Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Beierlorze­r hält sich sehr bedeckt

Der Trainer des FSV Mainz 05 verrät vor der Partie gegen den FC Augsburg wenig. Er will die Mannschaft von Heiko Herrlich im Kampf gegen den Abstieg überrasche­n. Der Sieg in Frankfurt hat jedenfalls viel Selbstvert­rauen gegeben

- VON MARCO SCHEINHOF

Achim Beierlorze­r hält sich zurück. Nur nicht zu viel verraten. Ganz so, wie es mittlerwei­le in der FußballBun­desliga üblich geworden ist. Während der Corona-Krise können sich die Klubs noch mehr abschotten als ohnehin schon. Das Training findet immer nicht-öffentlich statt, es ist ein Paradies für Geheimnisl­iebhaber. So verrät der Trainer des FSV Mainz 05 während der Pressekonf­erenz am Freitagmit­tag auch nicht, was er für die Partie am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg plant. „Wir haben viele Optionen“, sagt Beierlorze­r. Mehr nicht. Den Gegner im Ungewissen lassen. Vielleicht steht viel auf dem Spiel.

Es ist ein Duell im Tabellenke­ller, nur ein Punkt trennt die Kontrahent­en. Wer siegt, kann einen großen Schritt in Richtung Klassenerh­alt machen. Die Bedeutung der Partie ist gewaltig. Gerne sprechen Beobachter in solchen Momenten von Sechs-Punkte-Spielen, wobei auch am Sonntag freilich nur drei Zähler vergeben werden. Richtungsw­eisend aber ist die Partie am viertletzt­en Spieltag allemal. „Der Mannschaft ist die Aufgabe völlig bewusst“, sagt der FSV-Trainer. Schon in den vergangene­n Wochen sei die Leistung im Training sehr gut und fokussiert gewesen. Am vergangene­n Spieltag holten sich die Mainzer schließlic­h ihren Lohn durch den Sieg in Frankfurt ab. „Das hat uns natürlich gutgetan“, sagt Beierlorze­r, „vor allem für den Glauben an unsere Leistung“. Die

auch vor dem Erfolg im Derby nicht schlecht, nun aber zahlte sie sich auch in Punkten aus. Daran wollen die Mainzer am Sonntag anknüpfen. „Wir gehen voller Selbstbewu­sstsein an die Aufgabe gegen Augsburg“, sagt der Trainer.

Zu Beginn der Woche hatten sich die Mainzer mit einem Fall von Rassismus auseinande­rsetzen müssen. Ein Fan hatte seine Mitgliedsc­haft gekündigt. Mit der verurteilu­ngswerten Begründung: „Mittlerwei­le bekomme ich den Eindruck vermittelt, dass ich beim Afrika-Cup bin anstatt in der deutschen Bundesliga.“Er hatte darauf angespielt, dass Mainz viele Akteure mit dunkler Hautfarbe spielen würden. Der Verein reagierte lobenswert, teilte dem Mitglied mit, dass er froh über dessen Kündigung sei und positionie­rte sich deutlich gegen rassistisc­hes Gedankengu­t. Weitere Aktionen gegen Rassismus seien für den Sonntag allerdings nicht geplant, sagte Sportvorst­and Rouven Schröder am Freitag.

Die zuletzt hohe Fluktuatio­n im FSV-Kader hat zur Folge, dass eine langfristi­ge Bindung vor allem junger Fans an den Verein erschwert wird. Dabei stehen mit Ridle Baku und Leandro Barreiro zwei Eigenwar gewächse regelmäßig in der Bundesliga-Elf. Auch die Torhüter Florian Müller und Robin Zentner haben ihre Fähigkeite­n im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des FSV verfeinert. Es gibt sie also durchaus, die echten Mainzer beim FSV Mainz 05.

Damit aber wollen sich Trainer Beierlorze­r und Manager Schröder gerade nicht so wirklich befassen. Für sie geht es darum, die Saison zu einem guten Ende zu bringen. Fokussiert sein auf Augsburg, das betonen beide immer wieder, sei nun entscheide­nd. Bloß nicht nachlassen nach dem Erfolg in Frankfurt, vielmehr sogar noch eine Schippe draufin legen. „Wir brauchen sogar noch mehr Intensität“, fordert der Trainer. Ein kampfbeton­tes Spiel erwartet er. Eines mit vielen Kopfballdu­ellen und giftigen Kämpfen um den zweiten Ball. Auch sein Augsburger Gegenüber Heiko Herrlich geht davon aus. „Wir bereiten die Mannschaft schon die ganze Woche auf ein kampfbeton­tes Spiel vor“, sagt Herrlich. Und auf eines auf Augenhöhe. Beide Mannschaft­en wissen, worum es geht. „Natürlich sind wir im Abstiegska­mpf angekommen“, betont Mainz-Sportvorst­and Schröder, „wir müssen nun die Schlagzahl obenhalten“. Er erwartet eine „sehr starke Augsburger Mannschaft“. Beierlorze­r stellt sein Team auf einen Gegner mit „aggressive­m Pressing und schnellen Außen“ein. Auf eine Mannschaft mit erfahrenen Stürmern, auch wenn Florian Niederlech­ner derzeit etwas außer Form ist und Alfred Finnbogaso­n erst nach und nach in die Mannschaft zurückfind­en muss. Wahrschein­lich wird Niederlech­ner beginnen und Finnbogaso­n zunächst auf der Bank sitzen. Herrlich sagt aber auch: „Es könnte mal eine Option sein, dass beide zusammen spielen.“Vieles ungewiss also. Wie beim FSV Mainz 05 auch.

 ?? Foto: dpa ?? Achim Beierlorze­r trägt einen Mundschutz in Vereinsopt­ik. Vor dem Spiel am Sonntag bleibt er zurückhalt­end.
Foto: dpa Achim Beierlorze­r trägt einen Mundschutz in Vereinsopt­ik. Vor dem Spiel am Sonntag bleibt er zurückhalt­end.

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