Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Kinojahr 2020 steht auf der Kippe

Vom heutigen Montag an dürfen die Kinos in Bayern wieder öffnen – bei maximal 50 Zuschauern im Saal. Welche vielverspr­echenden Filme dieses Jahr zu welchem Termin noch anlaufen sollen. Und was passiert, wenn nicht

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Bisher war das Kinojahr 2020 recht überschaub­ar: „1917“, „Knives out“oder „Sonic the Hedgehog“waren die einzigen größeren Starts. Dann kam Corona und brachte den Plan der großen Studios komplett durcheinan­der. „James Bond“ist auf November verlegt, dann soll „Mulan“kommen – und so fort. Die Liste der verschoben­en Filme ist lang. Wie geht es nun vorerst weiter mit den Filmstarts? Und warum blicken alle Kino-Fans auf Christophe­r Nolans „Tenet“– und darauf, was dessen mögliche Filmstart-Verschiebu­ng für andere Filme bedeuten könnte?

Regisseur Nolan, bekannt für „Inception“, „Interstell­ar“und die „The Dark Knight“-Trilogie, will bei „Tenet“unbedingt am ursprüngli­chen Starttermi­n 16. Juli festhalten. Doch am Ende hat wohl das Studio Warner Bros. das letzte Wort – es geht immerhin um Millioneng­elder hin oder her. Die „Tenet“-Produktion kostete 225 Millionen

Dollar. Damit das Filmstudio überhaupt Gewinne verzeichne­n kann, muss eine gewisse Anzahl an Kinos weltweit für zahlreiche Besucher geöffnet sein.

In Bayern dürfen beispielsw­eise ab heute, Montag, 15. Juni, 50 Zuschauer in einem Kinosaal sitzen, im benachbart­en Bundesland BadenWürtt­emberg hingegen sind es 100. In den Vereinigte­n Staaten wollen Städte wie San Francisco sogar erst ab August ihre Lichtspiel­häuser öffnen, während es in New York oder Los Angeles noch gar keine Termine dafür gibt.

Aufgrund der hohen Produktion­skosten von „Tenet“sollten aber zum Starttermi­n mindestens 80 Prozent aller Kinos weltweit geöffnet haben – nur dann rentiere sich der Film überhaupt, schreibt das USOnline-Portal Deadline. Und: Wenn „Tenet“verschoben würde, bricht eine Kettenreak­tion im Fahrplan der großen Studios aus.

Würde Warner Bros. den Film Nolans auf den 13. August verschiebe­n, müsste zu diesem Termin eigentlich „Wonder Woman 1984“weichen. Das wiederum bedeutet, dass der für Dezember geplante Kinostart von „Dune“von Regisseur Denis Villeneuve ins Jahr 2021 verlegt wird.

Und auch andere Studios wie Disney dürften darauf reagieren, um der Konkurrenz aus dem Weg zu gehen. Sprich: „Mulan“muss wieder verschoben werden. Ursprüngli­ch war der Start am 26. März geplant, derzeit soll der Film am 23. Juli erscheinen – eine Woche nach „Tenet“.

Auch Geheimagen­t James Bond sollte in seinem mittlerwei­le 25. Teil bereits im Kino zu sehen sein. Sein neuer Starttermi­n 12. November ist derzeit der realistisc­hste. Eine Woche zuvor soll der neue Marvel-Superhelde­nfilm „Black Widow“mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle anlaufen.

Aber nicht nur die für das laufende Jahr geplanten Filmstarts stehen auf der Kippe. Viele Produktion­en für die Zeit danach mussten aufgrund der Corona-Pandemie ihre

Dreharbeit­en aussetzen. „Mission Impossible 7“etwa wollte drei Wochen lang in Venedig drehen. „Avatar 2“oder „Batman“erging es ähnlich. Angeblich sollen diesen Monat Dreharbeit­en vereinzelt wieder aufgenomme­n werden. In Hollywood sind immerhin Fernsehpro­duktionen seit vergangene­r Woche wieder erlaubt.

Was aber passiert mit der OscarVerle­ihung 2021? Eigentlich liegt er noch in weiter Ferne. Die für den

28. Februar geplante Veranstalt­ung soll zwar stattfinde­n, doch die Regularien werden geändert: Da wegen Stay-at-Home-Anordnunge­n die Kinos in Kalifornie­n geschlosse­n bleiben mussten, dürfen 2021 Filme teilnehmen, die nur gestreamt wurden. Zudem werden die zwei TonPreise zusammenge­legt. Dadurch sinkt die Anzahl der Kategorien auf

23.

Halten wir fest: Alles steht oder fällt mit dem Starttermi­n von Christophe­r Nolans „Tenet“. Wird es der

16. Juli, ist das Kinojahr 2020 in Teilen gerettet.

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Foto: oh Der Schauspiel­er Heath Ledger (1979– 2008) als Joker in „The Dark Knight“des britisch-US-amerikanis­chen Regisseurs Christophe­r Nolan.

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