Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sag mir, wo die Vuvuzelas sind
Kommen und gehen, auftauchen und verschwinden – der ewige Kreislauf des Lebens, in dem das Woher meist einfacher zu beantworten ist als das Wohin.
Wir kamen darauf, als wir kürzlich in einer Kellerecke auf eine Vuvuzela stießen. Sie erinnern sich: Vuvuzela (sprich: Uwe Seeler) – jene Tröte, die vor zehn Jahren die Welt eroberte. Andere behaupteten, sie sei geschaffen worden, sie zu vernichten.
Die Vuvuzelas lieferten den Sound zur WM 2010 in Südafrika. Millionenfach geblasen, ließen sie Stadien vibrieren. 105 Dezibel brachte die Tröte zustande, weshalb die Legende ging, mit ihr sei auch Großwild zur Strecke zu bringen. Andere hörten daraus einen Schwarm Wespen, wieder andere das anschwellende Nörgeln ihrer Ehefrauen.
Kein Wunder, dass sich Europa vor den Posaunen fürchtete. Würden sie die Welt zum Einsturz bringen oder nur den Menschen den Verstand rauben? WM-Berichterstatter, die in Südafrika Teile ihres Gehörs geopfert hatten, tippten auf Letzteres.
Man diskutierte, südafrikanische Souvenirläden mittels Menschenketten zu blockieren oder die Läden leer zu kaufen und die Tröten an eisenbeschwerten Müllsäcken vor dem Kap zu versenken.
Alles sinnlos. Jeder Mensch wollte eine Vuvuzela, und am Ende, so schien es, hatte jeder eine. Die Klubs der Fußball-Bundesliga erließen zum Saisonstart panisch Stadion-Verbote für die Tröten.
Heute sind die Vuvuzelas verschwunden. Zigmillionenfach abgetaucht. Keiner weiß wohin.
Die Afrikaner blasen sie jetzt anlässlich des zehnjährigen WM-Jubiläums noch gelegentlich, haben im Wesentlichen aber Toilettenpapier-Halter, Cocktail-Mixer und Blumenvasen daraus gemacht. Und hierzulande?
Man erinnerte sich an den Wackel-Elvis, der vor einigen Jahren millionenfach deutsche Armaturenbretter bevölkerte. Und das Nasenpflaster, ohne das kein Kreisligakicker mehr auskommen wollte. Abgeklebt, ausgewackelt und verschwunden. Eingeschmolzen für den afghanischen Straßenbau? Oder gibt es irgendwo einen 8000er, aufgeschüttet mit kleinen Elvissen?
Die meisten werden ihr Ende wohl doch nur im deutschen Hausmüll gefunden haben. Jene, die es besser erwischt haben, liegen jetzt in Kellern, neben den Millionen von Vuvuzelas. Mögen sie dort in Frieden ruh’n.