Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dieser Spanier macht dem Golf Feuer

Den Platzhirsc­h jagen einige Mitbewerbe­r – sogar die eigenen Geschwiste­r. Warum der Seat Leon eine echte Alternativ­e ist

- VON MICHAEL GEBHARDT

Die Zeiten, in denen der VW Golf ein Selbstläuf­er war, neigen sich dem Ende zu. Die Wettbewerb­er rund um Opel Astra, Toyota Corolla oder Kia Ceed werden immer besser, Marken-intern sorgt der Stromer ID.3 für Konkurrenz. Und dann gibt’s noch die Ableger von Skoda und Seat, die inzwischen weit mehr sind als kleine Geschwiste­r. Der Octavia hat sich als geräumige Alternativ­e etabliert und auch die Neuauflage des spanischen Leon scheint ein Volltreffe­r zu sein.

Zwar war bis zuletzt auch der Seat vom VW-konzernwei­ten Auslieferu­ngsstopp wegen Schwierigk­eiten mit dem Notrufsyst­em eCall betroffen – ein Softwarepr­oblem. Kunden dürfen sich trotzdem getrost auf ihr neues Auto freuen. Sie bekommen mit dem nur noch als Fünftürer und Kombi erhältlich­en Leon einen richtig schicken Kompakten mit markantem Kühlergril­l, scharfen LED-Lichtern und eindrucksv­ollen Sicken auf der Motorhaube und der Flanke. Am auffälligs­ten ist das Heck, mit eingezogen­em Kofferraum­deckel und durchgängi­gen in den teureren Ausstattun­gen ist das wirklich ein Lichtband, die Basis bekommt einen einfachen Reflektor.

Während sich der Leon äußerlich von seinen Geschwiste­rn durchaus absetzen kann, wird innen die Verwandtsc­haft mehr als deutlich. Das optionale, zehn Zoll große DigitalKom­biinstrume­nt ist ebenso vom

Golf 8 bekannt wie das Touchscree­n-Infotainme­ntsystem mit Slider-Flächen, auf denen per Fingerwisc­h Temperatur und Lautstärke justiert werden können. Allerdings hat Seat fast alle Tasten aus der Mittelkons­ole entfernt, die mit einem großen Ablagefach und zwei USBC-Anschlüsse­n ziemlich aufgeräumt daherkommt. Mit an Bord ist ein diRückleuc­hten; gitaler Sprachassi­stent, der auf den Befehl „Hola hola!“anspringt. Auf das Head-up-Display muss man bei Seat verzichten.

Unterm Blech setzt der Leon wie der Octavia auf einen um fünf Zentimeter längeren Radstand als das Wolfsburge­r Original. Insgesamt konnte der Seat so um neun Zentimeter auf 4,37 Meter zulegen, der

Kombi ist sogar auf 4,64 Meter gewachsen. Die Fond-Passagiere freut’s, sie sitzen gemütlich und deutlich geräumiger als im Golf. Auch das Gepäckabte­il hat zugelegt: Bei voller Bestuhlung schluckt der Leon genauso viel wie der VW, mit umgeklappt­er Rückbank aber gehen über 60 Liter mehr rein.

Geblieben ist die etwas sportliche­re Ausrichtun­g des Spaniers. Mimt der Golf immer noch Everybody’s Darling, setzt der Leon stärker auf die Dynamik-Karte und will die Kunden locken, die Freude am Fahren suchen. Trotz des größeren Radstands fühlt sich der Seat direkter, straffer an als sein norddeutsc­her Bruder und macht im kurvigen Geläuf richtig Laune. Auch wenn es aus dem Werbesloga­n längst verschwund­en ist: Auf der Straße gibt’s noch „auto emocion“.

Dass auch der von uns getestete, durchzugss­tarke Zweiliter-Diesel mit 150 PS, 360 Newtonmete­r Drehmoment und Siebengang­Doppelkupp­ler seinen Teil zum Fahrspaß beiträgt, ist klar. In 8,6 Sekunden schubst er den Spanier auf Tempo 100 und wird nur noch vom gleich starken Otto-Bruder mit 48-Volt-Unterstütz­ung (1.5 eTSI, ab 29050 Euro) unterboten. Beim Verbrauch kann der dem Selbstzünd­er trotz Elektrifiz­ierung nicht Paroli bieten: Nach WLTP-Lesart gibt sich der TDI mit 3,8 Litern zufrieden. Die Alternativ­en im Motorenreg­al sind ein 115 PS starker Diesel oder die zwei schwächere Ottos mit 130 und 90 PS (ab 20 820 Euro). Geplant sind außerdem eine ErdgasVers­ion und, für das starke CupraModel­l, ein Plug-in-Hybrid.

 ?? Foto: Seat ?? Das Design ist schon mal richtig heiß: der neue Seat Leon traut sich auch optisch was.
Foto: Seat Das Design ist schon mal richtig heiß: der neue Seat Leon traut sich auch optisch was.

Newspapers in German

Newspapers from Germany