Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verschiedene Klappenprothesen
● Kunstklappen Mechanische Klappenprothesen bestehen aus speziellen Kunststoffen (vor allem Carbon). Sie sind unbegrenzt haltbar, allerdings führt der Einsatz nicht-biologischen Materials dazu, dass der Körper die Gerinnung aktiviert. Daher müssen die Patienten ihr Leben lang blutverdünnende Medikamente einnehmen. Wenn sich die Herzklappe schließt, kann ein Geräusch entstehen, das mitunter als störend empfunden wird. Mechanische Klappen kommen wegen ihrer Haltbarkeit vor allem für jüngere Patienten infrage.
● Gewebeklappen Diese Prothesen werden aus biologischem Gewebe hergestellt: Meist dienen Rinder- oder Schweineherzen als Grundlage. Damit die Klappe nicht vom Körper abgestoßen wird, wird sie im Vorfeld chemisch behandelt. Gerinnungshemmer muss der Patient nur in den ersten Monaten nach dem Eingriff nehmen. Der Nachteil biologischer Klappen ist, dass sie verschleißen und nur eine begrenzte Zeit haltbar sind. Seit wenigen Jahren gibt es auch eine Operationsmethode, bei der die Klappe aus dem Herzbeutel des Patienten geformt wird. Gerinnungshemmer sind dann nicht nötig, außerdem versprechen sich Ärzte von der „maßgeschneiderten Klappe“eine lange Haltbarkeit.
● Minimalinvasiver Eingriff Spezialklappen aus biologischem Material können auch per Herzkatheter eingesetzt werden (TAVI). Dabei ist meist nur ein kleiner Schnitt in der Leistengegend nötig. Der Patient bekommt in der Regel keine Vollnarkose und wird auch nicht an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Das Verfahren ist besonders schonend und eignet sich vor allem für alte Menschen mit einem hohen Operationsrisiko. Da unklar ist, wie lange die implantierten Klappen halten, muss man bei gesunden Patienten, die jünger als 75 sind, sorgfältig die Vor- und Nachteile abwägen. (tol)