Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Es war ein Doppelmord

Das 18 Jahre lang vermisste Paar aus Ingolstadt wurde durch massive Gewalteinw­irkung getötet

- VON MANFRED RINKE

Ingolstadt Durch „massive Gewalteinw­irkung“ist das junge Paar getötet worden, dessen skelettier­te Leichentei­le ein Spaziergän­ger Anfang Mai in einem Waldstück bei Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) gefunden hatte (wir berichtete­n). Die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt ermittelt nun wegen zweifachen Mordes.

Die Untersuchu­ng der Knochentei­le wurden am Institut für Rechtsmedi­zin München durchgefüh­rt. Bereits vor dem jetzigen Ergebnis gab es Gewissheit, dass es sich bei dem Paar um eine damals 23 Jahre alte Frau und ihren zwei Jahre jüngeren Freund aus Ingolstadt handelt. Eine amtliche Bestätigun­g dafür gibt es allerdings nach wie vor noch nicht.

Das Pärchen war zuletzt am 21. September 2002 gesehen worden – einen Tag nach dem 23. Geburtstag der Frau. Als ihr Bruder fünf Tage später Geburtstag feierte und die Schwester nicht wie angekündig­t kam, erstattete er eine Vermissten­anzeige. Es dauerte, bis die Vermissten­suche richtig anlief. Erst rund ein Jahr später erhielt die Kriminalpo­lizei Hinweise, wonach der Russlandde­utsche und die Ingolstädt­erin, die beide in der Drogenszen­e unterwegs und polizeilic­h bekannt waren, ermordet worden seien. Es wurde damals allen Hinweisen nachgegang­en. „Es war schnell klar, dass die beiden nicht durchgebra­nnt sind, um irgendwo ein neues Leben zu beginnen“, erklärt ein Polizeispr­echer. Unter anderem hatten mehrere Beschuldig­te, die wegen Drogenkons­ums vernommen worden waren, unabhängig voneinande­r behauptet, dass das Paar in der Nähe von Aachen umgebracht worden sei, weil der junge Mann bei seinem Dealer Schulden gehabt hätte. Doch auch diese Spur verlief wie viele davor im Sande.

Die Jahre vergingen und Hoffnungen, die beiden noch lebend zu finden, hatte die Polizei schon längst nicht mehr. Doch wo sind die Leichen? Wer hat sie umgebracht? Antworten darauf erhoffte sich die Kripo 2008. Drogendeal­er aus Ingolstadt, die die Polizei dingfest machen konnte, behauptete­n, dass das Paar auf dem Ingolstädt­er Westfriedh­of „entsorgt“worden war. Mithilfe eines Sonargerät­s wurden infrage kommende Gräber untersucht und an einem schlug das Gerät tatsächlic­h an. Es wurde ausgehoben, doch ein zunächst undefinier­barer Gegenstand entpuppte sich als Wurzel.

Von dem Paar fehlte weiter jede Spur, bis zum 2. Mai dieses Jahres. Jetzt steht fest, dass beide ermordet worden sind. „Die allermeist­en Tötungsdel­ikte in Deutschlan­d werden aufgeklärt“, sagt der Polizeispr­echer. Bei schwierige­n Fällen wie diesem wachse zudem der Ehrgeiz der Beamten. Zehn Kollegen würden nun mit Hochdruck nur an diesem Fall arbeiten. Sie könnten nicht nur auf die neuen Untersuchu­ngsergebni­sse zurückgrei­fen, sondern auch alte Erkenntnis­se nun neu einordnen – und vielleicht führt der Zufall ja noch einmal Regie.

 ?? Foto: Polizei ?? Spurensich­erung am Fundort durch Spezialist­en der Kripo Ingolstadt.
Foto: Polizei Spurensich­erung am Fundort durch Spezialist­en der Kripo Ingolstadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany