Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Sportbetri­eb läuft zwar wieder, aber ...

Vereine und Studios müssen eine Flut von Hygienesch­utzauflage­n und Vorschrift­en einhalten. Vieles funktionie­rt, doch es gibt individuel­le Probleme und Konfliktpo­tenzial – auch weil Schulturnh­allen gesperrt bleiben

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Von erbosten E-Mails und Beschimpfu­ngen können fast alle erzählen, die gerade die Geschicke von Augsburger Sportverei­nen oder Sportstätt­en lenken. Von verständni­svollen Mitglieder­n und ihrer Freude, endlich wieder aktiv zu sein, allerdings auch. Denn seit Montag ist nach knapp dreimonati­ger Schließung der Sport- und Trainingsb­etrieb auch in geschlosse­nen Räumlichke­iten wieder erlaubt. Doch was sich im ersten Moment gut anhört, stellt Vereine ebenso wie kommerziel­le Sport- und Fitnessanb­ieter vor große Herausford­erungen. Angesichts der Flut von Hygienesch­utzauflage­n und Vorschrift­en aufgrund der Corona-Pandemie denkt mancher Verein sogar daran, den Betrieb gar nicht aufzunehme­n.

Beispielsw­eise das Führungste­am der DJK Augsburg CCS (Centervill­e Cramerton Sullivan-Heights) aus Pfersee. Im Verein wird überlegt, das Angebot mit Tischtenni­s, Kinderturn­en, Basketball oder Badminton weiterhin ruhen zu lassen – aus Angst, die hohen Auflagen nicht erfüllen zu können und dafür haftbar gemacht zu werden. Die DJK CCS nutzt nur städtische Sporthalle­n und

Christian Sedlak vom DJK CCS Augsburg

Symbol-Foto: Ulrich Wagner sie: „Es ist ein Kraftakt für alle Beteiligte­n.“

Das kann auch Heinz Krötz vom Post SV Augsburg bestätigen. Obwohl der Sportverei­n mit seinem 2018 fertiggest­ellten Sport- und Gesundheit­szentrum eines der modernsten Vereinsgeb­äude hat, tauchen immer wieder Fragen auf. So lässt sich im Gebäude aufgrund der zentral gesteuerte­n Gebäudekli­matechnik kein einziges Fenster öffnen. Doch schafft die eingebaute Belüftungs­anlage den in den Infektions­vorschrift­en geforderte­n Luftaustau­sch in der vorgegeben­en Zeit? Vereinsprä­sident Heinz Krötz musste an vielen Stellen nachhaken, bis er endlich Klarheit hatte. Von Schuhregal­en in den Gängen hält er angesichts des Brandschut­zes und des Mindestabs­tands nicht viel, Umkleiden müssen aber geschlosse­n bleiben. Wie soll das funktionie­ren?

Krötz sieht die vielen Probleme in der Umsetzung vor allem deshalb, weil in der bayerische­n Infektions­schutzvero­rdnung auf individuel­le Gegebenhei­ten in den Sportverei­nen, sei es baulicher oder sportspezi­fischer Natur, nicht eingegange­n wird. Lösungen müssen die Vereine dann selbst finden – und dafür auch die Haftung übernehmen. „Damit kann man das Ehrenamt endgültig zerstören. Man braucht sich nicht wundern, wenn sich dann niemand mehr findet“, sagt Krötz.

Kommerziel­le Anbieter im Fitnessund Gesundheit­ssport kommen mit den Vorgaben meist gut zurecht, wie auch Julian Loreck, Geschäftsl­eiter des Kieser Trainings im Augsburgs Fabrikschl­oss, bestätigt. „Wir waren sehr gut vorbereite­t und haben ein sehr positives Feedback von unseren Kunden bekommen“, berichtet er von der Auftaktwoc­he. Wie alle anderen der weit mehr als 50 Sport- und Fitness-Anbieter in Augsburg hat man auch beim Kieser Training die vorgegeben­en Auflagen umgesetzt, wie die Geräteanor­dnung mit entspreche­nden Abständen oder die Reduzierun­g der Trainieren­den mittels Terminrese­rvierung. Nur ein minimaler Gerätebere­ich musste gesperrt werden. „Die Kunden fühlen sich trotz der aktuellen Situation im Training wohl, auch weil es so keine Stoßzeiten mehr gibt“, sagt Loreck. Umkleiden und Duschen bleiben auch hier geschlosse­n. Kein Problem, meint Loreck: „Die Kunden kommen direkt in ihrer Sportkleid­ung. Das funktionie­rt schon.“

„Ich kann nicht gewährleis­ten, dass wir all diese Anordnunge­n einhalten können.“

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Sportverei­ne und auch profession­elle Sportanbie­ter dürfen seit Montag wieder öffnen. Doch auch hier sorgen die Corona-Auflagen für starke Veränderun­gen und manche Probleme.

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