Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo Apples Mythos wackelt

Die in sich geschlosse­ne Apple-Welt gilt als besonders sicher. Doch gerade der Glaube an die eigene Unverwundb­arkeit birgt Risiken

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Die Unangreifb­arkeit von Macs ist Stoff für Legenden, die in etwa so gehen: Während Windows-Nutzer sich mit Viren, Würmern und Trojanern herumschla­gen müssen, lehnen sich Apple-Nutzer entspannt vor ihren Rechnern zurück.

Doch mit dem rasanten Anstieg von fingierten Mails mit Schadsoftw­are und organisier­ter Cyberkrimi­nalität in den letzten Jahren gerät der Mythos der Macs und iPhones ins Wanken.

Der Sicherheit der Betriebssy­steme macOS und iOS liegt ein einfaches Prinzip zugrunde: ein geschlosse­nes System, in dem Apple vorgibt, welche Hard- und Software verwendet wird.

Windows und Android, Googles Betriebssy­stem für mobile Geräte, verfolgen hingegen einen offenen Ansatz. Jeder kann solche Systeme selbst konfigurie­ren oder dafür Software entwickeln und verbreiten. Das bedeutet mehr Freiheit, aber auch mehr Risiko. Während Windows also die Tore immer etwas offen hielt, verschanzt­en sich AppleNutze­r hinter hohen Mauern.

Doch diese Mauern haben auch ihre Lücken. Das wurde beispielsw­eise 2017 deutlich, als in der macOS-Version „High Sierra“eine schwere Sicherheit­slücke aufgedeckt wurde. Dadurch konnte sich jeder mit Leichtigke­it einen AdminZugan­g verschaffe­n – sogar ohne Programmie­rkenntniss­e oder spezielle Software.

Neben der Sicherheit eines geschlosse­nen Systems konnten sich Mac-Nutzer in der Vergangenh­eit außerdem vor allem auf eines verlassen: Cyberkrimi­nelle konzentrie­rten sich auf Windows. „Macs waren schon immer auch angreifbar, nur bot Windows das einfachere und größere Ziel“, erklärt Kai Schwirzke vom Fachmagazi­n Mac & i.

Das hat damit zu tun, dass Windows eine wesentlich größere Verbreitun­g als macOS hat. Mehr Nutzer

bedeuten für Kriminelle mehr potenziell­e Opfer. Da die Verbreitun­g von Macs in den vergangene­n Jahren aber zugenommen hat, rücken sie nun auch häufiger in den Fokus. „Wir stellen fest, dass vermehrt auch gezielte Angriffe gegen macOS ausgeführt werden“, Schwirzke.

Der US-amerikanis­che Anti-Malware-Hersteller Malwarebyt­es hat in seinem Jahresrepo­rt im Jahr 2019 einen Anstieg der Bedrohunge­n für Mac-Systeme von mehr als 400 Prozent festgestel­lt. Nach Angaben der Sicherheit­sexperten seien die integriert­en Sicherheit­ssysteme von macOS besonders bei Adware blind. Adware zeigt nicht nur Werbung an und übermittel­t oft unbemerkt Nutzerdate­n, sondern kann zugleich als Einfallsto­r für Angriffe dienen.

Dem mobilen Apple-Betriebssy­stem iOS sollte man ebenfalls nicht blind vertrauen. Selbst Apps aus dem Appstore, die von Apple auf ihre Sicherheit geprüft werden, können Schädlinge enthalten, wie Schwirzke erklärt: „Bei den Millionen Zeilen von Code der Apps, die so vom Appstore geprüft werden müssen, ist es unmöglich auszuschli­eßen, dass mal schädliche­r Code unbemerkt durchschlü­pft.“

Schwirzke empfiehlt deshalb, bei den Berechtigu­ngen einer App genau aufzupasse­n. Eine App mit Kochrezept­en braucht zum Beispiel keinen Zugriff auf Adressbuch oder Mikrofon.

Die größte Gefahr jedoch ist der Apple-Mythos selbst. Im Glauben an die Unverwundb­arkeit von macOS und iOS sind Apple-Nutzer oft unvorsicht­ig. „Bei Apple gilt genau wie bei anderen Hersteller­n: Die größte Schwachste­lle ist der Mensch“, warnt David Bothe vom Institut für Internet-Sicherheit. Bothe rät daher auch Apple-Nutzern unbedingt, eine gesunde Portion Skepsis zu behalten.

Benjamin Krüger, dpa

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Foto: Ch. Dernbach, dpa Sichere Burgen: Mac-Rechner sind weniger anfällig für Cyberkrimi­nalität als Windows-Computer – aber aufpassen sollten Nutzer trotzdem.

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