Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie ein Betrüger sein Leben auf Pump führte
Ein Mann mietet sich in Hotels ein und bestellt Autos. Doch er zahlt nicht. Warum seine Mutter rabiat wird
Kaum etwas ausgelassen hat ein 51-Jähriger, der sich nicht nur wegen Betrugs in 13 Fällen vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten musste. Die Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten könnte nur ein Zwischenstand sein, da weitere Ermittlungen gegen ihn laufen. Die Richterin warf dem Mann in der Urteilsbegründung vor, er lebe von Straftaten.
Eine Hauptbeschäftigung in den vergangenen Jahren war für den Handelsvertreter unverkennbar das Mieten von Hotelzimmern, die er dann nicht bezahlte. Besonders angetan hat es ihm offensichtlich ein Hotel in Gersthofen, das er gleich mehrfach besuchte. Beim ersten Mal im Oktober 2018 bis ins neue
Jahr 2109 wohnte er dort fast drei Monate, bevor er verschwand. Die Rechnung von über 6600 Euro zahlte er nicht. Dreist reservierte er dort im Februar 2019 erneut ein Zimmer, erschien aber nicht. Einen Betrag von 322 Euro blieb er schuldig. Unmittelbar danach buchte er sich im Februar und März 2019 erneut in dem Hotel ein, prellte aber eine Rechnung über 2000 Euro.
Bis dahin hatte er bereits eine Rechnung von 1400 Euro bei einem Hotel in der Augsburger Viktoriastraße nicht beglichen – ebenso wie 1200 Euro Schaden bei einer Ferienwohnung am Lauterlech in Augsburg und knapp 1000 Euro bei einem Hotel in der Gögginger Straße. Auch einer Unterkunft in Untermeitingen blieb er 565 Euro schuldig.
Das war nicht alles. Der Angeklagte hatte sich einen neuen Dacia aus Köln nach Augsburg liefern lassen (Wert 19900 Euro) und aus Tutzing einen Mercedes Benz 200 im Wert von über 41 000 Euro. Diese beiden Fahrzeuge konnten aber zurückgegeben werden. Immerhin war der Angeklagte aber mit beiden Autos umhergefahren, ohne Haftpflichtversicherung und mit falschen Kennzeichen.
Im Oktober 2019 suchten vier Polizisten mit einen Haftbefehl die Wohnung der Mutter des 51-Jährigen auf. Die Frau wollte die Beamten allerdings nicht hineinlassen. Sie habe sich sogar von innen gegen die Wohnungstür gelehnt und wenig später behauptet, dass der Sohn nicht da sei. Das war eine Lüge. Die Beamten fanden den Mann versteckt auf dem Balkon. Dieser trug nur eine Unterhose, beschimpfte und beleidigte aber die Beamten.
Der sachbearbeitende Beamte von der Kriminalpolizei berichtete vor Gericht, dass nach wie vor mehrere Beamte mit der Schadensaufnahme beschäftigt seine. Allein aus dem Bereich des Fahrzeugbetrugs seien rund 45 Fälle abzuarbeiten. Ein Blick in den Zentralregisterauszug des Mannes zeigte, dass er seit zwei Jahrzehnten Betrügereien begeht.
Neun Betrugsfälle mit anhängigen Gerichtsverfahren aus dem gesamten Bundesgebiet sind verzeichnet, zuletzt ein Einmietbetrug aus Frankfurt mit einem Schaden von über 8000 Euro. Aus diesem Verfahren steht der Angeklagte unter offener Bewährung. Der Mann (Verteidiger Klaus Rödl) sagt selbst, dass bei ihm „alles außer Kontrolle“geraten sei. Die Betrügereien stünden im Zusammenhang mit seiner Beschäftigung als Handelsvertreter für Software. Er sei irgendwann nicht mehr mit dem Bezahlen nachgekommen.
Das Schöffengericht um vorsitzende Richterin Rita Greser verurteilte den 51-Jährigen unter anderem wegen Betrugs, Beleidigung und Urkundenfälschung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Zudem muss er Wertersatz in Höhe von 13000 Euro leisten. Laut Greser habe der Angeklagte jeden „abgezockt“, mit dem er zu tun bekam. „Sie leben von Straftaten“, diagnostizierte die Richterin angesichts dessen, was über den Mann offenbar wurde.