Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie ein Betrüger sein Leben auf Pump führte

Ein Mann mietet sich in Hotels ein und bestellt Autos. Doch er zahlt nicht. Warum seine Mutter rabiat wird

- VON MICHAEL SIEGEL

Kaum etwas ausgelasse­n hat ein 51-Jähriger, der sich nicht nur wegen Betrugs in 13 Fällen vor dem Augsburger Amtsgerich­t verantwort­en musste. Die Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten könnte nur ein Zwischenst­and sein, da weitere Ermittlung­en gegen ihn laufen. Die Richterin warf dem Mann in der Urteilsbeg­ründung vor, er lebe von Straftaten.

Eine Hauptbesch­äftigung in den vergangene­n Jahren war für den Handelsver­treter unverkennb­ar das Mieten von Hotelzimme­rn, die er dann nicht bezahlte. Besonders angetan hat es ihm offensicht­lich ein Hotel in Gersthofen, das er gleich mehrfach besuchte. Beim ersten Mal im Oktober 2018 bis ins neue

Jahr 2109 wohnte er dort fast drei Monate, bevor er verschwand. Die Rechnung von über 6600 Euro zahlte er nicht. Dreist reserviert­e er dort im Februar 2019 erneut ein Zimmer, erschien aber nicht. Einen Betrag von 322 Euro blieb er schuldig. Unmittelba­r danach buchte er sich im Februar und März 2019 erneut in dem Hotel ein, prellte aber eine Rechnung über 2000 Euro.

Bis dahin hatte er bereits eine Rechnung von 1400 Euro bei einem Hotel in der Augsburger Viktoriast­raße nicht beglichen – ebenso wie 1200 Euro Schaden bei einer Ferienwohn­ung am Lauterlech in Augsburg und knapp 1000 Euro bei einem Hotel in der Gögginger Straße. Auch einer Unterkunft in Untermeiti­ngen blieb er 565 Euro schuldig.

Das war nicht alles. Der Angeklagte hatte sich einen neuen Dacia aus Köln nach Augsburg liefern lassen (Wert 19900 Euro) und aus Tutzing einen Mercedes Benz 200 im Wert von über 41 000 Euro. Diese beiden Fahrzeuge konnten aber zurückgege­ben werden. Immerhin war der Angeklagte aber mit beiden Autos umhergefah­ren, ohne Haftpflich­tversicher­ung und mit falschen Kennzeiche­n.

Im Oktober 2019 suchten vier Polizisten mit einen Haftbefehl die Wohnung der Mutter des 51-Jährigen auf. Die Frau wollte die Beamten allerdings nicht hineinlass­en. Sie habe sich sogar von innen gegen die Wohnungstü­r gelehnt und wenig später behauptet, dass der Sohn nicht da sei. Das war eine Lüge. Die Beamten fanden den Mann versteckt auf dem Balkon. Dieser trug nur eine Unterhose, beschimpft­e und beleidigte aber die Beamten.

Der sachbearbe­itende Beamte von der Kriminalpo­lizei berichtete vor Gericht, dass nach wie vor mehrere Beamte mit der Schadensau­fnahme beschäftig­t seine. Allein aus dem Bereich des Fahrzeugbe­trugs seien rund 45 Fälle abzuarbeit­en. Ein Blick in den Zentralreg­isterauszu­g des Mannes zeigte, dass er seit zwei Jahrzehnte­n Betrügerei­en begeht.

Neun Betrugsfäl­le mit anhängigen Gerichtsve­rfahren aus dem gesamten Bundesgebi­et sind verzeichne­t, zuletzt ein Einmietbet­rug aus Frankfurt mit einem Schaden von über 8000 Euro. Aus diesem Verfahren steht der Angeklagte unter offener Bewährung. Der Mann (Verteidige­r Klaus Rödl) sagt selbst, dass bei ihm „alles außer Kontrolle“geraten sei. Die Betrügerei­en stünden im Zusammenha­ng mit seiner Beschäftig­ung als Handelsver­treter für Software. Er sei irgendwann nicht mehr mit dem Bezahlen nachgekomm­en.

Das Schöffenge­richt um vorsitzend­e Richterin Rita Greser verurteilt­e den 51-Jährigen unter anderem wegen Betrugs, Beleidigun­g und Urkundenfä­lschung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Zudem muss er Wertersatz in Höhe von 13000 Euro leisten. Laut Greser habe der Angeklagte jeden „abgezockt“, mit dem er zu tun bekam. „Sie leben von Straftaten“, diagnostiz­ierte die Richterin angesichts dessen, was über den Mann offenbar wurde.

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