Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verflucht zur Unsterblichkeit
Plastikmüll ist auch nach Jahrzehnten wie neu
Es gibt Dinge, die würde man am liebsten für die Ewigkeit konservieren. Das Gefühl, nach einem langen und grauen Winter am ersten Eis des Jahres zu schlecken. Die Spannung, kurz bevor man ein Geschenk auspackt, von dem man schon vorher weiß, dass es grandios sein wird. Das Treffen mit alten Freunden, die einem innerhalb von Sekunden so nah sind, als ob man sich täglich sehen würde. Und dann gibt es diese Dinge, die wir am liebsten in Luft auflösen würde – und die einfach nicht vergehen wollen. Plastik ist so ein Stoff: Praktisch überall hat er sich breitgemacht in unserem Leben. Und er denkt noch nicht einmal daran, seinen Platz auf dieser Welt zu räumen. Forscher haben jetzt herausgefunden, wie hartnäckig der Müll ist. In der Tiefsee haben sie eine rund 20 Jahre alte Quarkpackung und eine noch ältere Mülltüte gefunden – sie waren beide wie neu. Bislang gab es kaum verlässliche Daten, was mit dem Dreck in unseren Meeren geschieht, er war schlicht nicht konkret zu datieren. Diesmal kam der Wissenschaft der Zufall zu Hilfe: In der Mülltüte steckte eine Coca-Cola-Dose, und zwar die Sonderedition zum DavisCup 1988. Die Quarkpackung zeigte eine fünfstellige Postleitzahl, die es erst seit 1990 gibt. Zudem verschwand der Markenname der Milchspeise 1999. Es wird vermutet, dass deutsche Forscher den Müll bei einem Einsatz vor der Küste Perus hinterlassen haben – und damit ein Mahnmal für die Ewigkeit gesetzt haben, auf das sie wohl im Rückblick gerne verzichtet hätten.