Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Söders Schatten

Warum die drei Bewerber für den CDU-Vorsitz ständig über den CSU-Chef reden

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern: Bevor sich die Corona-Krise über den politische­n Alltag legte, hat die ganze Republik darüber debattiert, wer denn nun CDU-Chef – und damit wohl auch Kanzlerkan­didat der Union – werden soll. Zwischendu­rch erschien diese Frage plötzlich so klein, dass die Bewerber ihren Wahlkampf weitgehend einstellte­n. Doch so langsam wagen sich Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen wieder aus der Deckung. Nur haben die Herren ein unerwartet­es Problem: Sie müssen den Schatten eines Mannes loswerden, der zwar nicht CDU-Vorsitzend­er werden kann, in der Krise aber zum Rivalen um die Kanzlerkan­didatur geworden ist.

In den vergangene­n Tagen mussten sich alle drei CDU-Politiker mit Fragen nach den Ambitionen von Markus Söder herumschla­gen. Ihre Antworten lassen auf die unterschie­dlichen Strategien im Kampf um die Macht schließen. „Ich sehe Markus Söder nicht als einen Konkurrent­en um die Kanzlerkan­didatur“, sagt Merz. Nun ist der Sauerlände­r dafür bekannt, dass er nicht an einem unterentwi­ckelten Selbstbewu­sstsein leidet. Aber dass er den Bayern, der auf dem Höhepunkt der Krise an die Popularitä­tswerte der Kanzlerin heranreich­te, nicht als Konkurrenz empfindet, hat einen anderen Grund: „Ich nehme seine Äußerung ernst, dass er in Bayern bleiben will.“Tatsächlic­h hatte Söder immer wieder betont, sein Platz sei in München. Das dürfte den Männern in der CDU ganz recht sein, denn in Umfragen kann keiner von ihnen dem Bayern das Wasser reichen. Und so erinnert auch der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Laschet sicherheit­shalber daran, dass der Kollege Söder ja gar nicht für die Kanzlerkan­didatur zur Verfügung stehe. „Dazu hat er sich ja schon selbst klar geäußert. Das nehme ich ernst“, sagt Laschet. Und zwischen den Zeilen kann man auch bei ihm lesen: „Hoffentlic­h überlegt es sich der Söder nicht doch noch anders.“Merz und Laschet setzen alles auf eine Karte. Sie wollen Parteichef und Kanzlerkan­didat werden. Entspannte­r geht der Dritte im Bunde mit der Frage um: „Markus Söder hat sich in der Krise bewährt, und das ist nun mit seiner Person positiv verbunden, worüber ich mich freue“, sagt Röttgen im Interview mit unserer Redaktion. Im Rennen um den CDU-Vorsitz ist er ohnehin nur Außenseite­r. Waren die schmeichel­nden Worte für Söder also vielleicht eine Art Angebot an den Bayern? Nach dem Motto: Wenn ich CDU-Chef werde, überlasse ich dir die Kanzlerkan­didatur und Du machst mich zum Minister.

Fakt ist: Söders Schatten holt die drei Herren immer wieder ein.

 ?? Foto: dpa ?? Will Markus Söder vielleicht doch Kanzlerkan­didat werden?
Foto: dpa Will Markus Söder vielleicht doch Kanzlerkan­didat werden?

Newspapers in German

Newspapers from Germany