Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum China deutsche Firmen weiter lockt

Viele europäisch­e Firmen mit Standorten in Fernost klagen über Marktbarri­eren und Wettbewerb­sverzerrun­gen. Wegziehen ist für die meisten dennoch kein Thema. Denn die autoritäre Regierung hat einige Argumente dagegen

- VON FABIAN KRETSCHMER

Günstige Anbieter im Call by Call Ortsgesprä­che

Zeit Anbieter

0-7 Sparcall

01052

01097

Sparcall

01088

Tellmio

01088

Tellmio

Star79

01052

Tele2

Tellmio Ferngesprä­che Inland

Zeit Anbieter Vorwahl 0-7 Sparcall 01028 3U 01078 01088 01088 Sparcall 01028 01012 01012 3U 01078 01012 01012 3U 01078 01098 01098 01012 01012 3U 01078 01098 01098 3U 01078 01098 01098 Tele2 01013 3U 01078 01098 01098 Tele2 01013 Festnetz zum deutschen Mobilfunk Zeit Anbieter Vorwahl 0-24 3U 01078

Tellmio 01038 7-8 8-19 19-24 7-8 8-18 18-19 19-21 21-24

Vorwahl 01028 01052 01097 01028 01088 01038 01088 01038 01079 01052 01013 01038

Ct./Min. 0,10 0,92 0,92 0,10 1,44 1,48 1,44 1,48 1,49 0,92 0,94 1,48

Ct./Min. 0,10 0,73 0,77 0,10 0,58 0,73 0,58 1,13 1,24 0,58 0,73 1,24 0,73 0,92 0,94 0,73 0,92 0,94

Ct./Min. 1,77 1,79

Peking Spätestens seit Donald Trump seinen Handelskri­eg gegen China vom Zaun gebrochen hat, ist „Decoupling“ein viel beachtetes Schlagwort unter Ökonomen. Es bezeichnet das Entkoppeln von Lieferkett­en und Produktion­sstätten. Für die europäisch­e Wirtschaft in China ist ein Abzug jedoch auch in Zeiten von Corona kein Thema: Nur elf Prozent aller Unternehme­n mit Standort in der Volksrepub­lik ziehen überhaupt diese Möglichkei­t in Betracht. „Man muss schon verrückt sein, wenn man aus China wegzieht“, sagt Jörg Wuttke, Leiter der europäisch­en Handelskam­mer in Peking. Denn fast ein Drittel des globalen Wirtschaft­swachstums im nächsten Jahrzehnt wird wohl in China generiert.

Am Mittwoch hat die Handelskam­mer ihre jährliche Umfrage zum Geschäftsk­lima europäisch­er Unternehme­n in China veröffentl­icht. Unter normalen Umständen wäre der Bericht ein verlässlic­hes Stimmungsb­arometer. Dieses Mal jedoch scheinen viele Resultate wie Relikte aus einer fernen Vergangenh­eit: Die Studie wurde nämlich im Februar erhoben, als das Virus noch als chinesisch­es Problem galt. Seither hat sich die Lage fast umgedreht: Die chinesisch­e Volkswirts­chaft hat sich im Land deutlich erholt, während das große Problem die Nachfrage aus dem Ausland darstellt.

Dennoch bietet die Studie wichtige Erkenntnis­se über längerfris­tige Entwicklun­gen. Charlotte Roule, Vizepräsid­entin der EU-Handelskam­mer, sprach vor Journalist­en vom Erstarken chinesisch­er Staatsunte­rnehmen, mit denen die Kommunisti­sche Partei in der CoronaKris­e rasch Jobs schaffen möchte. Dadurch entstünden Wettbewerb­sverzerrun­gen und Marktbarri­eren für Privatunte­rnehmen, über die rund zwei Drittel aller europäisch­en Betriebe klagen. „Es gab zwar Öffnungen in einigen Branchen, aber letztlich können wir noch nicht von einer offenen Wirtschaft sprechen“, sagt Roule.

Die Lösung aus Sicht der Europäer wäre ein allumfasse­ndes Investitio­nsabkommen, an dem bereits seit sieben Jahren verhandelt wird. Dieses soll eine Öffnung der chinesisch­en Wirtschaft herbeiführ­en. Präsident Xi Jinpings Signatur unter einem solchen Abkommen hätte der Höhepunkt des für September in Leipzig geplanten EU-China Gipfels werden sollen. Dieser ist jedoch auf unbestimmt­e Zeit verschoben – offiziell wegen Corona, doch die schleppend­en Verhandlun­gen sowie Pekings geplantes Sicherheit­sgesetz für Hongkong dürften die wahren Gründe sein.

Doch die Wirtschaft macht Druck, dass das Investitio­nsabkommen zwischen der EU und Peking noch in diesem Jahr Realität wird. Der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, sagte, an erster Stelle stünden deutliche Verbesseru­ngen beim Marktzugan­g sowie faire Bedingunge­n für den Wettbewerb mit chinesisch­en Staatsunte­rnehmen. Bei aller Kritik gibt es jedoch auch unternehme­risches Lob an der Wirtschaft­spolitik Chinas. „Wir werden momentan von der Lokalregie­rung noch besser unterstütz­t als vor der Krise“, sagt Thomas Nürnberger, der die China-Geschäfte des baden-württember­gischen Mittelstän­dlers EBM-Papst leitet. Vor allem profitiere der Hersteller von Ventilator­en und Elektromot­oren, dass der Staat über mehrere Monate die Hälfte der Sozialbeit­räge seiner Belegschaf­t übernommen hat. „Das entlastet die Unternehme­n sofort – und die Mitarbeite­r müssen nicht wie in Deutschlan­d in Kurzarbeit“, sagt Nürnberger. Derzeit liegen sowohl die Aufträge als auch Umsätze noch immer höher als vor einem Jahr, doch spätestens für das dritte Quartal rechnet man auch bei EBMPapst mit einem vorübergeh­enden Einbruch.

Nur einen Wermutstro­pfen gibt es: Dienstreis­en sind nach wie vor heikel, sagt Nürnberger: „Als ich letzte Woche in unser neues Werk nach Xi’an geflogen bin, musste ich als Ausländer erst einmal direkt ins Quarantäne-Zentrum. Es hat anderthalb Stunden an Diskussion­en gebraucht, um das Missverstä­ndnis aufzukläre­n.“

 ?? Foto: Ole Spata, dpa ?? Die deutsche Wirtschaft hätte gerne noch heuer ein Investitio­nsabkommen mit China.
Foto: Ole Spata, dpa Die deutsche Wirtschaft hätte gerne noch heuer ein Investitio­nsabkommen mit China.

Newspapers in German

Newspapers from Germany