück und bezeichnet­e das vorgeschla­gene Prozedere als „moderate wie notwendige Anpassung“. Hubert Kraus verwarf die kritischen Anmerkunge­n ebenso und verteidigt­e „die hervorrage­nde Ausarbeitu­ng“ des angereiste­n Fachmanns. Und: „Wenn wir das hohe Niveau beim Wasser beibehalte­n wollen, müssen wir so kalkuliere­n und wichtige Investitio­nen vornehmen.“Auch Wolfgang Herkommer plädierte dafür, mehr die Ausgaben seitens der Gemeinde fürs Wasser in den Blick zu nehmen.

Schließlic­h ging mit Walter Aumann auch der neue Zweite Bürgermeis­ter dazwischen und versuchte, aus der Debatte etwas Dampf herauszune­hmen: „Lasst uns doch lieber gemeinsam über die Richtung sprechen, die wir bei der Abrechnung­sfrage einnehmen wollen.“Für den Ersten Bürgermeis­ter, der sich laut Besuchern einem „ungewohnt ruppigen Schlagabta­usch“ausgesetzt sah, lautete jedenfalls das anzustrebe­nde Ziel: „Wir brauchen Versorgung­ssicherhei­t.“Das, so Bernhard Uhl, habe nun mal seinen Preis, etwa bei den Aufwendung­en im Rahmen der vorgeschri­ebenen Risikoanal­yse.

„Wenn wir die Grundgebüh­r steigern, schaden wir vor allem den Geringerve­rdienern und Rentnern.“

Harry Juraschek

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