Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bankschalt­er schließen

In sechs Orten im Landkreis werden die Geschäftss­tellen zu SB-Standorten mit Automaten umgestellt. Warum die VR-Bank und die Sparkasse sich zu diesem Schritt entschiede­n haben

- VON SONJA DILLER

In sechs Orten im Landkreis werden die Geschäftss­tellen zu SB-Standorten mit Automaten umgestellt. Wie es zu diesem Schritt gekommen ist.

Landkreis Augsburg Ein Begriff, der auf den ersten Blick in Verbindung mit Geldgeschä­ften stutzig macht, erobert die Bankenland­schaft. SB, also Selbstbedi­enung, ist das Gebot der Stunde. Was bleibt, sind meist ein Geldautoma­t und ein Kontoauszu­gsdrucker. Geringe Kundenfreq­uenz und steigende Personalko­sten in den Geschäftss­tellen führen die Banken als Grund für die Veränderun­gen an. Jetzt sind weitere sechs Orte im Landkreis von Schließung­en betroffen.

Schon vor Jahren hatten sich die Kreisspark­asse Augsburg und die VR-Bank Handels- und Gewerbeban­k an einigen Standorten zusammenge­tan und boten ihren Kunden in einem Gebäude persönlich­en Service an wechselnde­n Tagen an. In Westendorf, Biberbach, Steppach und Aystetten werden die gemeinsame­n Geschäftss­tellen der beiden Banken nun zu SB-Standorten. Zum 1. Juli 2020 ist die Kreisspark­asse dort, sowie in Gessertsha­usen und Großaiting­en, nicht mehr mit Personal vor Ort. Zum 1. August gibt es für Kunden der VR-Bank Handels- und Gewerbeban­k in den vier gemeinsame­n Geschäftss­tellen sowie in Villenbach keine persönlich­en Ansprechpa­rtner mehr. Kunden müssen dann mit den bereitgest­ellten Geld- und Auszugsaut­omaten klarkommen oder sich telefonisc­h Hilfe bei ihren Bankgeschä­ften holen.

Onlinebank­ing habe sich durchgeset­zt, so der Vorstandsv­orsitzende der Kreisspark­asse Richard Fank. „Unsere größte Filiale steht inzwischen im Internet mit täglich bis zu 30000 Besuchern.“Wer persönlich Unterstütz­ung möchte, für den sei das 24 Stunden täglich besetzte Servicecen­ter die richtige Anlaufstel­le. Dort könne man telefonisc­h alle üblichen Bankgeschä­fte erledigen oder auch einen Beratungst­ermin vereinbare­n. „In einer Filiale, zu Hause oder an einer Örtlichkei­t der Wahl.“Die Kreisspark­asse sei im Augsburger Land mit 18 Geschäftss­tellen und zahlreiche­n SB-Standorten weiterhin nah am Kunden, so der Vorstand.

Die Umstellung­en, von denen die Kunden per Anschreibe­n informiert seien nicht kurzfristi­g beschlosse­n, sondern von längerer Hand geplant worden, so Jürgen Reinthaler, Vorstandsm­itglied bei der VR-Bank Handels- und Gewerbeban­k. Durch die Filialgest­altung der offenen Räume müssten immer zwei Bankangest­ellte zu den Öffnungsze­iten vor Ort sein. Auch wenn die Kundenfreq­uenz das oft nicht erfordern würde. Das führe zu einer höchstens 40-prozentige­n Personalau­slastung, ein auf Dauer nicht haltbarer Geschäftsb­etrieb.

Auszüge und Geld könnten die Kunden an den Automaten bekomauch men, wer Überweisun­gen lieber auf Papier in Auftrag gibt, kann diese in den Briefkaste­n geben. Telefonisc­h sei man bequem erreichbar, und die meisten Servicelei­stungen könnten so abgewickel­t werden. Persönlich­e Beratungen können flexibel vereinbart werden, so das Angebot. Im Onlinebank­ing-System der VRBank melden sich täglich rund 19000 Kunden an, 80 Prozent aller Überweisun­gen laufen online. „Mit etwas Übung schätzen auch ungeübte Kunden schnell die Flexibilit­ät der Automaten“, so Reinthaler. Die Mitarbeite­r stünden dabei noch eiwurden, nige Wochen den Kunden gerne mit Rat und Tat zur Seite, denn „Probleme soll niemand bekommen“, betont Reinthaler.

Aktuell seien keine weiteren Umstellung­en oder Schließung­en von Geschäftss­tellen im Landkreis Augsburg geplant, teilten beide Banken auf Nachfrage mit.

Im Bankenlebe­n ist generell zurzeit viel in Bewegung: Seit Monaten ist bekannt, dass die Raiffeisen­banken Augsburger Land West und Jettingen-Scheppach fusioniere­n wollen. Doch das Coronaviru­s bringt die Pläne zur großen Banken-Ehe durcheinan­der. Aus Sicht der Vorstände wäre eigentlich alles bereit, um die Fusion der beiden Banken zu besiegeln. Das geht aber nur mit der Zustimmung ihrer Mitglieder. Die müssten den Plänen bei einer Generalver­sammlung zustimmen. Doch wegen der aktuellen Corona-Bestimmung­en kann eine solche Versammlun­g nicht stattfinde­n. Das stellt die Verantwort­lichen vor eine Herausford­erung. Mehr zu den Plänen und dazu, was diese für die Kunden bedeuten, lesen Sie heute auf

Zusmarshau­sen Wer heuer heiraten möchte, kann ein Lied davon singen: Corona bringt die Pläne vieler mächtig durcheinan­der. Auch die der Banken-Ehe zwischen der Raiffeisen­bank Augsburger Land West und Jettingen-Scheppach. Aus Sicht der Vorstände steht der Fusion eigentlich nichts mehr im Wege. Doch zuerst müssen die Mitglieder den Plänen zustimmen. Wegen des Coronaviru­s ist das derzeit allerdings nicht möglich.

Bereits im Februar hatten die beiden Banken einen Kooperatio­nsvertrag geschlosse­n und die Verschmelz­ung als Ziel benannt. Dieser vorausgese­tzt ist allerdings die Zustimmung der Mitglieder bei einer Generalver­sammlung. Danach kann die endgültige Genehmigun­g durch die Aufsichtsb­ehörden erfolgen. Im Vorfeld dazu soll es mehre Infoverans­taltungen für die Mitglieder geben. Doch die Corona-Bestimmung­en machen das derzeit unmöglich. Weil größere Ansammlung­en von Menschen zur Zeit nicht erlaubt sind, ist unklar, wie es weitergeht. Die Vorstände der Banken zeigen sich allerdings zuversicht­lich.

Hintergrun­d der geplanten Fusion

seien große Herausford­erungen in der Branche. Niedrige Zinsen und immer schärfer werdende Vorschrift­en machten besonders kleinen Banken zu schaffen. Würde man nichts unternehme­n, müsse man auf Dauer Bestand oder Öffnungsze­iten der beiden Filialen in Jettingen und Scheppach eingrenzen, erklärten die Vorstände. Durch die Fusion komme es zu Synergieef­fekten, von denen beide Banken profitiert­en. Die Verantwort­lichen verspreche­n, dass durch die Fusion weder Personal noch Filialen abgebaut werden. Gerade im ländlichen Gebiet sei die persönlich­e Beratung vor Ort immens wichtig, betonen die Verantwort­lichen. Das Filialnetz bleibe deshalb unveränder­t.

Geführt werden soll die neue Genossensc­haftsbank von den Vorständen der Augsburger Land West Karl Rau und Hermann Scherer. Die Vorstände der Raiffeisen­bank Jettingen-Scheppach, Markus Deubler und Peter Dopfer, hatten sich bereits vor Längerem für eine berufliche Neuorienti­erung entschiede­n. Hermann Scherer geht davon aus, dass sich die Regeln in Bezug auf Corona in den kommenden Wochen und Monaten lockern. „Sobald es möglich ist, werden wir die Versammlun­g

durchführe­n.“Karl Rau appelliert im Gespräch mit unserer Zeitung dabei auch an die Verhältnis­mäßigkeit, schließlic­h sinke die Zahl der Coronainfi­zierten. Außerdem verweist er auf ähnliche Versammlun­gen, bei denen es in jüngster Vergangenh­eit bereits Ausnahmere­gelungen gegeben habe.

Die Abstimmung online durchzufüh­ren, ist für die Vorstände keine Option. Besonders mit Blick auf die älteren Mitglieder, erklärt Markus Deubler. Derzeit ist die technische Fusion für den 14. November geplant. Sollte die Zustimmung der Mitglieder im Oktober noch immer nicht vorliegen, müsse dieser Termin verschoben werden. Doch schon jetzt bereiten die beiden Banken ihre neue Ehe vor. Dabei geht es darum, die technische Ausstattun­g, Prozesse und Produkte auf einen Stand zu bringen.

Eine der auffälligs­ten Veränderun­gen für die Kunden werden neue Bankverbin­dungen sein. Die Kunden der Raiffeisen­bank JettingenS­cheppach bekommen neue IBANNummer­n – und deshalb auch neue Bankkarten. Die Kunden der Raiffeisen­bank Augsburger Land West können ihre IBAN behalten. Auch nach der Fusion sollen Zahlungsau­fträge für eine Übergangsz­eit von zwei Jahren mit der alten IBAN ausgefüllt werden können.

Abgesehen von dieser offensicht­lichen Veränderun­g sollen die Kunden der Banken wenig von der Fusion spüren, verspreche­n die Vorstände. Sie versichern, dass es keine Nachteile für die Kunden geben werde – auch, wenn die Produkte der beiden Banken auf einen Stand angepasst werden müssen. Über den Namen sind sich die beiden Partner übrigens schon einig: Jeder behält im Grunde seinen. Allerdings soll die Raiffeisen­bank Jettingen-Scheppach künftig den Zusatz „Niederlass­ung der Raiffeisen­bank Augsburger Land West“erhalten.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? So wie in Biberbach teilten sich Sparkasse und VR-Bank ein Gebäude. Jetzt wird auch hier die Geschäftss­telle geschlosse­n.
Foto: Marcus Merk So wie in Biberbach teilten sich Sparkasse und VR-Bank ein Gebäude. Jetzt wird auch hier die Geschäftss­telle geschlosse­n.
 ?? Symbolfoto: Kirstges ?? Die Raiffeisen­banken Augsburger Land West und Jettingen-Scheppach wollen fusioniere­n.
Symbolfoto: Kirstges Die Raiffeisen­banken Augsburger Land West und Jettingen-Scheppach wollen fusioniere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany