Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn der Handwerker Ärger macht
Diese Rechte gibt es gegen Abzocke
Stuttgart Wenn nur für das Öffnen einer Haustüre mehrere hundert Euro fällig werden und für die Reinigung eines verstopften Abflusses gleich ein üppiger vierstelliger Betrag in Rechnung gestellt wird, dann haben unseriöse Handwerker neue Opfer gefunden. „Ärger über überteuerte und unberechtigte Handwerkerrechnungen machen einen großen Teil unserer Arbeit aus“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Leichte Beute machen unseriöse Dienstleister bei Notfällen im Haushalt. „In dieser unangenehmen Situation sind die Verbraucher gestresst und nervös, das macht sie anfällig für überzogene Rechnungen.“So können Sie Ärger vermeiden:
● Vorbereiten Wer sich schon vorher mal über ortsansässige, zuverlässige Notdienste informiert hat, wird im Notfall nicht überrascht. Die Kontaktnummern dieser Anbieter werden am besten im Smartphone gespeichert oder bei Nachbarn hinterlegt. Steht man ohne Schlüssel vor der Tür, weiß man direkt, wo man anrufen kann. Doch auch ohne diese Vorbereitung ist man windigen Handwerkern nicht ausgeliefert. Schon bei der telefonischen Kontaktaufnahme mit einem Notdienst sollte ein Zeuge mithören. Und: „Wenn Sie das Unternehmen nicht kennen, lassen Sie sich zuerst die Kontaktdaten und den Ansprechpartner geben“, rät Bauer. Dann sollte man das Problem möglichst genau beschreiben und schon einen Preisrahmen festlegen. Dieser wird durch den Stundenlohn, Anfahrtskosten und Zuschläge für besondere Einsatzzeiten bestimmt.
● Notfalls die Polizei rufen Vor Ort gilt es Ruhe zu bewahren, etwa, wenn die Firma mit einem zusätzlichen Mitarbeiter anrückt, der nicht erforderlich ist, aber Extrakosten verursacht. Besonders beliebt ist auch, bei einer einfachen Türöffnung das Schloss zu zerstören, um so einen teuren Neueinbau zu rechtfertigen. Dagegen können sich Kunden wehren. Die Verbraucherzentrale rät: Genau hinschauen, Zeugen einbinden und Fotos machen. Die nächste Falle lauert beim Bezahlen: „Auf keinen Fall direkt bar oder am mobilen EC-Terminal zahlen, auch wenn die Notdienste darauf drängen“, warnt Bauer. Wird Druck ausgeübt, sollten Verbraucher nicht zögern, die Polizei zu rufen. „Wenn eine Rechnung offensichtlich überteuert ist oder gedroht wird, die eben geöffnete Wohnungstüre wieder zu schließen, stehen auch Straftaten wie Wucher oder Nötigung im Raum“, so Bauer.
● Lokale Handwerker beauftragen Nicht nur bei Notdiensten können Kunden an unseriöse Dienstleister geraten. Berüchtigt sind reisende Kolonnen, die von Haustüre zu Haustüre ziehen. Dabei wird vollmundig die Sanierung von Einfahrten oder das Beseitigen angeblicher Dachschäden angeboten, sofort und zu vermeintlich günstigen Bar-Preisen. Die ortsfremden Betriebe sind aber oft nicht mehr erreichbar, wenn sich nach den Arbeiten Mängel oder Schäden zeigen. Lokale Anbieter aber bleiben ansprechbar, falls es zu Problemen kommt.