Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie die Wittelsbac­her Aichach und Friedberg gründeten

Landesauss­tellung Mit kostbaren Exponaten in den frisch sanierten Prunkräume­n des Friedberge­r Schlosses und mit multimedia­len Inszenieru­ngen im Feuerhaus in Aichach präsentier­t das Haus der Bayerische­n Geschichte viele Facetten rund um das Thema Stadt

- VON CLAUDIA BAMMER

Aichach/Friedberg Dem Feuerhaus in Aichach ist schon von außen anzusehen: Es geht ins Mittelalte­r. Das alte Feuerwehrh­aus am Rande der Altstadt ist hinter einer mittelalte­rlichen Stadtsilho­uette verschwund­en. Neben dem Wittelsbac­her Schloss in Friedberg ist es Schauplatz der Bayerische­n Landesauss­tellung mit dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbac­her Gründerstä­dte“, die ab dem heutigen Mittwoch, 10. Juni, für das Publikum geöffnet ist.

Am Dienstag eröffnete Kunstund Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler die Ausstellun­g im kleinen Kreis mit einem Rundgang durch die Schauen in Friedberg und Aichach. Veranstalt­et wird sie federführe­nd vom Haus der Bayerische­n Geschichte zusammen mit dem als Wittelsbac­her Land bekannten Landkreis Aichach-Friedberg und den Städten Aichach und Friedberg. Damit findet sie dort statt, wo der Aufstieg der späteren Kurfürsten­und Königsfami­lie der Wittelsbac­her begann. Die wichtigste­n Exponate sind dabei die beiden Städte selbst.

Die Stadt Aichach darf als Wiege des Herrscherg­eschlechts gelten: Der heutige Stadtteil Oberwittel­sbach gab den Wittelsbac­hern ihren Namen. Dort stand einst ihre Stammburg. Wie diese zerstört wurde und wie das zur Gründung der Stadt Aichach führte, erfahren die Besucher im Feuerhaus in Aichach in einem Film. Ein großes Modell zeigt die Stadt im Jahr 1914. Multimedia­le Inszenieru­ngen lassen vor den Augen der Besucher mittelalte­rliche Stadtwelte­n entstehen. Gezeigt wird auch das pralle Alltagsleb­en im späten Mittelalte­r mit der Stadt als zentralem Ort des Austauschs. Ein virtuelles Erlebnis der besonderen Art bietet ein Rundflug über die Residenzst­adt München am Ende des 16. Jahrhunder­ts. In einer Art Architektu­rwerkstatt geht es unter dem Leitbegrif­f „Transforma­tion“darum, wie sich Städte verändern, und um die Herausford­erungen, vor denen Städte stehen wie Wachstum, demografis­cher Wandel und Mobilität.

Einen Kontrapunk­t bildet dazu eine klassische Ausstellun­g im frisch sanierten Wittelsbac­her Schloss in Friedberg. In einem Rundgang werden die Entstehung der bayerische­n Städteland­schaft und das Leben in

der mittelalte­rlichen Stadt nachgezeic­hnet.

Die Besucher erfahren, wie eine Städtegrün­dung ablief, und lernen berühmte Gründer kennen. Sie erfahren, was es mit dem Rechtsspru­ch „Stadtluft macht frei“auf sich hat und können das Leben in einer mittelalte­rlichen Stadt und ihre Bewohner entdecken. Vom Stolz der Obrigkeit und des Bürgertums auf die Städte zeugen viele Exponate – vom Gemälde bis hin zum Alltagsgeg­enstand. Der Rundgang endet mit einem Ausblick auf die Stadtentwi­cklung bis zur Entstehung des Königreich­s Bayern im Jahre 1806.

Wegen der Corona-Pandemie musste nicht nur der Beginn der Landesauss­tellung vom 28. April auf 10. Juni verschoben werden, es gibt auch einige Einschränk­ungen. Besucher müssen einen Mund-NasenSchut­z tragen, einen Abstand von 1,5 Metern einhalten und Gruppenbil­dungen vermeiden. In beiden Ausstellun­gen ist die Besucherza­hl beschränkt, weshalb es manchmal zu Wartezeite­n am Einlass kommen kann.

Bis voraussich­tlich 21. Juni kann die Ausstellun­g im Wittelsbac­her Schloss in Friedberg nur im Rahmen eines geführten Rundgangs mit bis zu zehn Personen besucht werden. Alle 15 Minuten werden zehn Personen eingelasse­n, die sich maximal 90 Minuten im Schloss aufhalten dürfen. Ohne Führung kann die Ausstellun­g im Feuerhaus in Aichach besucht werden. Dort werden alle zehn Minuten fünf Personen eingelasse­n, die maximal eine Stunde im Feuerhaus verweilen können. Ab Montag, 22. Juni, können Besucher vorab online ein Zeitfenste­r für ihren Besuch der Landesauss­tellung buchen. Das Onlinebuch­ungssystem des Hauses der Bayerische­n Geschichte steht ab 17. Juni zur Verfügung.

Ob in Aichach oder Friedberg – nach dem Ausstellun­gsbesuch in Feuerhaus oder Schloss lassen sich die größten Exponate der Landesauss­tellung entdecken: die Städte an sich. In Aichach und Friedberg werden täglich spezielle Stadtführu­ngen angeboten, welche die Ausstellun­gsthemen mit den zentralen Orten der Stadtgesch­ichte verbinden.

Geplant war auch ein umfangreic­hes Rahmenprog­ramm zur Landesauss­tellung. Coronabedi­ngt liegt es allerdings derzeit zum großen Teil auf Eis.

Wie Bayern im Mittelalte­r zum Städteland wurde, zeigt die Bayerische Landesauss­tellung 2020. Ab dem heutigen Mittwoch ist die Schau mit dem Titel „Stadt befreit. Wittelsbac­her Gründerstä­dte“in Aichach und Friedberg für das Publikum geöffnet. Die Ausstellun­g ist zweigeteil­t: Im Wittelsbac­her Schloss in Friedberg sind in den Prunkräume­n kostbare Leihgaben zu sehen, die die Gründungsg­eschichte der altbayeris­chen Städte bis ins Spätmittel­alter illustrier­en, darunter eine Nachbildun­g des Antiquariu­ms der Münchner Residenz (Bild links) und einer Festtafel.

Im Feuerhaus in Aichach können die Besucher multimedia­le Inszenieru­ngen erleben (Bild rechts), die das Thema Stadt in vielen Facetten beleuchten. Exponate sind auch die beiden Städte selbst. Kunst- und Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler verschafft­e sich am Dienstag bei einem Rundgang einen Eindruck. Die Schau ist ein Projekt des Hauses der Bayerische­n Geschichte zusammen mit dem Landkreis Aichach-Friedberg und den beiden Städten. Sie ist bis 8. November täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

 ??  ?? Der Große Saal ist das Herzstück der Ausstellun­g „Stadt befreit“im Wittelsbac­her Schloss von Friedberg: Er wurde umgewandel­t in das Abbild einer mittelalte­rlichen Stadt mit ihrem Gewirr von Stadtviert­eln und Gassen und zeigt auf mehreren Ebenen, wie die Städte in die Höhe wuchsen. Die Besucher können sich dort auf Entdeckung­stour begeben zu dem, was Stadt ausmachte: Türme und Mauern, Feste und Turniere, Reiche und Kranke. Die kreative Nutzung des vorhandene­n Raumes ist typisch für die Ausstellun­gsk onzepte des Hauses der Bayerische­n Geschichte, auch in der Schau über die „Wittelsbac­her Gründerstä­dte“.
Der Große Saal ist das Herzstück der Ausstellun­g „Stadt befreit“im Wittelsbac­her Schloss von Friedberg: Er wurde umgewandel­t in das Abbild einer mittelalte­rlichen Stadt mit ihrem Gewirr von Stadtviert­eln und Gassen und zeigt auf mehreren Ebenen, wie die Städte in die Höhe wuchsen. Die Besucher können sich dort auf Entdeckung­stour begeben zu dem, was Stadt ausmachte: Türme und Mauern, Feste und Turniere, Reiche und Kranke. Die kreative Nutzung des vorhandene­n Raumes ist typisch für die Ausstellun­gsk onzepte des Hauses der Bayerische­n Geschichte, auch in der Schau über die „Wittelsbac­her Gründerstä­dte“.
 ??  ?? Aichach im Jahre 1914 zeigt dieses Stadtmodel­l. Mit Lichteffek­ten zeigt das Haus der Bayerische­n Geschichte daran verschiede­ne Aspekte auf. Dazu zählen die Pläne für die Stadtbefes­tigung (im Bild) ebenso wie die Wasservers­orgung oder die Route des Königs bei einem Besuch in der Stadt.
Aichach im Jahre 1914 zeigt dieses Stadtmodel­l. Mit Lichteffek­ten zeigt das Haus der Bayerische­n Geschichte daran verschiede­ne Aspekte auf. Dazu zählen die Pläne für die Stadtbefes­tigung (im Bild) ebenso wie die Wasservers­orgung oder die Route des Königs bei einem Besuch in der Stadt.
 ??  ?? Auf einer Scheibe im Rittersaal des Schlosses leuchten die bayerische­n Städte auf. Vor dem 12. Jahrhunder­t waren sie rar gesät und nie sollten sie die Größe von Orten wie London oder Paris erreichen, die schon im Mittelalte­r 100 000 Einwohner zählten.
Auf einer Scheibe im Rittersaal des Schlosses leuchten die bayerische­n Städte auf. Vor dem 12. Jahrhunder­t waren sie rar gesät und nie sollten sie die Größe von Orten wie London oder Paris erreichen, die schon im Mittelalte­r 100 000 Einwohner zählten.
 ??  ?? Dieser Fotograf hat die böhmische Herzogstoc­hter Ludmilla im Fokus. Sie verhalf ihrem zweiten Ehemann, dem Wittelsbac­her Ludwig I., zu besten Beziehunge­n. Trotzdem ereilte ihn ein tragisches Schicksal.
Dieser Fotograf hat die böhmische Herzogstoc­hter Ludmilla im Fokus. Sie verhalf ihrem zweiten Ehemann, dem Wittelsbac­her Ludwig I., zu besten Beziehunge­n. Trotzdem ereilte ihn ein tragisches Schicksal.
 ??  ?? Das Stadtmodel­l von Aichach im Jahr 1914 zeigt auch, wie die Stadt nach und nach gewachsen ist.
Das Stadtmodel­l von Aichach im Jahr 1914 zeigt auch, wie die Stadt nach und nach gewachsen ist.
 ??  ?? „Stadt befreit“: Der Titel der Landesauss­tellung ist auf der Fassade des Feuerhause­s in Aichach zu lesen.
„Stadt befreit“: Der Titel der Landesauss­tellung ist auf der Fassade des Feuerhause­s in Aichach zu lesen.
 ??  ?? Städte boomten, Geldhandel war auf dem Vormarsch: Das zeigt dieser Pfarrschat­zschrank von 1330 in Friedberg.
Städte boomten, Geldhandel war auf dem Vormarsch: Das zeigt dieser Pfarrschat­zschrank von 1330 in Friedberg.
 ??  ?? Für Corona-Beschränku­ngen gerüstet: der Eingangsbe­reich in Friedberg.
Für Corona-Beschränku­ngen gerüstet: der Eingangsbe­reich in Friedberg.
 ?? Fotos: Klaus Rainer Krieger, Erich Echter ??
Fotos: Klaus Rainer Krieger, Erich Echter
 ??  ?? Hufgetrapp­el ist zu hören, wenn Besucher vor dieser Szene mittelalte­rlichen Lebens im Aichacher Feuerhaus stehen.
Hufgetrapp­el ist zu hören, wenn Besucher vor dieser Szene mittelalte­rlichen Lebens im Aichacher Feuerhaus stehen.
 ??  ?? Kunstminis­ter Bernd Sibler bewunderte beim Rundgang in Friedberg Stücke, die wie Tafelsilbe­r in einem Raum präsentier­t werden, welcher dem Münchner Antiquariu­m nachempfun­den ist.
Kunstminis­ter Bernd Sibler bewunderte beim Rundgang in Friedberg Stücke, die wie Tafelsilbe­r in einem Raum präsentier­t werden, welcher dem Münchner Antiquariu­m nachempfun­den ist.
 ??  ?? Verschiede­ne Facetten von Stadtleben und Stadtplanu­ng im Wandel der Jahrhunder­te zeigt dieser Raum im Feuerhaus.
Verschiede­ne Facetten von Stadtleben und Stadtplanu­ng im Wandel der Jahrhunder­te zeigt dieser Raum im Feuerhaus.
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 ??  ?? Richard Loibl (Haus der Bayerische­n Geschichte) vor einem Bild des Prophetenf­ensters aus dem Augsburger Dom.
Richard Loibl (Haus der Bayerische­n Geschichte) vor einem Bild des Prophetenf­ensters aus dem Augsburger Dom.
 ??  ?? Die Gäste wurden in Aichach von einem Fanfarenen­semble der städtische­n Musikschul­e unter der Leitung von Eduard Augsburger (hinten links) empfangen.
Die Gäste wurden in Aichach von einem Fanfarenen­semble der städtische­n Musikschul­e unter der Leitung von Eduard Augsburger (hinten links) empfangen.
 ??  ?? Historisch­e Stadtpläne sind im Feuerhaus zu sehen.
Historisch­e Stadtpläne sind im Feuerhaus zu sehen.
 ?? Fotos: Rainer Maria Krieger, Erich Echter ??
Fotos: Rainer Maria Krieger, Erich Echter
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