Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verflucht zur Unsterblic­hkeit

Plastikmül­l ist auch nach Jahrzehnte­n wie neu

- VON MARGIT HUFNAGEL

Es gibt Dinge, die würde man am liebsten für die Ewigkeit konservier­en. Das Gefühl, nach einem langen und grauen Winter am ersten Eis des Jahres zu schlecken. Die Spannung, kurz bevor man ein Geschenk auspackt, von dem man schon vorher weiß, dass es grandios sein wird. Das Treffen mit alten Freunden, die einem innerhalb von Sekunden so nah sind, als ob man sich täglich sehen würde. Und dann gibt es diese Dinge, die wir am liebsten in Luft auflösen würde – und die einfach nicht vergehen wollen. Plastik ist so ein Stoff: Praktisch überall hat er sich breitgemac­ht in unserem Leben. Und er denkt noch nicht einmal daran, seinen Platz auf dieser Welt zu räumen. Forscher haben jetzt herausgefu­nden, wie hartnäckig der Müll ist. In der Tiefsee haben sie eine rund 20 Jahre alte Quarkpacku­ng und eine noch ältere Mülltüte gefunden – sie waren beide wie neu. Bislang gab es kaum verlässlic­he Daten, was mit dem Dreck in unseren Meeren geschieht, er war schlicht nicht konkret zu datieren. Diesmal kam der Wissenscha­ft der Zufall zu Hilfe: In der Mülltüte steckte eine Coca-Cola-Dose, und zwar die Sonderedit­ion zum DavisCup 1988. Die Quarkpacku­ng zeigte eine fünfstelli­ge Postleitza­hl, die es erst seit 1990 gibt. Zudem verschwand der Markenname der Milchspeis­e 1999. Es wird vermutet, dass deutsche Forscher den Müll bei einem Einsatz vor der Küste Perus hinterlass­en haben – und damit ein Mahnmal für die Ewigkeit gesetzt haben, auf das sie wohl im Rückblick gerne verzichtet hätten.

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Foto: Haeckel, Geomar, dpa Diese Quarkpacku­ng lag 20 Jahre lang im Meer.

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