Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie die Wittelsbacher Aichach und Friedberg gründeten
Landesausstellung Mit kostbaren Exponaten in den frisch sanierten Prunkräumen des Friedberger Schlosses und mit multimedialen Inszenierungen im Feuerhaus in Aichach präsentiert das Haus der Bayerischen Geschichte viele Facetten rund um das Thema Stadt
Aichach/Friedberg Dem Feuerhaus in Aichach ist schon von außen anzusehen: Es geht ins Mittelalter. Das alte Feuerwehrhaus am Rande der Altstadt ist hinter einer mittelalterlichen Stadtsilhouette verschwunden. Neben dem Wittelsbacher Schloss in Friedberg ist es Schauplatz der Bayerischen Landesausstellung mit dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“, die ab dem heutigen Mittwoch, 10. Juni, für das Publikum geöffnet ist.
Am Dienstag eröffnete Kunstund Wissenschaftsminister Bernd Sibler die Ausstellung im kleinen Kreis mit einem Rundgang durch die Schauen in Friedberg und Aichach. Veranstaltet wird sie federführend vom Haus der Bayerischen Geschichte zusammen mit dem als Wittelsbacher Land bekannten Landkreis Aichach-Friedberg und den Städten Aichach und Friedberg. Damit findet sie dort statt, wo der Aufstieg der späteren Kurfürstenund Königsfamilie der Wittelsbacher begann. Die wichtigsten Exponate sind dabei die beiden Städte selbst.
Die Stadt Aichach darf als Wiege des Herrschergeschlechts gelten: Der heutige Stadtteil Oberwittelsbach gab den Wittelsbachern ihren Namen. Dort stand einst ihre Stammburg. Wie diese zerstört wurde und wie das zur Gründung der Stadt Aichach führte, erfahren die Besucher im Feuerhaus in Aichach in einem Film. Ein großes Modell zeigt die Stadt im Jahr 1914. Multimediale Inszenierungen lassen vor den Augen der Besucher mittelalterliche Stadtwelten entstehen. Gezeigt wird auch das pralle Alltagsleben im späten Mittelalter mit der Stadt als zentralem Ort des Austauschs. Ein virtuelles Erlebnis der besonderen Art bietet ein Rundflug über die Residenzstadt München am Ende des 16. Jahrhunderts. In einer Art Architekturwerkstatt geht es unter dem Leitbegriff „Transformation“darum, wie sich Städte verändern, und um die Herausforderungen, vor denen Städte stehen wie Wachstum, demografischer Wandel und Mobilität.
Einen Kontrapunkt bildet dazu eine klassische Ausstellung im frisch sanierten Wittelsbacher Schloss in Friedberg. In einem Rundgang werden die Entstehung der bayerischen Städtelandschaft und das Leben in
der mittelalterlichen Stadt nachgezeichnet.
Die Besucher erfahren, wie eine Städtegründung ablief, und lernen berühmte Gründer kennen. Sie erfahren, was es mit dem Rechtsspruch „Stadtluft macht frei“auf sich hat und können das Leben in einer mittelalterlichen Stadt und ihre Bewohner entdecken. Vom Stolz der Obrigkeit und des Bürgertums auf die Städte zeugen viele Exponate – vom Gemälde bis hin zum Alltagsgegenstand. Der Rundgang endet mit einem Ausblick auf die Stadtentwicklung bis zur Entstehung des Königreichs Bayern im Jahre 1806.
Wegen der Corona-Pandemie musste nicht nur der Beginn der Landesausstellung vom 28. April auf 10. Juni verschoben werden, es gibt auch einige Einschränkungen. Besucher müssen einen Mund-NasenSchutz tragen, einen Abstand von 1,5 Metern einhalten und Gruppenbildungen vermeiden. In beiden Ausstellungen ist die Besucherzahl beschränkt, weshalb es manchmal zu Wartezeiten am Einlass kommen kann.
Bis voraussichtlich 21. Juni kann die Ausstellung im Wittelsbacher Schloss in Friedberg nur im Rahmen eines geführten Rundgangs mit bis zu zehn Personen besucht werden. Alle 15 Minuten werden zehn Personen eingelassen, die sich maximal 90 Minuten im Schloss aufhalten dürfen. Ohne Führung kann die Ausstellung im Feuerhaus in Aichach besucht werden. Dort werden alle zehn Minuten fünf Personen eingelassen, die maximal eine Stunde im Feuerhaus verweilen können. Ab Montag, 22. Juni, können Besucher vorab online ein Zeitfenster für ihren Besuch der Landesausstellung buchen. Das Onlinebuchungssystem des Hauses der Bayerischen Geschichte steht ab 17. Juni zur Verfügung.
Ob in Aichach oder Friedberg – nach dem Ausstellungsbesuch in Feuerhaus oder Schloss lassen sich die größten Exponate der Landesausstellung entdecken: die Städte an sich. In Aichach und Friedberg werden täglich spezielle Stadtführungen angeboten, welche die Ausstellungsthemen mit den zentralen Orten der Stadtgeschichte verbinden.
Geplant war auch ein umfangreiches Rahmenprogramm zur Landesausstellung. Coronabedingt liegt es allerdings derzeit zum großen Teil auf Eis.
Wie Bayern im Mittelalter zum Städteland wurde, zeigt die Bayerische Landesausstellung 2020. Ab dem heutigen Mittwoch ist die Schau mit dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“in Aichach und Friedberg für das Publikum geöffnet. Die Ausstellung ist zweigeteilt: Im Wittelsbacher Schloss in Friedberg sind in den Prunkräumen kostbare Leihgaben zu sehen, die die Gründungsgeschichte der altbayerischen Städte bis ins Spätmittelalter illustrieren, darunter eine Nachbildung des Antiquariums der Münchner Residenz (Bild links) und einer Festtafel.
Im Feuerhaus in Aichach können die Besucher multimediale Inszenierungen erleben (Bild rechts), die das Thema Stadt in vielen Facetten beleuchten. Exponate sind auch die beiden Städte selbst. Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler verschaffte sich am Dienstag bei einem Rundgang einen Eindruck. Die Schau ist ein Projekt des Hauses der Bayerischen Geschichte zusammen mit dem Landkreis Aichach-Friedberg und den beiden Städten. Sie ist bis 8. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.