Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Sportbetrieb läuft zwar wieder, aber ...
Vereine und Studios müssen eine Flut von Hygieneschutzauflagen und Vorschriften einhalten. Vieles funktioniert, doch es gibt individuelle Probleme und Konfliktpotenzial – auch weil Schulturnhallen gesperrt bleiben
Von erbosten E-Mails und Beschimpfungen können fast alle erzählen, die gerade die Geschicke von Augsburger Sportvereinen oder Sportstätten lenken. Von verständnisvollen Mitgliedern und ihrer Freude, endlich wieder aktiv zu sein, allerdings auch. Denn seit Montag ist nach knapp dreimonatiger Schließung der Sport- und Trainingsbetrieb auch in geschlossenen Räumlichkeiten wieder erlaubt. Doch was sich im ersten Moment gut anhört, stellt Vereine ebenso wie kommerzielle Sport- und Fitnessanbieter vor große Herausforderungen. Angesichts der Flut von Hygieneschutzauflagen und Vorschriften aufgrund der Corona-Pandemie denkt mancher Verein sogar daran, den Betrieb gar nicht aufzunehmen.
Beispielsweise das Führungsteam der DJK Augsburg CCS (Centerville Cramerton Sullivan-Heights) aus Pfersee. Im Verein wird überlegt, das Angebot mit Tischtennis, Kinderturnen, Basketball oder Badminton weiterhin ruhen zu lassen – aus Angst, die hohen Auflagen nicht erfüllen zu können und dafür haftbar gemacht zu werden. Die DJK CCS nutzt nur städtische Sporthallen und
Christian Sedlak vom DJK CCS Augsburg
Symbol-Foto: Ulrich Wagner sie: „Es ist ein Kraftakt für alle Beteiligten.“
Das kann auch Heinz Krötz vom Post SV Augsburg bestätigen. Obwohl der Sportverein mit seinem 2018 fertiggestellten Sport- und Gesundheitszentrum eines der modernsten Vereinsgebäude hat, tauchen immer wieder Fragen auf. So lässt sich im Gebäude aufgrund der zentral gesteuerten Gebäudeklimatechnik kein einziges Fenster öffnen. Doch schafft die eingebaute Belüftungsanlage den in den Infektionsvorschriften geforderten Luftaustausch in der vorgegebenen Zeit? Vereinspräsident Heinz Krötz musste an vielen Stellen nachhaken, bis er endlich Klarheit hatte. Von Schuhregalen in den Gängen hält er angesichts des Brandschutzes und des Mindestabstands nicht viel, Umkleiden müssen aber geschlossen bleiben. Wie soll das funktionieren?
Krötz sieht die vielen Probleme in der Umsetzung vor allem deshalb, weil in der bayerischen Infektionsschutzverordnung auf individuelle Gegebenheiten in den Sportvereinen, sei es baulicher oder sportspezifischer Natur, nicht eingegangen wird. Lösungen müssen die Vereine dann selbst finden – und dafür auch die Haftung übernehmen. „Damit kann man das Ehrenamt endgültig zerstören. Man braucht sich nicht wundern, wenn sich dann niemand mehr findet“, sagt Krötz.
Kommerzielle Anbieter im Fitnessund Gesundheitssport kommen mit den Vorgaben meist gut zurecht, wie auch Julian Loreck, Geschäftsleiter des Kieser Trainings im Augsburgs Fabrikschloss, bestätigt. „Wir waren sehr gut vorbereitet und haben ein sehr positives Feedback von unseren Kunden bekommen“, berichtet er von der Auftaktwoche. Wie alle anderen der weit mehr als 50 Sport- und Fitness-Anbieter in Augsburg hat man auch beim Kieser Training die vorgegebenen Auflagen umgesetzt, wie die Geräteanordnung mit entsprechenden Abständen oder die Reduzierung der Trainierenden mittels Terminreservierung. Nur ein minimaler Gerätebereich musste gesperrt werden. „Die Kunden fühlen sich trotz der aktuellen Situation im Training wohl, auch weil es so keine Stoßzeiten mehr gibt“, sagt Loreck. Umkleiden und Duschen bleiben auch hier geschlossen. Kein Problem, meint Loreck: „Die Kunden kommen direkt in ihrer Sportkleidung. Das funktioniert schon.“
„Ich kann nicht gewährleisten, dass wir all diese Anordnungen einhalten können.“